eminarreihe „Frauen! Macht! Politik!“

„Schließt euch zusammen – und macht den Mund auf“

Ioanna Zacharaki (r.) und Anna Lenker (l.) im Gespräch mit der ehemaligen Bundestagspräsidentin Prof. Dr. Rita Süssmuth.
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Ioanna Zacharaki (r.) und Anna Lenker (l.) im Gespräch mit der ehemaligen Bundestagspräsidentin Prof. Dr. Rita Süssmuth.

Die ehemalige Bundestagspräsidentin Prof. Dr. Rita Süssmuth sprach im VHS-Forum.

Von Sabine Naber

Solingen. Als Ioanna Zacharaki, Bürgermeisterin und Schirmfrau der Seminarreihe „Frauen! Macht! Politik!“ am Mittwochabend die ehemalige Bundestagspräsidentin Prof. Dr. Rita Süssmuth im Forum der Bergischen Volkshochschule begrüßte, hob sie hervor: „Es ist eine besondere Ehre, gerade mit Ihnen, einer so renommierten Expertin und erfahrenen Politikerin, dieses Projekt anzugehen.“

Noch immer seien in der Klingenstadt nur ein Viertel der Stadtratsmitglieder weiblich. Von echter Gleichberechtigung seien Frauen noch weit entfernt. „Sie aber, Frau Dr. Süssmuth, haben nie aufgehört, dafür zu kämpfen.“ 1937 in Wuppertal geboren, wurde diese 1985 ins Kabinett Kohl berufen. Bereits ein Jahr später ergänzte sie ihr Ministerium um frauenrelevante Themen und kämpft fraktionsübergreifend bis heute für deren Anliegen. „Frauen zu stärken, liegt uns sehr am Herzen“, befand die Volkshochschulleiterin Anna Lenker und bat die rund 50 Zuhörenden, Fragen zu stellen und am Ende mit zu diskutieren.

„Der Menschenrechtsgedanke ist keine Frauenfrage, er geht alle an. Wir brauchen Männer und Frauen“, ist Dr. Süssmuth überzeugt. Sie sei auf ihrem Weg zunächst „stotternd gescheitert“, beim zweiten Anlauf aber habe sie ihre Anliegen durchgebracht. „Es braucht Gefolge. Wir wollen keine Quotenfrauen sein. Wir können was, dürfen aber nicht lockerlassen. Fangen Sie hier in Solingen damit an.“ Selbst ihre Partei musste über Parität abstimmen. Die Teilzeitarbeit bei Frauen sei vier bis fünfmal so hoch wie bei Männern. Denn die Frage, wie man Familie und Arbeit zusammenbringen könne, sei immer noch ungelöst. „Auf die Frauen sind viele neue Aufgaben zugekommen. Sie können aber nichts von den alten abgeben.“ Die Kinderbetreuungsaufgabe sei auch immer noch nicht gelöst. Kitaplätze fehlten, Hausaufgaben würden durchaus nicht ausschließlich in den Schulen erledigt.

Frauen brauchten keine Nachhilfe

Frauen hätten viel auf die Beine gestellt, brauchten keine Nachhilfe. Aber sie müssten auch den Mut haben, zu sagen was sie wollen. „Wir brauchen zwei Millionen Arbeitskräfte. Ohne Frauen werden diese Probleme vor uns hergeschoben. Es muss ein zentrales Thema werden – durch Frauen. Im Parlament kriegen sie ja noch nicht einmal die Kindersicherung hin. Es brennt. Und es fehlt, dass Männer und Frauen an einem Strang ziehen“, macht Dr. Süssmuth deutlich. Und empfahl: „Schließt euch zusammen und macht den Mund auf.“ „Ich bewundere Ihr Durchhaltevermögen“, so der Kommentar von Ioanna Zacharaki. „Ich allmählich auch“, antwortete Dr. Süssmuth humorvoll.

In der Fragestunde wurde unter anderem beklagt, dass es zwar politisch gewollt sei, dass Frauen gut ausgebildet seien, anspruchsvolle Jobs hätten. Wenn aber dann Kinder dazukämen, bliebe zu nichts mehr Zeit, weil die Männer nichts von diesen Aufgaben übernommen hätten. „Vielleicht sollten wir mit diesem Thema mal auf die Straße gehen. Um zu zeigen, dass wir es ernst meinen“, sagte die Politikerin.

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