Szenische Lesung

Rapper erzählen das Leben von Else Lasker-Schüler

Jazz-Musiker Günter „Baby“ Sommer untermalte die Texte mit einem besonderen Spiel auf dem Schlagzeug. Foto: Christian Beier
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Jazz-Musiker Günter „Baby“ Sommer untermalte die Texte mit einem besonderen Spiel auf dem Schlagzeug.

Schauspieler und Musiker blickten bei szenischer Lesung auf die Biografie der Dichterin. 70 Besucher kamen ins Zentrum für verfolgte Künste.

Von Sven Karasch

Gleich zu Beginn der szenischen Lesung wurden die mehr als 70 Zuschauer mit den prägendsten Momenten im Leben von Else-Lasker-Schüler konfrontiert: mit tätlichen Angriffen, die die damals 64-Jährige durch die Nationalsozialisten erleiden musste. Wenig später, am 19. April 1933, emigrierte sie in die Schweiz, später nach Israel.

Anlässlich des 150. Geburtstags der in Elberfeld geborenen deutsch-jüdischen Dichterin und veranstaltete die nach ihr benannte Literaturgesellschaft am vergangenen Sonntagvormittag die Uraufführung des Live-Hörspiels „Längst lebe ich vergessen im Gedicht“. Im Zentrum für verfolgte Künste in Gräfrath erwartete die Besucher eine Reise durch das bewegte Leben und die fantasievolle Lyrik Else Lasker-Schülers.

Bevor das Hörspiel startete, interpretierten die beiden Wuppertaler Mehmet Kaldik (18) und Eray Topal (17) die wichtigsten Lebensstationen Lasker-Schülers auf ihre eigene und ganz moderne Weise: Sie rappten die Biografie der Dichterin, was bei den Zuhörern bestens ankam.

Hautnah konnten die Zuschauer am Leben der Künstlerin teilhaben. Dazu lasen die Schauspieler Bernd Kuschmann und Katharina Sommer aus Gedichten, Prosa und authentischen Briefen der Dichterin und schlüpften so in ihre Rolle.

Unterstützt wurden sie vom Spiel des Jazz-Schlagzeugers Günter „Baby“ Sommer, der die Becken auch mit einem Geigenbogen spielte und den Texten eine besondere Tiefe gab. Unterstrichen wurde die Darbietung durch Projektionen von Bildern im Hintergrund. Regisseur Heiner Bontrup bezeichnete diese szenische Lesung mit Musik deshalb als „Textkonzert“.

Für die lebendige Inszenierung gab es viel Applaus

Für Hajo Jahn, Vorsitzender der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft, ist das Werk der Dichterin zeitlos und ganz aktuell, weil sie eine Performerin war, die sich inszenieren konnte. Darüber hinaus gehörte sie zu einer künstlerischen und gesellschaftlichen Avantgarde, die viele Themen, die uns heute beschäftigen bereits vorausdachte, bestätigte er.

Am Sonntag erlebten die Zuschauer die Kindheit Lasker-Schülers in Elberfeld, ihre Liebe zu Knöpfen und ihre Beziehung zu den Eltern und Geschwistern. Sie erlebten, wie Liebe und Tod das Leben der Dichterin prägten sowie ihre Erfahrungen und die finanziellen Nöte im Jerusalemer Exil.

Der Tod der Dichterin am 22. Januar 1945 wurde in einem Musikstück inszeniert – die Totenmaske war als Bild im Hintergrund zu sehen. Doch das Stück endete mit einem heiteren und hoffnungsfrohen Text Lasker-Schülers, in dem sie einem scheinbar toten Schmetterling wieder Leben einhaucht. Er schwingt sich in die Lüfte. Eine Metapher für die Lyrik, in der die Dichterin weiterlebt, wie Heiner Bontrup erklärte.

Für diese besondere und lebendige Inszenierung der Texte erhielten alle Beteiligten nicht nur viel Applaus, sondern auch zahlreiche Bravorufe.

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