Überwältigende Resonanz
4000 Menschen feiern im Südpark Fest der Begegnung
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Die Veranstaltung für ukrainische Geflüchtete und Einheimische sorgt für einen Besucherrekord.
Von Andreas Erdmann
Solingen. Auch am Tag des orthodoxen Osterfests setzte die russische Armee ihren Angriffskrieg in der Ukraine fort. „Es gibt wohl kaum einen größeren Gegensatz als den Krieg und das Osterfest“, so eröffnete der orthodoxe Erzpriester Volodymyr Chayka die Ostermesse am Sonntag, die zum „Fest der Begegnung“ auf dem Platz hinter dem Alten Bahnhof am Südpark stattfand. Die Veranstaltung zum orthodoxen Osterfest stieß auf gewaltige Resonanz: Rund 4000 Besucher – Geflüchtete ebenso wie Einheimische – bewegten sich auf dem Gelände hinter dem Bahnhof, an und in den Güterhallen und auf den Wiesen.
Solingen zeigt sich solidarisch mit der Ukraine - So können Sie jetzt helfen
Ostern sei ein Fest, welches Leben, Zukunft und Hoffnung vermittelt, betonte Chayka, der Dekan der ukrainisch-orthodoxen Kirche in Köln ist. Krieg aber stehe für Tod, Vernichtung, Zerstörung. „Um so wichtiger, dass wir hier Ostern feiern: Jesus zeigte uns, dass der Tod nicht das letzte Wort hat.“ Michaela Rohr, Pfarrerin der evangelischen Lutherkirchengemeinde in Solingen, wirkte an der Liturgie mit.
Fest der Begegnung im Südpark




„Wir sind von der Resonanz vollkommen überwältigt“, erklärten die Solingerin Daniela Hermes und die Ukrainerin Olena Tanchynets, die die Veranstaltung gemeinsam mit etlichen Helferinnen und Helfern in kürzester Zeit auf die Beine gestellt hatte.
Olena Tanchynets ist in ihrer Heimat Kiew als Direktorin eines Kultur- und Bildungszentrums tätig. „Viele ukrainische Geflüchtete aus den umliegenden Städten sind eigens zu unserem Fest angereist, zumeist Frauen mit ihren Kindern. Dazu gesellen sich jede Menge Solinger“, berichtete Hermes. Einander kennenlernen, sich vernetzen und einen Augenblick ein Stück Heimat in der Klingenstadt erleben: Das sei das Ziel des Begegnungsfestes, betonten die Organisatorinnen: „Viele Geflüchtete sind noch isoliert und suchen Kontakt.“
Der Termin zu Ostern sei nun ganz bewusst gewählt - besonders für die Kinder: „Für sie ist es wichtig, das orthodoxe Fest als positives Ereignis zu erleben, so dass Krieg und Leid an diesem Tag so gut wie möglich aus den Köpfen weichen können“, sagte Hermes.
„Wir sind von der Resonanz vollkommen überwältigt.“
Es gab ein reichhaltiges Programm. Eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen stellte Lieder ihrer Heimat vor. Für die Jüngsten hatte das Spielmobil-Team zwei Hüpfburgen und eine Rollenrutsche aufgebaut. Die Kunstateliers waren geöffnet. Manche Künstler planen bereits Aktionen vor allem mit ukrainischen Kindern. Im Atelier Gleis 3 gab es eine Mal-Aktion für Kinder und Erwachsene. Im Kunstraum Solingen bestand Gelegenheit, Blankokarten für eine große Collage zu bemalen. Einzelne Kunstateliers zeigten gezielt Werke zum Osterthema oder auch Bilder ukrainischer Künstler. Eine Ausstellung machte besonders betroffen: Im neuen Atelier Michael Boeck waren unter dem Titel „Deadlines“ 18 ausgewählte Fotos des von Russen getöteten ukrainischen Fotojournalisten Maks Levin zu sehen. Eine Psychotherapeutin betreute den Raum.
„Ich stamme aus Kiew, kam gerade erst vor einem Tag in Solingen an“, berichtete Besucherin Tanja Ilina. „Nun bin ich sehr überrascht über das Entgegenkommen und die Gastfreundschaft hier.“ Die Solinger Herbert und Inge Höhmann erklärten: „Wir sind gekommen, um unsere Solidarität mit dem ukrainischen Volk zu bezeugen und Kontakte zu knüpfen.“
Ehrenamtliche
Zu den ehrenamtlichen Helfern gehörten Falk Dornseifer als Organisator des Zöppkesmarkts und offizieller Veranstalter, Sabina Vermeegen, Engagementförderin der Katholischen Kirche, Peter Amann, Petra Krötzsch und Michael Boeck für Güterhallen e.V. Finanzielle Unterstützung gab es vom Lions Club, dem Rotary Club und den Soroptimisten. Die Bäckerei Stöcker stellte ihre Backstube zur Verfügung.
Standpunkt: Ohne Ehrenamt geht nichts
Von Anja Kriskofski
Sie hatten Hunderte Osterbrote gebacken. Dass zum Fest der Begegnung jedoch Tausende kommen würden – damit hat wohl niemand gerechnet. So viele Menschen wie am Sonntag hat man im Südpark lange nicht gesehen. Der Erfolg der Veranstaltung, diese besondere Geste des Willkommens, zeigt einmal mehr: Ohne ehrenamtliches Engagement geht nichts. Freiwillige Helferinnen und Helfer haben das Fest in kürzester Zeit auf die Beine gestellt. Als im März die ersten Geflüchteten auch nach Solingen kamen, waren es zuerst Bürger, die Wohnraum anboten, Kleiderspenden organisierten und ukrainische Familien zur Anmeldung begleiteten. Das Fest im Südpark hat einmal mehr gezeigt, wie gut das Miteinander in Solingen funktioniert: Jemand hat eine Idee und viele helfende Hände packen mit an. Aus der Veranstaltung wird sicher Weiteres wachsen: Neue Kontakte wurden geknüpft, in den Künstlerateliers werden eigens Angebote für ukrainische Kinder geplant. Unterstützung wird weiter gebraucht. Denn es sieht leider nicht danach aus, als würde der Krieg in der Ukraine schnell enden.