Frühkindliche Bildung
Sprach-Kitas: Konzept vor dem Aus
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Bund will Förderung einstellen.
Von Anja Kriskofski
Solingen. Seit 2016 gibt es die Sprach-Kitas, ein Förderprogramm des Bundes. Die neue Regierung will es Ende 2022 auslaufen lassen. In Solingen betrifft das sieben Einrichtungen, die künftig keinen Zuschuss von 25 000 Euro pro Jahr für die anteilige Finanzierung einer zusätzlichen Fachkraft mehr erhalten.
Martina Schaab koordiniert den Verbund der 28 Sprach-Kitas in Solingen und umliegenden Kommunen und ist für die Qualifizierung zuständig. Träger des Netzwerks ist der Solinger Verein Kinderstuben, der mit der Kita an der Zietenstraße ebenfalls eine Sprach-Kita hat. „Die Entscheidung ist eine Katastrophe. Dadurch wird signalisiert, dass Kitas der Politik nicht so viel wert sind“, sagt Koordinatorin Schaab. Am 15. August soll eine Petition gestartet werden, um die Förderung doch noch zu erhalten.
In den Kitas gehe es darum, die sprachliche Bildung der Kinder zu fördern – „alltagsintegriert, ohne auszugrenzen“. Zur Arbeit der Fachkräfte gehörten auch die Zusammenarbeit mit den Familien und die Digitalisierung. So werde etwa mit Tablets altersgerecht gearbeitet. Schaab fürchtet die Abwanderung der Fachkräfte, wenn die Förderung Ende des Jahres ausläuft. „Befristete Verträge werden aufgelöst.“ Auch der Austausch im Netzwerk, die weitere Beratung und Qualifizierung fielen weg. „Das verlieren wir gerade in Krisenzeiten.“
Eine der Sprach-Kitas ist die Kindertagesstätte Elsässer Straße der Arbeiterwohlfahrt (Awo). Ohne die Förderung sei keine Freistellung der Mitarbeiterin für die Sprachförderung mehr möglich, sagt Awo-Vorstand Dirk Wiebenga. Die Erzieherin bleibe in der Kita. „Aber es bricht etwas weg, das wir zusätzlich leisten konnten.“ Über die Alltagsarbeit sei das nicht zu finanzieren. Die Fachkraft beobachte die Sprachentwicklung der Kinder in Alltagssituationen – etwa bei den Mahlzeiten – und kümmere sich um die Sprachförderung. Auch die Qualifizierung der Kolleginnen gehöre zu den Aufgaben. „Wir werden das Thema weiter beackern, aber es wird keinen Austausch und keine Fortbildungen mehr geben.“