Schulen und Sozialdienste rücken zusammen
Pilotprojekt für auffällige Kinder soll Vorbild sein
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Walder Pilotprojekt für auffällige Kinder soll Vorbild für die ganze Stadt sein. Das Ziel: früh eingreifen.
Von Andreas Tews
Das Ziel in der Jugendhilfe sei immer, auffälligen Kindern so viel Hilfe wie nötig, zugleich aber auch so wenig wie möglich zukommen zu lassen. Für jeden Einzelfall passgenau solle die Unterstützung sein, betonte Katrin Aydeniz, Abteilungsleiterin der Psychologischen Dienste der Stadtverwaltung, in der Bezirksvertretung Wald. Sie berichtete von einem Pilotprojekt in Wald, bei dem das Coppelstift (Psychologische Dienste), die Grundschulen und das Jugendamt deutlich enger als bisher zusammenarbeiten. Später soll dieses Konzept auch in den anderen Stadtbezirken angewendet werden.
Bisher stimmen sich die beteiligten Institutionen zwar ab. Laut Aydeniz gehen sie bei der Betreuung der einzelnen Kinder und Jugendlichen aber „getrennte Wege“. Die Folge sei nicht selten ein „Helfer-Hopping“, bei dem die Familien, die Hilfe benötigen, nacheinander oder sogar parallel die verschiedenen Anlaufstellen aufsuchen. Dies trage nicht zu einer Hilfe bei, die bei jedem Kind möglichst früh einsetzen solle, sagte die Psychologin.
Vertreter der zuständigen Stellen beraten sich über jeden Einzelfall
COPPELSTIFT
STRUKTUR Die Psychologischen Dienste der Stadt Solingen (Coppelstift) sind in vier Abteilungen unterteilt: Dies sind die Schwangerenberatung, die Erziehungsberatung, die Schulsozialarbeit und die Schulpsychologie.
NAME Der Name Coppel stammt von einer Solinger Unternehmerfamilie. Die hatte das Geld im Jahr 1912 gestiftet, mit der die Einrichtung ursprünglich als Beratungs- und Erholungsstätte für Mütter und Kranke ins Leben gerufen wurde.
Das Grundgerüst bei dem Pilotprojekt sind regelmäßige Treffen, die in den Schulen stattfinden sollen. Beteiligt seien Vertreter des Coppelstifts, die Schulleitungen, Lehrer und Mitarbeiter des Allgemeinen Sozialen Dienstes (ASD) des Jugendamtes. Über die Einzelfälle spreche man zunächst anonym und entscheide, welche Unterstützung den Eltern vorgeschlagen werden solle. Die Spannbreite der möglichen Hilfen ist breit. Sie reicht von niederschwelligen Beratungsangeboten oder der Möglichkeit, ein emotional belastetes Kind vorübergehend aus der schulischen Notengebung herauszunehmen, bis hin zu Hilfen zur Erziehung. Zu denen gehören unter anderem eine eingehende Erziehungsberatung, der Einsatz von Betreuungshelfern in den Familien, Tagesgruppen für Kinder und auch die Heimunterbringung. Entscheidend für die Auswahl der Hilfe sei unter anderem, ob ein Kind regelmäßig verhaltensauffällig sei.
Wald sei als Pilot-Stadtteil ausgewählt worden, weil die vier Grundschulen bereits jetzt mit dem Psychologischen Dienst und zumeist auch mit dem Sozialdienst des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes (Pari-Sozial) eng zusammenarbeiten. Dies seien günstige Startbedingungen, durch die man schneller Erkenntnisse auch für die Arbeit in anderen Stadtteilen gewinnen könne. Das Pilotprojekt ist bis Ende kommenden Jahres angesetzt.
Für die neuen Strukturen wurde nach Aydeniz´ Worten der ASD um zwei Stellen aufgestockt. Er soll jetzt wieder stärker in den Stadtteilen vertreten sein. Außerdem strebe man an, dass das Jugendamt wieder mehr beratend tätig ist – nicht mehr nur im Fallmanagement. Eine neue Stelle wird auch beim Psychologischen Dienst geschaffen. Generell sind die Mitarbeiter des Coppelstifts für die Diagnose zuständig. Natürlich ist auch das Wissen der Schulen gefragt.
Wenn die passende Hilfe ausgewählt ist, werden die Lehrer auch dann tätig, wenn die anonyme Ebene der einzelnen Verfahren verlassen wird. Sie werden es sein, die den Eltern eine bestimmte Form der Hilfe vorschlagen. Spätestens dann seien die Fachleute auf die Mitarbeit der Eltern angewiesen, erklärte Aydeniz. Denn die Hilfen würden auf freiwilliger Basis angeboten.
Auf die Frage von Immo Jähner (CDU), warum die neuen Strukturen nicht schon im Kindergartenalter einsetzen, obwohl die Hilfen jedem Kind so früh wie möglich angeboten werden sollen, berichtete Aydeniz von einer Erkenntnis, die manch einen der Stadtteilpolitiker alarmierte: In diesem System seien die Eltern weniger bereit, mit den zuständigen Stellen zu kooperieren.