„Fridays-for-Future“-Ortsgruppe solidarisiert sich mit den Menschen in der Ukraine.
Von Manuel Böhnke
Solingen. Im Demonstrationszug klaffte eine Lücke. Sie stand symbolisch für diejenigen, die sich gerne am zehnten globalen Klimastreik von „Fridays for Future“ beteiligt hätten – aber nicht konnten. Damit solidarisierte sich die Solinger Ortsgruppe allen voran mit den Menschen aus der Ukraine, die ihre Heimat wegen des russischen Angriffs verlassen oder verteidigen müssen. Neben dem Klimaschutz war der Krieg das zentrale Thema bei der Demonstration am Freitagmittag. Laut Polizeiangaben zogen in der Spitze 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch die Solinger Innenstadt.
Es bringt nichts, Krisen gegeneinander auszuspielen.
Ist eine solche Veranstaltung in der aktuellen Situation angemessen? Ja, betonte Till Burberg. „Es bringt nichts, Krisen gegeneinander auszuspielen. Politik muss für jede Krise vernünftige Antworten finden“, sagte der Sprecher der Solinger Fridays-for-Future-Gruppe. Zudem bestehe ein Zusammenhang zwischen dem Krieg in der Ukraine und der deutschen Energiepolitik.
Dieser Aspekt wurde in einigen Redebeiträgen thematisiert. Finn Grimsehl-Schmitz (Grüne) erinnerte daran, dass für Öl- und Gas-Exporte weiterhin täglich große Geldsummen nach Russland fließen. „Kohle, Gas und Öl heizen Konflikte an und finanzieren diese Krise“, verdeutlichte Johanna Limbach. Für Frieden und soziale Gerechtigkeit sei Klimagerechtigkeit notwendig. Pfarrer Joachim Römelt sagte, dass der Klimawandel Anlass für neue Konflikte biete: „Wenn es uns nicht gelingt, den Klimawandel zu stoppen, werden die nächsten Kriege um Wasser und fruchtbare Böden geführt.“
Solinger demonstrieren gegen Krieg und für mehr Klimaschutz
Die Kritik der Demonstrantinnen und Demonstranten richtete sich in erster Linie gegen die Politik. Till Burberg monierte, dass auch die neue Bundesregierung keine Pläne vorgelegt habe, wie sich der menschengemachte globale Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius begrenzen lässt. Die lokalen Entscheidungsträger wurden ebenfalls angesprochen. „Es ist beschämend, wie viele Kommunalpolitiker noch nicht verstanden haben, wie dringlich die Situation ist“, sagte Oliver Wagner, Mitarbeiter des Wuppertal Instituts und Mitglied bei „Scientists for Future“.
Aktivisten legen sich auf den Walter-Scheel-Platz
Als Signal, dass auch vor Ort mehr für den Klimaschutz getan werden müsste, fand vor dem Rathaus ein „Die-in“ statt: Auf Kommando legten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wie tot auf den Walter-Scheel-Platz. Kritik kam vor allem an der geplanten BHC-Arena auf sowie an den Diskussionen, die Kleingartenanlage Bussche-Kessel-Weg durch Gewerbe zu ersetzen.
Die Demonstration startete am Neumarkt und führte über die Stationen Rathaus, Cronenberger, Goerdelerstraße und Entenpfuhl zurück zum Ausgangspunkt. Till Burberg gestand ein, auf eine höhere Teilnehmerzahl gehofft zu haben. „Wir freuen uns aber über jeden, der hier ist – insbesondere die vielen Grundschulkinder.“ Für sie wurde am Ende des Demonstrationszugs ein separater, ruhigerer Bereich eingerichtet.
Unter anderem waren die Grundschulen Meigen und Uhlandstraße mit größeren Gruppen vor Ort. „Wir haben die Eltern über unseren Plan informiert und um Zustimmung gebeten“, berichtete Sabine Riffi, Leiterin der Uhlandstraße. Mit den Kindern wurden die Themen besprochen und Schilder vorbereitet. Parallel zur Demonstration fanden in der Schule kleinere Aktionen unter dem Motto „Wir schützen den Planeten“ statt.
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