Prozess vorm Landgericht
Kokain-Bande: Sechs Solinger verkaufen im großen Stil Drogen
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Die Angeklagten kündigten an, ein Geständnis abzulegen.
Von Dirk Lotze
Solingen. Als Kokain-Bande sollen sechs Angeklagte aus Solingen kilogrammweise Lieferungen der Droge eingeschmuggelt und verkauft haben. Ihre Standorte seien ihre Wohnungen in der Stadtmitte und in Wald gewesen. Zum Beginn des Großprozesses vor dem Landgericht Wuppertal erklärten die fünf Männer (26 bis 70 Jahre alt) und eine Frau (54): Sie seien zu einer Absprache mit Staatsanwaltschaft und Gericht bereit. Ihr Ziel: Geständnisse gegen mildere Urteile. Vier der Männer sitzen in Untersuchungshaft. Die beiden als Organisatoren belasteten Hauptangeklagten (34, 37) müssen mit jeweils mehr als siebeneinhalb Jahren Freiheitsstrafe rechnen. Bewährung ist bei dieser Höhe nicht möglich.
Der Anklage zufolge fuhren Mitglieder der Gruppe zwischen Mai 2021 und März 2022 mindestens 13 Kurier-Touren nach Amsterdam, Rotterdam und Belgien. Sie hätten Verkäufer aufgesucht und in einem Kleinwagen Skoda Fabia in einem Versteck jeweils ein Kilogramm Kokain nach Solingen gebracht. Ein zweites Team sei in einem Fiat Panda mitgefahren, um Polizeikontrollen früher erkennen zu können. Die einzelnen Lieferungen sollen jeweils mehr als 28 000 Euro wert gewesen sein. Die Droge seien teils an den Niederrhein und ins Sauerland verkauft, teils vor Ort vertrieben worden. Bei einer der Fahrten soll es zu einem Unfall in Solingen gekommen sein, ohne dass die Kokain-Fracht dabei auffiel.
Alle Fahrten, die von der Anklage erfasst sind, wurden von der Polizei mit einem Peilsender überwacht. Die Staatsanwaltschaft nennt bis auf die Minute Ankunfts- und Abfahrtzeiten an verschiedenen Tatorten. Das Kurierauto soll nach Eintreffen in Solingen und kurzer Pause bis zu 40 Adressen im Stadtgebiet angefahren sein. Dort hätten Kunden gewartet. In einem Fall geht es um Abgabe von 100 Gramm an einen einzelnen Abnehmer.
Polizei hat Überwachung aufgebaut
Ausgelöst hatten die Ermittlungen verschlüsselte Handy-Chatnachrichten, die beim früheren Anbieter Encrochat von Behörden abgefangen wurden. Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft erläuterte unserer Zeitung: „Ein Benutzer hat detailliert die 54-jährige Angeklagte beschrieben. Sie führe Kurierfahrten für ihn aus.“ Die Polizei habe die Frau identifizieren können und die Überwachung aufgebaut. Wer die Chat-Nachricht gesendet habe, sei nicht bekannt.
Die Richter bereiten bis zum nächsten Sitzungstag die Verständigung mit der Verteidigung vor.