Tasting im Museum
Dieser Sommelier fördert die Bierkultur
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Andreas Arens findet: Wir brauchen mehr Craftbiere.
Bergisches Land. Bier ist Kultur. Schon die alten Ägypter brauten sich vor 5000 Jahren etwas zusammen, das allerdings vielmehr ein Getreidebrei war. Heute gibt es Pils, Alt, Kölsch, Weizenbier, und Deutschland nennt sich Bierland Nummer Eins – doch ist das wirklich so? Nein, sagt der bergische Biersommelier mit Diplom, Andreas Arens. „Wir haben uns gerade in NRW eine sehr langweilige Bierkultur aufgebaut. Da gibt es einiges nachzuholen.“ Von den Amerikanern mit ihrer sprudelnden Craftbierkultur oder den Belgiern, bei denen Affligem, Chimay und Co. Weltkulturerbe sind, könnten wir uns noch ein Glas abzapfen. „Wir brauchen mehr Craftbierkultur und mehr mutige Brauer in NRW.“
Um die Botschaft des guten Geschmacks zu verbreiten, gibt Arens sein Wissen nicht nur beim „Heimbrauerstammtisch“ in Wuppertal weiter, sondern rollt auf Bestellung auch mit seiner 50-Liter-Anlage an, um gemeinsam mit den Bergischen Bier zu brauen. Am Freitag bittet der 56-Jährige im Deutschen Werkzeugmuseum zur Blindverköstigung. Wir klären auf.
Wie wurden Sie Biersommelier?
Andreas Arens war damals laut eigener Aussage der erste im Städtedreieck, der diese Ausbildung absolviert hat. „Ich weiß noch von zwei anderen, die es nach mir gemacht haben.“ Wie kommt man darauf? „Ich habe mein Leben lang gern Bier getrunken, aber das Bier in NRW schmeckte mir nicht mehr. Ich dachte schon, ich versuch es mal mit Wein“, erzählt der Hopfen-Fan. Aber das kam ihm dann doch nicht ins Glas. „Als ich auf Weltreise war, habe ich festgestellt: überall auf der Welt, selbst im kleinsten Dorf in Argentinien oder Australien, gibt es gutes Bier, nur bei uns nicht. Da stimmt doch was nicht“, dachte er sich – und nahm es selbst in die Hand. 2016 ließ er sich zunächst zum Bierbotschafter im bayerischen Kulmbach ausbilden. „Das war eine Woche Hardcore-Schulung. Sehr anstrengend, was Wissensaufnahme als auch Leberfunktion angeht“, erzählt er süffisant, denn hier wurde morgens um 9 schon der erste Humpen verköstigt. Ein Jahr später setzte er den Biersommelierkurs in München obendrauf. Hier ging es ans Eingemachte. Seine Leidenschaft übt er nun nebenbei aus. Eigentlich ist er gelernter Kfz-Mechaniker, Techniker für Maschinenbau und Umweltschutz sowie Industriekletterer.
Was macht ein Biersommelier?
Er berät Gastronomen im Einkauf als auch die Kunden im Restaurant, empfiehlt ihnen das passende Bier zum Gericht. Also wie ein Weinsommelier. „Ich mache aber hauptsächlich Veranstaltungen, die immer ein bestimmtes Thema haben: von Grundlagentastings über englische Brauereien bis zur Nachhaltigkeit wie am Freitag in Remscheid.“ Denn wie wir mit Lebensmitteln umgehen, ist dem Bergischen ein großes Anliegen.
Kann man den Sommelier buchen?
Ja. Ob Firma oder JGA, ob Geburtstag oder Gastronom. Dann reist er mit seiner mobilen 50-Liter-Brauanlage an. Hier kann Pils, Alt, Kölsch oder Weizen, sogar Bockbier gebraut werden. Die Kosten richten sich je nachdem, was gewünscht wird. Pi mal Daumen für 10 Personen 500 Euro, für maximal 25 Nachwuchsbrauer sind es um die 30 Euro. Wer Interesse hat, kann sich melden. info@bierbotschaft.nrw
Welches Bier wird unterschätzt?
„Wenn man aktuellen Verkaufsstatistiken glaubt, wird Pils noch am meisten verkauft. Das Bayerische Helle hat einen Riesenaufschwung erlebt. „Ein überschätztes Bier“, findet Arens. Sein Tipp: Fruchtbiere, Starkbiere, Sauerbiere. Unser Gaumen sei das nur nicht gewohnt. „Also ruhig mal trauen.“ Und: Bier schmeckt nicht nur morgens anders als abends, sondern auch in Gesellschaft unterschiedlich: Es kann gute Laune steigern. Faustregel: „Je besser ich drauf bin, desto leckerer ist ein Bier.“
Verkostung
Andreas Arens gibt am kommenden Freitag, 12. Mai, 18 Uhr, unter dem Motto „Hopfen und Malz, Gott erhalt’s“ ein Bier-Tasting im Deutschen Werkzeugmuseum in Remscheid. Das Ganze wird kein trockener Vortrag, sondern anhand süffiger Beispiele erläutert. Die Biere sind noch geheim. Kosten: 30 Euro. Anmeldung bis Mittwoch: Tel. (02191) 16 25 19; WerkzeugmuseumHiz@remscheid.de
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