Training

So sind Sie sicher auf dem Pedelec unterwegs

Jürgen Dahlmann, Vorsitzender der Verkehrswacht, gab den Teilnehmern Hilfestellung, auch beim Anzuhalten, ohne die Füße von den Pedalen zu nehmen.
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Jürgen Dahlmann, Vorsitzender der Verkehrswacht, gab den Teilnehmern Hilfestellung, auch beim Anzuhalten, ohne die Füße von den Pedalen zu nehmen.

ST–Leserinnen und -Leser nahmen am Ü-55-Kurs der Verkehrswacht teil - das sind die wichtigsten Tipps.

Von Jutta Schreiber-Lenz

Solingen. Welcher Bautenzug am eigenen Pedelec ist eigentlich für welches Rad zuständig und bremsen sie beide gleich stark? Ist eine Rücktrittbremse sicherer oder ist es besser, ausschließlich auf Handbremsen zu setzen? Und welcher Helm bietet den größtmöglichen Schutz bei einem Sturz?

Mit solchen technischen Fragen startete am Donnerstagabend das 55plus-Training in der Verkehrsschule an der Kotter Straße. Unterstützt vom Solinger Tageblatt und durchgeführt von Verkehrswacht-Vorsitzenden Jürgen Dahlmann, war die kostenfreie Veranstaltung schnell ausgebucht.

Gutgelaunt und mit konkreten Erwartungen waren die Teilnehmer auf ihren eigenen Bikes aus nahezu allen Stadtteilen angeradelt, um drei Stunden lang an der Intensiv-Schulung teilzunehmen.

Bevor es schließlich auf die Räder ging, um in der Praxis Fahrsicherheit zu üben und ein wenig den ganz normalen Fahrradalltag durch die Stadt zu simulieren, hatte Dahlmann für alle Eingangsfragen die passenden Antworten parat: Die linke Handbremse ist etwas stärker als die rechte und ist für das Vorderrad zuständig, die rechte für das Hinterrad.

Sollte man beim Pedelec auf den Rücktritt verzichten?

Für Pedelecs empfahl er, auf den besonders bei Frauen beliebten Rücktritt zu verzichten. „Im Falle einer Vollbremsung ist das sicherer, außerdem kann man somit die Pedale immer wieder unaufwendig so stellen, dass man beim Anfahren sofort das Passende zur Verfügung hat.“

Woran erkennt man den richtigen Pedelec-Helm?

Beim Helm käme es in erster Linie darauf an, dass er gut sitze, nicht auf das Modell: Eine Handbreit unterm Kinn sollte Luft zum Atmen bleiben, auf der Stirn sollten zwei Finger über den Augenbrauen Platz finden können, bevor der Helm beginnt, und die Seitenbänder müssen eine Fingerbreite unter dem Ohrläppchen Platz lassen.

Ausnahmslos alle teilnehmenden Senioren waren zwar recht frische Pedelec-Besitzer, hatten aber in früheren Jahren schon viele Kilometer mit normalen Fahrrädern zurückgelegt, auch wenn diese aktiven Zeiten teilweise schon ein paar Jahre zurücklagen.

„Ich bin beim Bremsen unsicher“, sagte zum Beispiel Burkhard, der sich, wie alle anderen Radler, nur mit dem Vornamen vorstellte. „Das Pedelec ist deutlich schwerer und schneller und mir fehlt schlichtweg Fahrerfahrung“. Die konnte er gemeinsam mit seiner Frau Elke und den anderen Fahrern am Donnerstag reichlich sammeln.

Übungen sorgten von Runde zu Runde für mehr Sicherheit

Links vom Rad aufstellen, schieben, bremsen: erst mit links, dann mit rechts, dann mit beiden Bautenzügen. Aufsitzen, Runden drehen und auf Kommando stoppen.

Langsamer werden, bremsen, ohne abzusteigen und sofort wieder beschleunigen: Jürgen Dahlmann hatte viele Übungen dabei, die buchstäblich Schwung in die Gruppe brachte, sichtlich Spaß machten und ebenso sichtlich von Runde zu Runde für mehr Sicherheit sorgten.

Das spart Bremsweg, wenn es mal schnell gehen muss.

Jürgen Dahlmann hatte einige Tipps parat

„Am besten die Bremsen so am Lenkrad befestigen, dass man sie während der Fahrt nonstop mit den Fingern mit umgreift, ohne sie zu betätigen“, sagte Dahlmann. „Das spart enorm Bremsweg, sollte es mal schnell gehen müssen.“

Um sicher und sichtbar für Autofahrer und Fußgänger die vorgeschriebenen Handzeichen beim Fahrspurwechsel oder beim Abbiegen geben zu können, bedarf es Sicherheit beim einhändigen Fahren. Auch das wurde eifrig trainiert: Dahlmann wurde zum „Abklatscher“, der den Teilnehmern zunächst nur eine Hand entgegenstreckte, dann aber seitlich stehend beide nacheinander. Außerdem erschwerte er die Übung, indem er mal den einen, mal den anderen Arm tiefer hielt und somit die Teilnehmer zwang, besonders auf ihr Gleichgewicht auf dem Pedelec zu achten.

„Ich gehe hier wirklich mit vielen guten Tipps raus“, sagte zum Beispiel Barbara aus Ohligs, die künftig ihrer Handbremse eine neue Position am Lenkrad geben wird. „Damit ich sie besser mit den Fingern erreiche.“

Hintergrund

Anzahl: In den letzten zwei Jahren ist die Anzahl der Pedelecs auf Deutschlands Straßen um das Doppelte gestiegen. Nicht mehr nur Senioren haben die Bikes mit dem durch die Pedale zugeschalteten Elektro-Antrieb für sich entdeckt.

Unfälle: Als unfallträchtig haben sich insbesondere zwei Faktoren erwiesen: Benutzer schätzen das Gewicht ihrer Räder falsch ein und somit gibt es viele Unfälle ohne Fremdbeteiligung. Zudem unterschätzen andere Verkehrsteilnehmer deren Schnelligkeit.

Ursachen: Nach wie vor großes Thema in der Unfall-Statistik ist auch das „Dooring“, Unfälle mit Radfahrern durch sich unvermittelt öffnende Türen von parkenden Pkw.

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