Industriemuseum

Modellbrücke besteht aus 3000 Teilen

Bruno Görg aus Königswinter zeigt sein Müngstener-Brücken-Modell im Industriemuseum. Die Brücke wurde bereits 1997 im Rittersaal von Schloss Burg ausgestellt. Foto: Christian Beier
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Bruno Görg aus Königswinter zeigt sein Müngstener-Brücken-Modell im Industriemuseum. Die Brücke wurde bereits 1997 im Rittersaal von Schloss Burg ausgestellt.

Sammler Bruno Görg zeigt sein Modell des Stahlkolosses über die Wupper im Industriemuseum. Zwei Jahre baute er daran.

Von Philipp Müller

Bruno Görg ist ein bescheidener, sehr zurückhaltender Mann. Doch am Mittwoch blitzte in seinen Augen immer wieder sein Stolz auf, was er als Modellbauer geleistet hat. Passend zur Sonderausstellung mit Metall-Baukästen, präsentiert der studierte Mathematiker seine Müngstener Brücke im Maßstab 1 : 100. Gefertigt hat er sie innerhalb von zwei Jahren aus 3000 Einzelteilen. Einige hundert Lochbleche und eine Unzahl an Schrauben und Muttern sind in Merscheid zu sehen, die das Bauwerk fast genauso majestätisch erscheinen lassen wie das Original.

Das Industriemuseum an der Merscheider Straße bietet neben der Ausstellung der früheren Fertigungsweise in der Gesenkschmiede Hendrichs auch immer wieder Sonderschauen zu Themen rund um das Metall an. Zur Zeit werden Metall-Baukästen gezeigt. Die meisten stammen aus der Sammlung (» Kasten) der Familie Griebel aus Köln.

Metallbaukästen weckten in Bruno Görg die Modellbau-Leidenschaft

Durch Metall-Baukästen wurde auch der junge Bruno Görg für den Modellbau infiziert. Als Achtjähriger habe er 1950 den ersten Kasten aus dem Hause Märklin von seinen Eltern erhalten. Er und seine Geschwister hätten mit dem Inhalt dieses und anderer Kästen der Gattung „Lernspielzeug“ ganze Maschinenparks gebaut. Mit einer später hinzugekommenen Dampfmaschine habe man auch viele Bauwerke zum Leben erwecken können.

Diesen Forscherdrang und die Liebe zum Detail hat sich der 76-jährige bis heute erhalten. Und er erzählt gerne, wie sein Modell der im Original 107 Meter hohen Riesenbrücke entstanden ist. 1996 habe er damit angefangen. Pläne habe er sich besorgt und in den Maßstab 1 : 100 umgerechnet. Als Basis-Material dienten ihm Modell-Lochbleche der Blechwarenfabrik Krause & Co aus Thale im Harz.

Doch mit den Blechen stieß er schnell an Grenzen. „Der Rundbogen der Brücke ist eine Parabel. Mit den Blechen konnte ich sie nicht nachbauen, weil beim anzuwenden Radius die Löcher der Bleche nicht mehr übereinanderlagen“, berichtete er im Industriemuseum. Er habe sich aber zu helfen gewusst. In Solingen fand er eine Handspindelpresse aus alten Zeiten. Die schaffte er nach Königswinter, wo Görg bis heute wohnt. Die Presse habe es ihm erlaubt, die Bleche passgenau zu kürzen. Am Wochenende habe er meist gearbeitet, erzählt er. Als Mathematiker war er bei der Frauenhofer Gesellschaft beschäftigt, das lies nicht mehr Zeit zu.

Im Rittersaal wurde das Brückenmodell bereits 1997 gezeigt

1997 war das Modell dann pünktlich zum hundertsten Geburtstag des Originals fertig. Im Rittersaal von Schloss Burg konnten viele Besucher das Werk dann zum Brückenfest erstmals bewundern. Heute steht die Brücke als Schmuckstück normalerweise in seinem Wohnzimmer. Sie hat sogar Schienen, aber Görg mangelt es an einem historischen Zug aus der Zeit der Brückenerrichtung um 1897. Zugleich baut er am nächsten Modell.

SONDERAUSSTELLUNG

METALL-BAUKÄSTEN Aus der Sammlung Griebel stellt das Industriemuseum noch bis zum 25. Juni viele Metall-Baukästen aus. Vor allem aber, was man damit bauen kann. Die in fünf Themenbereiche gegliederte Schau zeigt, was das Spielzeug ermöglicht. Als die Kästen um die Wende zum 20. Jahrhundert aufkamen, dienten sie dazu, Eisenkonstruktionen wie Brücken, Türme, Bahnhofshallen, Flugzeuge, Automobile und Kräne aus dieser Zeit zu bauen.

Das Schiffshebewerk Henrichenburg hat er sich vorgenommen. Es ist wie die Gesenkschmiede Hendrichs ein Industriemuseum, betrieben vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Jetzt steht aber die Brücke im Mittelpunkt. 1,07 Meter hoch – die Maße hat Görg exakt eingehalten.

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