Prozess vor dem Wuppertaler Landgericht

Messerstecherei in Ohligs: Sicherheitsvideos sollen Tat aufklären

Versuchtes Tötungsdelikt in Solingen-Ohligs
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Die Polizei sicherte Spuren an der Gaststätte in Ohligs.

Ein 31-jähriger wurde bei dem Vorfall am 15. Mai 2022 schwer verletzt. Der Prozess dauert an.

Von Dirk Lotze

Solingen/Wuppertal. Eine Bildanalyse von Sicherheitsvideos soll lebensgefährliche Messerstiche an einem Ohligser Lokal aufklären helfen. Das beantragte die Verteidigung im Prozess um versuchten Totschlag gegen vier angeklagte Brüder im Alter von 20, 27, 29 und 32 Jahren. Sie kommen aus Ohligs und sollen den späteren Verletzten (31) als Gegner am Tatort aufgesucht haben. Laut Staatsanwaltschaft wollten sie ihn töten und führten ein Messer und einen Schlagring mit. Sie müssen sich vor dem Landgericht Wuppertal verantworten. Der Anwalt führte aus: „Die digitale Analyse eines Sachverständigen wird die Gesichtszüge der Angeklagten sichtbar machen und zeigen, dass sie an wichtigen Zeitpunkten ohne jegliche Anzeichen von Aggression waren.“

Das Geschehen vom frühen Morgen des 15. Mai 2022 ist durch acht Sicherheitskameras belegt. Der Geschädigte erlitt im Gastraum sieben Messerstiche in den Rücken. Er beendete den Angriff, indem er eine Pistole auf seine Angreifer richtete. Die Männer flüchteten. Die illegale Schusswaffe hatte der Verletzte in einer Hosentasche bei sich.

Ausweislich der Videos stritt er mit den Angeklagten anfangs auf der Gehweg-Terrasse. Auf dem Weg von dort in das Gebäude versuchte er, die Pistole mit einem Magazin zu laden. Die Waffe in seiner Hand deckte er mit seinem Körper ab; die Angeklagten bemerkten sie dennoch. Es kam zu einem Prügelangriff und zu den Stichen. Der älteste Angeklagte hat erklärt: „Ich habe auf ihn eingeschlagen, damit er nicht schießt.“

Hintergrund der Gewalt sei jahrelang bestehender Streit um Neid des Geschädigten. Der bezeichne sich als „Rocker“ und habe den Angeklagten gedroht. Die vier Brüder betreiben ein Ladenlokal im Stadtteil, der Verletzte ist mit der Gaststätte verbunden. Wegen der Pistole steht er in einem eigenen Verfahren vor Gericht.

Nach dem Angriff leistete die Lebensgefährtin des Verletzten Erste Hilfe. Sie arbeitete an dem Abend hinter der Theke und versuchte, die blutenden Stichwunden mit Handtüchern zuzuhalten. Eine weitere Zeugin stand zitternd dabei. Dann kamen Rettungsdienst und Polizei.

Eine Zeugin aus dem Gastraum berichtete, eine Freundin habe sie vom Eingang weggestoßen, als der Kampf ausbrach: „Sie hat mir zugerufen: ‚Lauf!‘ – in einer Stimme, wie ich sie noch nie von ihr gehört habe.“ Gemeinsam hätten sie sich im Hof unter einem Balkon versteckt.

Laut der Zeugin hatte es über den Abend Anzeichen gegeben, dass etwas nicht stimmte: „Es war eine gedrückte Stimmung. Als wenn alle einen schlechten Tag gehabt hätten.“ Mehrfach hätten Personen auf die Straße geschaut.

Den Anwälten zufolge sollen sich der Geschädigte und weitere Männer im Lokal auf die folgende Gewalt vorbereitet haben. Das soll sich ebenfalls aus den Videos ergeben.

Der Prozess wird fortgesetzt.

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