Serie: So klingen die Symphoniker

Sein Instrument ist das Orchester

Generalmusikdirektor Daniel Huppert erklärt, was er als Dirigent macht.

Daniel Huppert ist nicht nur der Generalmusikdirektor der Symphoniker, sondern auch Dirigent. Der Taktstock dient ihm dabei als verlängerter Arm. Auch seine Hände kommen zum Einsatz.

Von Melissa Wienzek

Bergisches Land. Im Konzert seht ihr den Mann in der Mitte, der auf dem sogenannten Dirigentenpult steht, immer nur von hinten. Klar, der Frack ist schön. Aber es hat einen Grund, warum ihr den Mann in der Mitte nur von hinten seht: Der Dirigent leitet seine Orchestermusiker an. Und die müssen ihn genau sehen können. Denn mit seinen Händen sendet er ihnen fast schon geheime Botschaften. Das sieht fast schon aus wie ein kleiner Tanz. Deshalb ist Daniel Huppert, Dirigent und Generalmusikdirektor der Bergischen Symphoniker, nach einem Konzert auch schon mal ganz schön platt. Denn hier ist nicht nur Körpereinsatz gefragt, sondern auch ganz viel Kopfarbeit. Daher macht er auch gerne Yoga. Was seine Aufgaben sind und wie er dazu gekommen ist, erzählt der Generalmusikdirektor heute.

Das Instrument: „Mein Instrument ist das Orchester“, hat Daniel Huppert mal gesagt. Denn Teamarbeit ist hier gefragt. Seine Aufgabe ist es unter anderem, seinen Musikern einen Rahmen zu geben, sie zu führen, anzuleiten, ihnen aber auch Raum zur Entfaltung zu geben. Denn jeder Musiker ist anders – und somit auch jedes Orchester. Das macht es so spannend für den Generalmusikdirektor. Daniel Hupperts Job ist es aber auch, vorher ein Konzept im Kopf zu haben, aber auch genauso spontan reagieren zu können. Ihr seht im Konzert das fertige Produkt. „80 Prozent meiner Arbeit sind aber Vorbereitung“, erklärt er. Und wie bereitet er sich vor? Das hängt vom Stück ab. Ist es eine Uraufführung, die noch nie jemand gespielt hat, dann liest er Noten, spielt am Klavier, stellt sich ganz viel vor.

Wenn es aber so etwas ist wie Mahlers 5. Symphonie, die auch kommende Woche im Konzert erklingt, dann liest er die Noten wie ein Buch runter. Und hört sie gleichzeitig in seinem Kopf. Diese Fähigkeit lernt man über die Jahre. „Manchmal höre ich mir auch Aufnahmen an und überlege: Was ist für mich schlüssig und was nicht?“ Und: Was in den Noten steht, ist im Grunde immer nur die Grundlage. Stellt euch vor, 60 Leute müssten gleichzeitig dasselbe Gedicht aufsagen. Das ist immer anders. „Deshalb ist es wichtig, dass ich den Musikern auch einen Inhalt vermittle.“ Und natürlich einen emotionalen Rahmen – was stellt sich der Generalmusikdirektor vor? Wie soll es klingen? Zart und fein oder grollend, laut? Das macht er auch mit seinen Gesten, seinen Händen. Zudem sucht Daniel Huppert auch die Werke für alle Konzerte aus.

Der Taktstock: Er ist eine optische Verlängerung des Armes und etwa 33 Zentimeter lang. „Mit ihm kann ich dem großen Orchester klarer etwas zeigen.“ Man kann aber auch ohne Taktstock dirigieren. „Den Chor dirigiere ich zum Beispiel immer ohne Taktstock.“ Es gibt Taktstöcke aus Holz, aus Carbon oder Fiberglas, und die Enden sind immer anders. Da probiert man einfach aus. Daniel Huppert hat Taktstöcke.

Die Bewegungen: Mit der linken Hand zeigt er seinen Musikerinnen und Musikern Akzente, Dynamik, also das Musikalische an, die rechte gibt das Metrum vor. Kurz gesagt: „Mit rechts organisiert man, mit links gestaltet man musikalisch.“ Das Entscheidende aber ist: „Ich muss das zeigen, was kommen wird. Und nicht das, was ich gerade in der Sekunde höre.“ Die Handbewegung ist also wie eine Regieanweisung. Die Herausforderung: „Ich muss wissen, was kommt, in dem Moment dann gut zuhören und danach wissen, was war.“ Das muss er alles können. Wow.

Der Generalmusikdirektor: Daniel Huppert ist im Südwesten an der französischen Grenze geboren worden. Er ging zur musikalischen Früherziehung mit drei Jahren. Bis er 9 oder 10 war, ging er zur Musikschule, anschließend erhielt er privaten Unterricht. Erst kam die Blockflöte, dann Cello und Klavier. Um sich für die Aufnahmeprüfung für das Studium vorzubereiten, lernte er auch Gesang, Musiktheorie und Partiturspiel. Mit 18 legte er die Aufnahmeprüfung ab. Er hat in Saarbrücken Cello studiert, ist dann nach Weimar gewechselt. „Als Dirigent ist es so, dass man dorthin geht, wo das Orchester ist“, erklärt er. Also war Daniel Huppert in Paris, in Schwerin.

Seit 2019 ist er Generalmusikdirektor bei den Bergischen Symphonikern. So ist er natürlich viel gereist. „Da ist man schon zwei, drei Wochen unterwegs und lebt aus dem Koffer. Das ist eine Herausforderung, aber das ist auch spannend“, sagt er. Denn jedes Orchester sei anders. „Man hat immer mit unterschiedlichen Menschen zu tun und die reagieren nun mal unterschiedlich.“ Andere Orchester zu dirigieren, halte den Dirigenten fit. So hat Daniel Huppert während der Osterferien zum Beispiel selbst andere Orchester dirigiert: eines in Kiel und ein Kammerorchester in der Schweiz. „Dann kommt man zurück und muss sich erst mal einen Moment sammeln und bei seinem Orchester schauen, wie man es macht.“ Es gibt immer nur einen Dirigenten – daher gibt es natürlich einen großen Andrang auf Stellen.

Übrigens: Der Dirigent darf nur deshalb mit dem Rücken zum Publikum stehen, weil es keine Könige mehr gibt. Denn damals war es tabu, den Adeligen im Zuschauerraum den Rücken zuzudrehen. Also bewegte sich der Dirigent damals zum Publikum hin – die Musiker hatten teilweise Pech. Das ist zum Glück heute anders. Wie das aussieht, schaut ihr euch am besten selbst im nächsten Konzert an.

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Rubriklistenbild: © Roland Keusch

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