Rassistischer Mordanschlag vor zwei Jahren
Rund 80 Solinger gedenken der Opfer von Hanau
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Appell auf dem Neumarkt: Einsatz für Demokratie ist auch Einsatz gegen Rassismus.
Von Moritz Berger
Solingen. Auf einmal wird es auf dem Neumarkt ganz still, als Iphigenia Tserekpasopoulou „Hallelujah“ von Leonard Cohen anstimmt. Für einen kleinen Moment gerät der Trubel der Innenstadt an diesem Samstagnachmittag ins Stocken. Der Gesang soll dabei an diejenigen erinnern, die vor zwei Jahren in Hanau ermordet wurden.
In der hessischen Stadt tötete ein rechtsterroristischer Attentäter neun Menschen aus rassistischen Motiven. Diese Tat bewegt auch die rund 80 Solinger, die sich auf dem Neumarkt versammelt hatten, um der Opfern zu gedenken. Dazu hatte die neugegründete Initiative „BIPoC Solingen“ aufgerufen, die sich für eine antirassistische Gesellschaft und marginalisierte Gruppen einsetzen will.
In der Veranstaltung wird dabei hervorgehoben, dass es sich bei diesem Anschlag um keinen Einzelfall handele. „Immer wieder sind dieselben betroffen“, ruft Torhan Gülderen den Teilnehmenden entgegen. „Die nämlich, die auch sonst diskriminiert werden“, betont der Mitorganisator des Gedenkens. Vor diesem Hintergrund kritisiert er eine bisher unzureichende Aufklärung der Tat. Es gebe noch zahlreiche offene Fragen, weshalb nun „Taten statt Worte“ gefragt seien. Gleichzeitig betont Gülderen auch „das gemeinsame Leid, das unsere beiden Städte – Solingen und Hanau – miteinander verbindet“.
Ebenjene Auffassung bekräftigt auch Bürgermeister Thilo Schnoor (Grüne), denn gerade Solinger könnten den Schmerz und das Entsetzen nachempfinden. Dabei hebt er hervor, dass Einstehen für Demokratie auch bedeute, immer wieder gegen Rassismus aufzustehen: „Die Menschen in Solingen setzen sich kontinuierlich für Respekt, Dialog und Herzlichkeit ein.“ Dabei handele es sich um einen „Teil der DNA der Stadt“. Mit Transparenten und den Bildern der Opfer ziehen die Teilnehmer nach dem Gedenken auf dem Neumarkt durch die Innenstadt bis vor das Rathaus.
Die Initiative „BIPoC Solingen“ gründete sich erst vor zwei Wochen zu diesem Anlass. Das junge Netzwerk will sich künftig perspektivisch „für verschiedene von Rassismus betroffene Gruppen einsetzen“, erklärt Merve Sahin. Das Mitglied im Integrationsrat betont, dass Diskriminierung aufgrund vieler Merkmale erfolge.