Bergisches Wissensforum

So starten Sie mit Kommunikation durch

Peter Brandl (55) ist Pilot, Unternehmer und Trainer. Seine Erfahrung gibt er gern weiter.
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Peter Brandl (55) ist Pilot, Unternehmer und Trainer. Seine Erfahrung gibt er gern weiter.

Pilot Peter Brandl spricht beim sechsten und letzten Vortrag des „Bergischen Wissensforums“ am 28. März. Was die Zuhörer erwartet und welchen Nutzen das alles fürs Leben bringt.

Das Gespräch führte Melissa Wienzek

Herr Brandl, was haben die Luftfahrt und erfolgreiches Kommunizieren miteinander zu tun?
Peter Brandl: Auf den ersten Blick gar nichts. Aber beides wird von Menschen gemacht. Und beides kann schiefgehen. Auf die Kommunikation bezogen bedeutet es: Haben wir Konflikte oder Stress, verlieren wir Kunden. In Bezug auf die Fliegerei gibt es mittlerweile sehr gute Forschungen, warum etwas schiefgeht. Dies lässt sich viel auf Kommunikation, auf menschliches Verhalten und somit auch auf Unternehmen übertragen.
Warum versagen Menschen denn eigentlich in herausfordernden Situationen?
Brandl: Tatsächlich glaube ich nicht, dass wir versagen, sondern wir funktionieren. Wir sind nicht für die Welt geschaffen, in der wir leben. Wir sind nicht dafür gemacht, den ganzen Tag vor einen Monitor zu schauen oder ein Flugzeug zu fliegen. Studien bestätigen: Unter Stress neigt das menschliche Gehirn dazu, zu rudimentären Rettungsimpulsen zu greifen: angreifen, abhauen, totstellen, um es vereinfacht auszudrücken. In den herausfordernden Situationen, in denen wir heute leben, müssen wir es also schaffen, dieses Muster zu unterbrechen.
Und wie schaffe ich das?
Brandl: Im Prinzip nur mit einer einfachen Sache: Vorbereitung. Das klingt banal, aber in der konkreten Situation, wenn Ihnen alles um die Ohren fliegt, geht das Großhirn in Pause und das Stammhirn übernimmt die Kontrolle. Wenn der Prozess erst einmal auslöst, wird es schwer. Hier hilft es, sich gedanklich vorzubereiten. Als Pilot tue ich das zum Beispiel in einem Flugsimulator. Erinnern Sie sich einmal an den Piloten, der im Hudson River in den USA damals notlandete. Man hat ihn gefragt: ,Wie haben Sie das geschafft?‘ Und er sagte: ,Ich war vorbereitet‘. Das kann man aufs normale Leben übertragen. Fragen Sie sich doch einmal: Was wäre, wenn ich morgen meinen Job verlöre? Was würde ich dann tun? Vorbereitet sein, einen Plan B haben, hilft. Denn das hilft mir, den Schockmoment zu überstehen. Das zweite ist: Wenn ich vorbereitet bin, erfahre ich meine Selbstwirksamkeit. Ich weiß, dass ich etwas gelernt habe, ich weiß, dass ich handlungsfähig bin. Und das lässt mich in der konkreten Situation wirksam werden. Wir leben in einer Welt, in der uns einiges passieren kann, aber darauf kann ich mich vorbereiten.
Sich vorbereiten heißt auch immer, Entscheidungen zu treffen. Wie gelingt es mir, gerade schwere Entscheidungen zu treffen?
Brandl: Man sollte sich überlegen: Wo will ich langfristig gesehen hin? Die Frage kann kaum jemand auf der Straße beantworten. Auch meist nicht die Manager in Unternehmen, in denen ich Coachings durchführe. Ich kann aber nur eine bessere Entscheidung treffen, wenn ich weiß, wo ich hin will. Also eine Art Kompass, an dem ich mich ausrichten kann. Sich ein Ziel zu setzen, hilft. Und: Ich muss irgendwann einfach den Mut zum ersten Schritt haben. Kindern fällt das übrigens sehr viel leichter – man denke nur an den ersten Sprung vom Ein-Meter-Brett. Jeder mutige erste Schritt birgt natürlich das Risiko des Scheiterns. Aber wenn ich den ersten Schritt nicht gehe, dann bin ich schon längst gescheitert.
Wie kann ich mich in diesen schweren Zeiten, die geprägt sind von Krisen, überhaupt aufs Wesentliche konzentrieren und mich motivieren?
Brandl: Wir sollten uns bewusst machen: Was gerade passiert, ist sehr herausfordernd. Aber auch unsere Vorfahren mussten schon schwierige Zeiten durchstehen. Ich sollte mir überlegen: Was ist für mich das Wesentliche, das Wichtigste im Leben? Und bringe ich dafür annähernd angemessen Zeit auf?
Ihr Thema ist die „Crash-Kommunikation“. Wie lerne ich am besten aus meinen Fehlern?
Brandl: Ich glaube, dass wir grundsätzlich eine neue Kultur brauchen, die anders mit Fehlern umgeht. Denn die Veränderungsgeschwindigkeit hat so dramatisch zugenommen – um perfekt zu sein, sind wir eigentlich viel zu langsam. Wir werden in unserem Leben stets darauf konditioniert, Fehler zu vermeiden. Schon in der Schule. Aber: Zu jeder Entwicklung gehören Fehler dazu! Wir sollten es schaffen, unsere eigenen Fehler als Feedback zu verstehen und nicht als Versagen. Denn so konzentrieren wir uns auf die Lösung – die liegt immer in der Zukunft.
Wie kann ich neu durchstarten und auf maximale Flughöhe kommen?
Brandl: In der Fliegerei heißt es: ,Nase nach oben und machen.‘ Auch Pu der Bär hat schon gesagt: ,Weine nicht über vergossene Milch.‘ Der erste Schritt ist, dass ich das, was war, loslasse. Das können Verletzungen oder Enttäuschungen sein. Ich muss natürlich nicht so tun, als wäre alles geheilt. Aber ich muss in die Zukunft schauen. Hass und Gram sollte ich loslassen – denn das verklebt mich nur mit der Vergangenheit. Dann sollte ich mir die Frage stellen: Wo will ich hin? Und dann den ersten Schritt machen – so kann ich durchstarten. Viele sind unzufrieden. Einige wissen vielleicht auch, wo sie hinwollen. Aber sie wissen nicht, wie. Deshalb fangen viele nicht an. Wichtig ist hierbei der Glaube an die Machbarkeit des ersten Schrittes. Wie bei der Hudson- River-Notlandung. Der Pilot wusste nicht, ob er es schaffen würde. Aber er wusste, was der erste, zweite und dritte Schritt war, den er tun konnte. Und das tat er einfach – und zwar mit Erfolg, wie uns die Geschichte gelehrt hat.

Vortrag & Person

Zum Vortrag: Peter Brandl, Berufspilot, Unternehmer und Kommunikationstrainer, spricht beim sechsten und letzten Vortrag des „Bergischen Wissensforums“ von ST, Remscheider General-Anzeiger, Walbusch und Volksbank im Bergischen Land in Kooperation mit der Agentur Sprecherhaus am Dienstag, 28. März, über Kommunikationsstärke. Beginn ist 19.30 Uhr im Bürgersaal der Evangelischen Stadtkirche, Kirchplatz 14. Eine Karte kostet 49 Euro, für ST-Karten-Inhaber exklusiv nur 39 Euro. Buchung: Tel. (0 25 61) 9 79 28 88; sprecherhaus-shop.de

Zur Person: Peter Brandl (55) wurde in Jena geboren, zog mit seiner Mutter vor der Wende in den Westen. Als Junge wollte er immer fliegen. Also lernte er Segelfliegen. Mit 14 sagte ihm sein Fliegerarzt, dass er ungeeignet sei, weil er eine Brille trug. Also studierte er erst Sozialwesen, gründete mit Ende 20 dann ein Trainingsunternehmen, holte mit Mitte 30 aber die Fluglehrer- und Linienfluglizenz nach. Seit 30 Jahren ist er als Trainer und Berater unterwegs, oft trainiert er mit Piloten. Brandl hat bereits über 3500 Veranstaltungen abgehalten, sechs Bücher geschrieben, das siebte steht in den Startlöchern. Er pendelt zwischen Berlin und Los Angeles.

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