Retrospektive
40 Jahre Bananensprayer: Wie der Künstler zu seinem Motiv kam
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Galerie Art-Eck zeigt ab Samstag eine Retrospektive zu Thomas Baumgärtel.
Von Philipp Müller
Solingen. Unter dem Titel „Highlights aus 40 Jahren Bananen“ startet am Samstag in der Galerie Art-Eck am historischen Marktplatz eine Retrospektive. Galerist Dirk Balke widmet sie dem als Bananensprayer bekannten Künstler Thomas Baumgärtel. Arbeiten aus unterschiedlich Werkgruppen sind dazu in der kleinen Galerie zusammengestellt.
Warum die Banane zu seinem wichtigsten Motiv seiner Kunst wurde, weiß der in Köln lebende und arbeitende Künstler noch ganz genau. 1983 machte er in einem katholischen Altenheim Zivildienst. „Über jedem Bett hing ein Kruzifix. Das kam mir vor, als wären die Alten schon tot.“ Eines Morgens entdeckte er ein Kreuz, das von der Wand gefallen war. Der Jesus aus Porzellan war zerbrochen. Nur das Holzkreuz mit den Nägeln war noch ganz. Spontan hängte er das Kreuz wieder auf und ersetze Jesus durch seine Frühstücksbanane. „Da war mir sofort klar: Du willst nicht, wie es dein Vater wünscht, Mediziner werden. Du willst Kunst machen.“
Neben der Kunst studierte er auch in Köln Psychologie, ganze zwölf Jahre lang. Und es gab eine Verbindung. Im Studium wurde genau untersucht, wie Kunstwerke auf Menschen wirken, wie sie mit ihnen umgehen. Dieses Rüstzeug der Psychologen setzt Baumgärtel bis heute in seiner Bananen-Kunst ein. Er plant genau, wie die Banane in welchem Kontext wirken soll. Dann freut er sich heute noch wie ein Kind, wenn es funktioniert. Dabei ist seine Kunst alles andere als unbeschwert kindlich. Die gesprühte Banane an Kunstmuseen oder Kunstgalerien ist für ihn auch immer der Start der Debatte um den Sinn des Kunstbetriebs. Er will provozieren, er will Orte als solche der Kunst markieren und auszeichnen.
„Highlights aus 40 Jahren Bananen“ in der Galerie Art-Eck




Aber es darf durchaus auch das Portal des Kölner Doms sein. Denn die Banane ist zugleich auch die Metapher für die Kritik „Alles Banane“ und zudem das Symbol für die „Bananenrepublik. Richtig eingesetzt, wie am Kölner Dom, erwächst dann auch Protest gegen den Umgang mit sexuellem Missbrauch durch katholische Geistliche.
Für sich selbst hat er ein „Banana Diary“ geschaffen. 250 Bananenmotive auf Leinwand sind entstanden. „Jedes Bild erzählt dabei von meiner Geschichte“, erklärt Baumgärtel. Seine Kunst im öffentlichen Raum, die Banane, ohne Absprache zu sprayen, löst Konflikte aus, die bis vors Gericht führten. Er eckt auch politisch bei Prominenten an. Dem türkischen Präsidenten Erdogan steckt er eine Banane ins Hinterteil. Der Künstler musste beschützt werden. Im Art-Eck ist das nicht zu sehen, aber sehr wohl, wie Bananen, Wissenszusammenhang und die Botschaft Baumgärtels zur Kunst zusammenwachsen.
Vernissage, Samstag, 11. März, 16 Uhr, Art-Eck, Küllersberg 1