Fahrsicherheit

So geht’s sicher in die Motorradsaison

Ralf Wentland (l.) zeigt Ralph Geeven seine Airbag-Weste.
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Ralf Wentland (l.) zeigt Ralph Geeven seine Airbag-Weste.

ADAC und Polizei bieten spezielle Fahrtrainings an. Wir haben einige Teilnehmer begleitet.

Von Katharina Rüth

Bergisches Land. Starten, beschleunigen, hart bremsen – und dabei nach vorn blicken. So lautet die Aufgabe beim Motorrad-Sicherheitstraining auf dem Polizeigelände. Und das ist gar nicht so leicht. Den Fahrerinnen und Fahrern gelingt auf der Freifläche die Vollbremsung meist gut, Polizeihauptkommissar Hans-Jörg Holz kann als Trainer viel Lob verteilen, hat aber auch immer wieder den Tipp: „Blick oben lassen!“ Es geht darum, die Gesamtsituation im Blick zu halten, Ausweichstellen zu sehen, sollte der Bremsweg nicht reichen.

„Von Natur aus sind wir auf die Gefahr fixiert“, erklärt er, deshalb schaue man auf das mögliche Hindernis. Man könne es aber im Alltag üben, bei jedem Bremsvorgang nach Ausweichmöglichkeiten Ausschau zu halten. „Wenn man sich ständig damit beschäftigt, funktioniert das auch in der Gefahrensituation“, gibt er den 20 Teilnehmern mit.

Vollbremsung will geübt werden

Das sind alles erfahrene Motorradfahrerinnen und -fahrer. Sie fahren unterschiedliche Maschinen: große und kleine, sportliche Enduros, eine coole Harley ist auch dabei und eine kleine Honda Monkey. Sie sind Tourguides der „Limiter“. Das sind Menschen, die sich ehrenamtlich für Motorradsicherheit engagieren, mit der Verkehrswacht, den Johannitern und weiteren Kooperationspartnern zu Touren durch die Region einladen, auf Gefahren aufmerksam machen und richtiges Verhalten erklären.

Zur Auffrischung ihrer Kenntnisse und Fähigkeiten nehmen die Tourguides an dem Sicherheitstraining teil, bei dem sie unter anderem Vollbremsungen, das Bremsen mit Ausweichen und das Fahren von engen Kurven trainieren. Zudem gibt es Übungen zur Ersten Hilfe (Druckverband und Abbinden) sowie eine Anleitung zum Motorrad-Check vor dem ersten Start in der Saison.

Nach der Winterpause sollte man nicht direkt wieder mit Vollgas einsteigen: Holz empfiehlt, sich auf der Hausstrecke „einzurollen“, langsam an Beschleunigung, Bremsverhalten und Kurvenlinien heranzutasten. Und dabei im Kopf zu haben, dass die anderen Verkehrsteilnehmer monatelang wenige Begegnungen mit Motorradfahrern hatten und sich an deren schmale Silhouette und ihr schnelles Beschleunigen gewöhnen müssen.

„Ab etwa 25 Stundenkilometern ist das Motorrad stabil“, erklärt Polizeihauptkommissar Ralph Geeven. Dann treiben die Kräfte des Motors die Maschine voran. Damit das langsamere Fahren klappt, müssen die Fahrer gleichzeitig Gas geben und bremsen, dabei die Kupplung schleifen lassen. Und: „Immer dorthin blicken, wohin ich fahren will“, erklärt Ralph Geeven. Was bei den Kreisfahrten heißt, in die Mitte zu blicken. Gas geben, bremsen, kuppeln und den Blick ausrichten – gleichzeitig eine Herausforderung, wie die Teilnehmer feststellen. Warum diese Übungen bei geringer Geschwindigkeit wichtig sind: „Die meisten Unfälle passieren innerstädtisch.“
Mehr Tipps zur Fahrsicherheit im Straßenverkehr

Ralf Gummy (67) ist ein alter Hase, fährt seit 50 Jahren Motorrad. Er findet: „Man sollte jedes Jahr ein solches Training absolvieren.“ Auch ihm geht es neben der Technik um das Bewusstsein, Gefahren wahrzunehmen: „Das erhöht die Sicherheit für einen selbst.“ Denn: „Als Motorradfahrer ist man immer Dumme.“ Sandra Möller (47) bestätigt: „Das Training bringt Sicherheit.“ Es brauche Wiederholungen, es sei gut, immer wieder die Gefahrenbremsung oder den Lenkimpuls vor Hindernissen zu üben.

In Sachen Sicherheit führt Ralf Wentland den anderen eine besondere Ausrüstung vor: eine Airbag-Weste. Das leuchtgelbe Kleidungsstück verwandelt sich in 0,15 Sekunden in einen luftgefüllten Panzer. Die Luft kommt aus einer 20 Zentimeter großen zylinderförmigen Kartusche, die in einer Tasche steckt. Mit einem stabilen Band verbindet er sie mit seinem Motorrad. Wenn er sich mehr als die Länge des Bandes vom Motorrad entfernt, weggeschleudert wird, löst das die Kartusche aus.

Für die Demonstration muss Trainer Ralph Geeven kräftig ziehen. Mit einem „Peng“ füllt sich die Weste. „Sie wird knallhart“, sagt Ralf Wentland. „Von jetzt auf gleich fühlt man sich total eng umschlossen.“ Ein hoher Kragen verhindert das Überstrecken des Nackens, geschützt sind Rücken, Seiten und Front. Lange fühlt man sich nicht beengt, schnell entweicht die Luft. Mit einer neuen Kartusche ist die Weste wieder einsatzbereit.

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