Rente
Sie ist der Verbraucherschutz in Person
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Nach mehr als 30 Jahren an der Spitze der Beratungsstelle am Werwolf geht Dagmar Blum in Ruhestand.
Von Manuel Böhnke
Solingen. Menschen helfen zu können, etwas für sie zu erreichen, ihre Dankbarkeit zu spüren – diese Aspekte hat Dagmar Blum besonders an ihrem Job genossen. Seit 1992 personifiziert sie Verbraucherschutz in der Klingenstadt. Ende April geht die 65-jährige Leiterin der Solinger Beratungsstelle der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in den Ruhestand.
Wie prägend diese Zeit für die 1976 am Werwolf gegründete Niederlassung war, beweisen die nackten Zahlen: Rund 476 000 Anliegen bearbeitete das inzwischen achtköpfige Team um Blum in den vergangenen 31 Jahren. Das Leistungsspektrum umfasst allgemeine Verbraucher-, Schuldner- und Insolvenz-, Energieberatung sowie Spezialthemen, von Gesundheits- und Pflegerecht über Finanzen bis hin zu Mietrecht.
Die Aufgaben, die Dagmar Blum in ihrer Karriere beschäftigten, zeigen, wie sich Verbraucherschutz im Spiegel des gesellschaftlichen Wandels verändert hat. Anfang der 1990er haben Umwelt- und Energieberatung das Portfolio erweitert. Im Fokus stand zu dieser Zeit jedoch das Thema Schulden. Es sei herausfordernd gewesen, Betroffenen zu vermitteln, dass sie mit dem finanziellen Minus leben müssen, blickt Blum zurück. Erst 1999 wurde ihnen vom Gesetzgeber mit der Insolvenzordnung für Privatleute die Chance auf einen Neuanfang eingeräumt.
Parallel dazu fiel mit der Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes ein Entschluss, der Blum und ihr Team zwei Jahrzehnte beschäftigen sollte – Verträge, Tarife, Abzocke, hohe Rechnungen. Damit sahen sich die Verbraucherschützer auch bei Abofallen im Internet konfrontiert. „Von diesem Thema wurden wir überrollt.“ Wie am Fließband habe man Fälle bearbeitet, bis die Politik reagierte.
Laufend gibt es neue Maschen, das Vorgehen wird perfider
Dass rechtliche Vorgaben immer wieder zugunsten der Verbraucher verändert wurden, sei dem Drängen der Verbraucherzentralen zu verdanken, betont der nordrhein-westfälische Vorstand Wolfgang Schuldzinski. Das wird auch in Zukunft nötig bleiben. Regelmäßig kommen neue Maschen auf, die Möglichkeiten werden vielfältiger, das Vorgehen wird perfider.
Auf der Zielgerade ihres Berufslebens sah sich Dagmar Blum mit ungewohnten Herausforderungen konfrontiert. Die Corona-Pandemie erforderte, den Beratungsalltag umzukrempeln. Und auch die Themen veränderten sich: „Ich habe von 2020 bis 2022 so viele Reiserechtsberatungen durchgeführt wie in den 28 Jahren zuvor nicht.“ Seit dem Herbst 2021 ist die Energiekrise ein dominierender Faktor der Arbeit am Werwolf.
Von Hause aus ist Blum Lehrerin für Geschichte und Hauswirtschaft. Doch die Arbeit der Verbraucherzentrale imponierte ihr. Ihre Faibles für Umweltschutz, wirtschaftliche Belange privater Haushalte und Bildungsarbeit hätten gut zu den Zielen und Aufgaben der Organisation gepasst.
Offensichtlich. „Dagmar Blum war eine Konstante hier in Solingen und hat der Beratungsstelle eine besondere Strahlkraft verschafft“, lobt Wolfgang Schuldzinski. Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) schließt sich an: „Sie waren für die Menschen in Solingen da, haben bei vielen Anliegen, persönlichen Katastrophen geholfen.“ Es sei Blums Verdienst, dass die Beratungsstelle einen festen Platz im Netzwerk der vielen Engagierten in Solingen habe.
Das werden die Verantwortlichen gerne hören. Kommunen und Land tragen das Angebot je zur Hälfte, wobei die Stadt die Unterstützung alle fünf Jahre neu beschließt – Ende 2024 das nächste Mal.
Damit muss sich Dagmar Blum nicht mehr beschäftigen. Gebürtig kommt die 65-Jährige aus Ostwestfalen-Lippe, lebt in Wuppertal. Solingen bleibt sie jedoch verbunden – als Ehrenamtlerin bei der Genossenschaft Bürgerenergie und passionierte Wanderin.
Nachfolge
Wer auf Dagmar Blum als Leitung der Beratungsstelle am Werwolf folgt, ist noch unklar. „Das Stellenbesetzungsverfahren läuft und wir sind in einigen konstruktiven Gesprächen“, betont Martin Wulf. Der Regionalleiter der Verbraucherzentrale NRW hofft, die Nachfolgelösung möglichst bald präsentieren zu können. Die Beratung sei bis dahin durch die erfahrene Belegschaft vor Ort gesichert.