Konzert
Quartett erinnert an Chet Baker
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Der Jazzmusiker wurde im Schaaf gewürdigt.
Von Manuel Böhnke
Sanft spielt Martin Zobel das Flügelhorn. Olaf Reitz stimmt mit seiner ruhigen, eindringlichen Stimme ein: „Alles, was er spielte, war eine Vermutung.“ Gemeint ist Chet Baker. Reitz, Zobel, Jens Filser (Gitarre) und Harald Eller (Bass) erinnerten am Samstagabend im Gasthaus Schaaf an das Leben und Werk des legendären amerikanischen Jazzmusikers. Bei „The Sound of Chet Baker“ verschmolzen Text und Musik zu einer fast meditativen Einheit.
Chet Bakers Tod jährt sich am 13. Mai bereits zum 30. Mal. „Obwohl ich ihn nie live gesehen habe, ist mir der Sound sehr nah“, erklärte Olaf Reitz. Der Wuppertaler Sprecher spielt das Programm mit Zobel bereits seit vielen Jahren. Mit der Zeit habe es sich immer wieder verändert: „Wir sind alle mit dem Programm älter und gelassener geworden und fühlen uns mittlerweile darin zuhause.“
Für die Textpassagen hat sich Olaf Reitz an Fragmenten aus Jazz-Biografien über Baker bedient und diese bearbeitet. In bildreicher Sprache skizzierte er das Leben des US-Amerikaners: „Er war ein Mann, der ständig wegzugehen schien.“ Er zeichnete das Bild einer faszinierenden Persönlichkeit. Eines Menschen, der unzuverlässig sein konnte. Den die Branche als „weißen Cowboy in einem schwarzen Geschäft“ liebte. Der unzählige Affären hatte: „Er verließ seine Frauen, wie es im einfiel. Und kam wieder zurück – wie zu seinen Songs.“ Und der an seiner Drogensucht zugrunde ging.
Musik und Erzählungen verschmolzen zu einer Einheit
Die Einsätze der Musik waren perfekt auf die poetischen Erzählungen abgestimmt. Als Reitz von einem Streit zwischen Baker und dessen Dealer las, zupfte Harald Eller eine hektische Melodie am Kontrabass. Meist leitete Martin Zobel mit seinem einfühlsamen Ton kurz vor Ende der Textpassagen zur Musik über. Sein Klang ähnelt auf verblüffende Art und Weise dem Chet Bakers. „Sein Spiel ist eine Art, Stille zu gestalten.“ Dabei entwickelte sich zwischen Flügelhorn, Kontrabass und Gitarre ein harmonisches Wechselspiel. Neben gemeinsamen Stücken ließen sie einander genug Raum für Soli. Damit schuf das Quartett mehr als eine einfach Huldigung dieses fantastischen Musikers und vielschichtigen Menschen.