Wettbewerb
Freundlich, aber bestimmt: Worauf es als Schülerlotse ankommt
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Polizei und Verkehrswacht ermittelten die besten Verkehrshelfer.
Von Jutta Schreiber-Lenz
Solingen. Es ging um Rollenspiele, Reaktionstests und das Schätzen von Bremswegen: Am Freitag fand endlich wieder der Wettbewerb der besten Solinger Schülerlotsen statt. Die Verkehrswacht Solingen hatte in Kooperation mit der Polizei auf das Gelände der Stadtwerke an der Weidenstraße eingeladen – zum ersten Mal nach der dreijährigen Corona-Pause.
Die 220 Schüler und Schülerinnen im Lotsendienst an mittlerweile sieben Solinger Schulen hatten zuvor intern einen schriftlichen Test absolviert. Jeweils die drei Besten dieses Vorentscheids traten am Freitag gegeneinander an, so dass 18 Jugendliche sich beweisen mussten. Die Theodor-Heuss-Schule hatte abgesagt.
Bremsweg musste richtigberechnet werden
Begleitet und angeleitet von den drei Solinger verkehrserziehenden Polizisten Katrin Grastat, Philipp Hörnig und Daniela Berghaus, sowie vom Verkehrswacht-Vorstandsduo Jürgen Dahlmann und Uli Schmidt war nicht nur die vielzitierte Bremsweg-Schätzung eine Herausforderung. Es galt, Pylonen an die Stellen zu setzen, an der ihrer Ansicht nach der von Schmidt gesteuerte Wagen bei gefahrenen 30 Stundenkilometern stehenblieb.
Die Teilnehmer der Alexander-Coppel-Schule überließen nichts dem Augenmaß. Als ausgebildete Verkehrskadetten waren sie gut im Thema. Folglich rechneten sie den Anhalteweg im Kopf aus, zogen den Reaktionsweg ab und erhielten den Bremsweg. Den maßen sie dann mit Schritten ab.
Aber auch ihre Lotsenkollegen und Kolleginnen schnitten nicht schlecht ab bei dieser Aufgabe. Schwieriger war es bei der doppelten Geschwindigkeit, die einen vierfachen Bremsweg verursacht. Fürs „Überfahren werden“ gab es rigoros null Punkte. Die Jugendlichen waren intensiv und motiviert bei der Sache.
Wie lief der Reaktionstest ab?
Auch der zuvor abgelegte Reaktionstest hatte ihnen sichtlich Spaß gemacht. Binnen 20 Sekunden blitzschnell auf überraschend aufleuchtende Flächen zu drücken, erforderte äußerste Konzentration. Jule Zielke, eine der Verkehrskadetten, schnitt am besten ab und wurde von Uli Schmidt in eine zweite Runde geschickt. Eine, in der er sich größte Mühe gab, sie mit Alltagsfragen abzulenken. Das gelang tatsächlich etwas. „Es ist ein großer Unterschied, ob man sich als Verkehrsteilnehmer voll auf die Straße konzentriert oder sich unterhält oder gar zeitgleich aufs Handy schaut “, erläuterte er den Zweck dieser Demonstration.
Wichtig war auch das Rollenspiel, in dem Katrin Grastat und Daniela Berghaus in kleinen Szenen verschiedene Figuren darstellten, mit denen die Lotsen in ihrem Alltag zu tun haben. Einzeln zogen die Teilnehmer ihre Aufgaben aus einem Umschlag wie etwa: „Du bist im Dunkeln an deiner Lotsenstelle. Ein Radfahrer kommt an, mit Helm, aber ohne Beleuchtung. Was sagst Du ihm?“ oder „Du bist morgens an deiner Lotsenstelle. Ein Autofahrer, der es eilig hat, beschwert sich, weil es ihm zu lange dauert. Was sagst Du ihm?“ Fünf Jurymitglieder, unter anderem von der Polizei, der Stadtverwaltung und den Verkehrsbetrieben, bewerteten die Antworten. „Kriterien sind vor allem, den richtigen Umgangston zu treffen“, erklärte Grastat. „Deutlich und in der Sache korrekt, aber freundlich und ruhig“. Das sei gar nicht so einfach.
Die fünf Erstplatzierten
- 1. Jule Zielke (Alexander-Coppel-Gesamtschule)
- 2. Paul Grastat (Gymnasium Schwertstraße)
- 3. Lena Herzog (Gymnasium Schwertstraße)
- 4. Stiene Zielke (Alexander-Coppel-Gesamtschule)
- 5. Emma Grastat (Gymnasium Schwertstraße).
Für sie geht es nun am 6. Juni nach Wuppertal zum Landeswettbewerb. Alle Teilnehmer bekamen zum Dank fürs Mitmachen kleine Geschenke. „Für euren Einsatz bei Wind und Wetter, im Dunkeln und inklusive frühem Aufstehen“, wie Jürgen Dahlmann betonte.
Hintergrund
Seit 70 Jahren gibt es auch in Deutschland Schülerlotsen. Die Idee stammt aus den USA und ist ein zweifelsfreies Erfolgsmodell. In Solingen beteiligten sich im Laufe der letzten Jahre immer mehr Schulen, aktuell sind es sieben.