Bau vom Stauraumkanal
Riesiger Bohrer wird auf den Namen Malina getauft
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Die Technischen Betriebe Solingen und eine Spezialfirma beginnen mit dem Bau des Stauraumkanals an der Tunnelstraße.
Von Philipp Müller
Solingen. Mit einem kräftigen Schwung lässt Malina Strick eine Sektflasche auf eine riesige runde Bohrmaschine krachen. Strick ist bei den Technischen Betrieben Solingen (TBS) im Bereich Kanalisation tätig und war am Dienstag allerdings in erster Linie Taufpatin für den Bohrkopf. Der wurde mit einem Kran anschließend an der Tunnelstraße in eine knapp 15 Meter tiefe und fast ebenso lange Baugrube gelassen. In wenigen Tagen wird sich die „automatische Vollschnittmaschine mit drehbarem Bohrkopf“, so der Fachbegriff, Richtung Deusberger Straße durch den Boden fressen. Damit beginnt der nächste Bauabschnitt für den Stauraumkanal am Lochbach. Das Gewässer soll in Zukunft – ist der Kanal Mitte 2024 fertig – vor Schmutzwasser aus bestehenden Mischkanälen bei Starkregen geschützt werden.
Schon seit einigen Wochen sind die Technischen Betriebe Solingen (TBS) im Bereich der Tunnel- und der Deusberger Straße aktiv. Vier Bauschächte wurde zunächst angelegt, um über diese die Bohranlage einzusetzen und den späteren Ausbau des Stauraumkanals möglich zu machen. Das Verfahren, unterirdisch die Kanalrohre zu verlegen, haben die TBS zusammen mit Spezialisten als kostengünstige Baumethode selbst entwickelt, verfeinert und setzen es auch am Viehbach und im Ittertal ein.
Dass der Bohrkopf nebst Motorgehäuse getauft wird, ist ein gängiges Ritual. Sascha Zänsler, Bauleiter der österreichischen Firma Braumann, erklärt, dass vieles aus dem Bergbau stammt, was in Ohligs passiert. Entsprechend wacht auch eine Figur der Heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Mineure, in einem kleinen Häuschen am Rande der großen Baugrube über das Geschick der Arbeiter und ihrer Maschinen.
Bevor Malina Strick ähnlich einer Schiffstaufe die Sektflasche an einer Kordel auf die Maschine fallen ließ, gab Stefan Grotzki von den TBS noch einen schnellen Überblick, was alles bedeutet. „Es ist hier eine der spannendsten Baustellen der vergangenen Jahre“, betonte der bei den TBS für den Spezialtiefbau zuständige Leiter. Zusammen hätten die Firmen Braumann und Dormann mit den TBS eine Arbeitsgemeinschaft für den Kanalbau gegründet. Zudem gehe man auch auf Wunsch der Bevölkerung so vor, dass möglichst wenige Bäume gefällt werden. Nun werde sich die Maschine durch Fels und Erdreich graben. Er wünschte dem Verfahren vor allem, dass es keine „Tagebrüche“ gibt, also das Erdreich nicht ins Bohrloch nachrutschen wird.
Zänsler erklärt, dass die Maschine etwa zwölf Meter am Tag schaffen wird. „Am Anfang sind es meist nur sieben Meter. Aber wenn sich alles eingespielt hat, dann sind 15 Meter pro Tag drin.“ Rund einen Monat wird der Bohrvorgang im ersten Abschnitt mit 223 Metern dauern. Ein zweiter Richtung Galileum an der Tunnelstraße wird später noch folgen, er ist 315 Meter lang. Dazu wird dort im Januar zunächst der Boden nach Kampfmitteln aus dem Zweiten Weltkrieg untersucht.
Neben der Baugrube steht noch ein Containerturm voller Technik. Mittels einer mit Spezialerde angereicherten Flüssigkeit wird das Erdreich samt zerbrochener Felsstücke in den Turm gespült. Alles wird getrennt und im Kreislaufsystem fließt die Flüssigkeit zurück an den Bohrkopf.
Nach dem Bohrvorgang erfolgt der Kanalausbau bis 2024
Jens Perlberg, der TBS-Projektleiter, erläutert, dass direkt hinter dem Bohrer schon die Stahlbetonröhren in die frische, runde Grube verlegt werden. Sie haben einen Innendurchmesser von 1,6 Metern. Im zweiten Abschnitt werden Röhren verlegt, die innen sogar 2,3 Meter messen. Auch wenn der eigentliche Vortrieb scheinbar schnell geht, bittet Perlberg um Geduld. Der Endausbau, das Ausheben und Errichten von Wartungsschächten sowie der Anschluss ans bestehende Kanalnetz brauchen Zeit bis 2024.
Hightech
Auf einer Länge von rund 223 Metern wird unterirdisch der Staukanal hergestellt, das Stahlbetonrohr hat einen Innendurchmesser von 1,60 Metern. Die Vollschnittmaschine hat ein Knickgelenk, so dass sie im Erdreich gesteuert werden kann. Dabei wird der Vortrieb ständig vermessungstechnisch überwacht.
Riesiger Bohrer heißt Malina




Rubriklistenbild: © Christian Beier