Umwelt-Check
Solawi heißt: Das Gemüse dort abholen, wo es gewachsen ist
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Heute erklären wir das Konzept der Solidarischen Landwirtschaft – sie gibt es auch in unserer Region
Von Renate Bernhard
Wenn ich heute einen Supermarkt betrete, weiß ich, wie viel Lebensmittelverschwendung sich hinter Gemüse-Sorten verbergen kann. Die fleckenfreien, sauberen, in Plastik verpackten, oft unreif geernteten, gespritzten und vielfach auch begasten Gemüse-Arten sind zum Teil über tausende Kilometer aus anderen Klimazonen angereist: Kiwis aus Neuseeland, Zuckerschoten aus Kenia, Trauben aus Südafrika, die, wenn sie nicht rechtzeitig gekauft werden, am Ende im Müll landen.
Nach fünf Jahren Kenntnis der solidarischen Landwirtschaft weiß ich, was ich als Stadtkind vorher nicht wusste: wann was wächst und wie unterschiedlich es aussehen kann. Möhren mit drei Wurzeln wie ein Backenzahn oder auch riesig groß, aber nur selten völlig gerade gewachsen. Nun weiß ich, dass Kürbisse nicht nur zu Halloween, sondern monatelang halten können, ein ideales Wintergemüse für die Zeit jetzt, wenn die Natur am wenigsten zum Essen zur Verfügung stellt. Und ich habe gelernt, all diese Gemüse vielfältig zuzubereiten. Dass im späten Winter in unseren Breiten Postelein, Feldsalat und Löwenzahn wachsen, dass ich wunderbar auf geraspelte Wurzelgemüse als Rohkost ausweichen kann und wie lecker Sauerkraut und Grünkohl als Salat schmecken. Dass das Frühjahr die Zeit der grünen Kräuter und der Blattgemüse ist. Dass die beliebte italienische Küche in unserem Breiten eine Hochsommerküche ist. Tomaten, Zucchini, Paprika, Auberginen – sie wachsen nicht das ganze Jahr, wie es der Supermarkt suggeriert.
Mit mir sind 200 andere aktuell bei einer solidarischen Landwirtschaft dabei. In Hofbriefen erfahren wir, was gerade Thema ist auf dem Hof. Zum Beispiel mangelnder Regen, weswegen mit Unterstützung ein großer Speicherteich gebaut wurde. Dass die Kühe nun wieder kalben und es bald wieder mehr Milch und dann auch wieder Frischkäse geben wird, nachdem sie eine Weile „trocken“ gestanden haben und sich vom Muttersein erholen konnten. In der solidarischen Landwirtschaft (Solawi) tragen mehrere private Haushalte die Kosten eines landwirtschaftlichen Betriebs, wofür sie im Gegenzug dessen Ernteertrag erhalten.
41 Solawis liegen aktuell in NRW. Mettmann, Kaarst und Velbert sind die nächsten in der Region. Meine Solawi ist der Hof Vorberg in Velbert-Langenberg. Wir zahlen einen Monatsbeitrag und erhalten einmal die Woche eine Gemüsekiste in Demeterqualität und wenn gewünscht auch Milch, Eier, Käse, Obst. Man verpflichtet sich für ein Jahr. Es gibt Angebote wie Erntedankfest und freiwillige Mitarbeit.