Historisches Foto
„Scholle“ hat eine bewegte Geschichte
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Das historische Foto zeigte die heutige Ohligser Gesamtschule, die früher ein Lyzeum war.
Von Manuel Böhnke
Das aktuelle Rätsel: Gassen wie diese sucht man in Solingens Innenstadt heute vergebens. Können Sie zuordnen, wo diese Aufnahme entstanden ist? Welche Erinnerung verbinden Sie mit dem Ort? Schreiben Sie uns gerne bis Donnerstag, 25. Mai, eine E-Mail. Tipp: Es handelt sich um eine Parallelstraße zur Hauptstraße. Der Ursprung ihres Namens gibt Rätsel auf. redaktion@solinger-tageblatt.de
Zum letzten Rätsel: Sebastian Schrage schreibt auf der Facebook-Seite des Solinger Tageblatts von „unserer alten Plastikschule“, bei Sebastian Herforth ist gar vom „Plastikbunker“ die Rede. Beide haben sie, wie zahlreiche andere Leserinnen und Leser erkannt, was auf dem historischen Foto der vergangenen Woche zu sehen war: die Geschwister-Scholl-Schule an der Ohligser Querstraße.
Auf ihrer Webseite hat sich die Bildungseinrichtung ausführlich mit ihrer Geschichte beschäftigt. Die Chronik hält spannende Erkenntnisse bereit, geht die Historie doch bis auf das Jahr 1858 zurück. Der Grundstein wurde demnach überwiegend von Eltern gelegt, deren Kinder Förderung über die Elementarschule hinaus erhalten sollten. Das Konzept hatte Schwächen: „Wenn die Lehrkräfte von ihrem Idealismus allein nicht leben konnten, waren sie genötigt, die Stellung zu wechseln. So stand die Schule zeitweise ohne Lehrer da und musste auch mal vorübergehend geschlossen werden.“
Abhilfe schaffte 1873 die Umwandlung in eine Kommunalschule der Stadt Merscheid. Zwei Jahre später wurde die höhere Bürgerschule in eine Mittelschule mit drei Klassen für Knaben und einer für Mädchen umfunktioniert. Die fünf Lehrer und eine Lehrerin waren in der folgenden Zeit für 91 bis 156 Schüler und Schülerinnen verantwortlich.
Seit 1953 ist die Schule nach den Geschwistern Scholl benannt
Ab 1890 rückten vor allem die Mädchen in den Fokus. Auf Anordnung der Regierung entschied die Stadtverordnetenversammlung, sie aus der Lehranstalt herauszunehmen und eine höhere Töchterschule zu gründen. Die Trennung wurde innerhalb desselben Gebäudes umgesetzt, zwei Jahre später die einklassige Mädchenschule losgelöst. Seit 1912 trug sie den Namen Städtisches Lyzeum, im folgenden Jahr bezog sie einen Neubau an der Querstraße.
Das Gebäude fiel 1944 den Luftangriffen der Alliierten zum Opfer, das Lyzeum kam in der Humboldtschule unter, bis im Januar 1951 Einweihung des Neubaus in Ohligs gefeiert werden konnte – seit 1953 ist die Schule nach Hans und Sophie Scholl benannt, den Widerstandskämpfern gegen den Nationalsozialismus.
Es dauerte in der Folge ein knappes Jahr, bis der Ausbau zu einem neusprachlichen Mädchengymnasium beschlossen wurde. Anfang der 1970er Jahre entstand ein Neubau an der Querstraße – das historische Foto im Tageblatt zeigte die Arbeiten. „Meine Klasse war während der Bauzeit in Fürker Irlen untergebracht. Und als alles fertig waren, haben wir uns über die teure Kunst am Bau aufgeregt“, erinnert sich Kerstin Mutz bei Facebook an diese Zeit.
Die Geschichte des Gymnasiums endete 1990. Fünf Jahre zuvor hatte der Aufbau der zweiten Solinger Gesamtschule an der Querstraße begonnen. Das ist die „Scholle“ mit ihren beiden Standorten – der zweite befindet sich an der Uhlandstraße – bis heute im Ganztagsbetrieb.