Bilder von Flüchtlingen
Pulitzer-Preisträger stellt im Südpark aus
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Zur Neueröffnung von Astrid Kirscheys neuer Galerie zeigt Daniel Etter Bilder von Flüchtlingen. Er nahm sie am Mittelmeer auf.
Von Philipp Müller
Freudentränen laufen Laith Majid Al-Amirij über das Gesicht. Auf dem Rand eines Schlauchboots voller Flüchtlinge sitzt er, seine Kinder Taha und Nour hält er im Arm. Der in Solingen geborene Fotograf Daniel Etter schoss dieses Foto für die New York Times auf der griechischen Insel Kos. Es brachte ihm 2016 den Pulitzerpreis ein, die renommierteste Auszeichnung für Journalisten. Das Bild hängt seit Freitag in der neuen Südpark-Galerie von Astrid Kirschey im Südpark. Es ist Teil der Ausstellung „41 000 Kilometer – Flucht nach Europa“.
Die Kilometerzahl bezeichne die Länge der europäischen Außengrenze, über die Flüchtlinge nach Europa drängen, erläutert Etter. Seit 2012 hat sich der studierte Journalist und Politikwissenschaftler ganz dem Thema Flucht verschrieben. Weltweit gehören Zeitungen zu seinen Kunden.
Für die Fotos nähert er sich den Flüchtlingen ganz behutsam. „Ich nehme immer über einen Dolmetscher Kontakt auf“, erklärt er. Dabei erlebe er die komplette Gefühlswelt der Flüchtlinge: Hoffnungen – auch falsche. Dazu Verzweiflung, Einsamkeit, Traumata.
Die Ausstellung lebt nicht nur vom Foto. Sie lebt auch von den erklärenden Texten, die Etter als gelernter Autor verfasst. Sie erklären die Situationen. Das macht Sinn. Beeindruckend ist nicht nur das Foto, für das Etter den Pulitzerpreis erhielt. Ein Bild erinnert an Sklavenschiffe des 18. Jahrhunderts. Schwarzafrikaner schauen aus verzweifelten Augen durch die Gitter. Doch das Bild entstand nicht auf einem Boot, sondern aktuell in Libyen in einem Abschiebegefängnis. Andere Bilder zeigen Flüchtlinge, wie sie trainieren, den Grenzzaun zwischen Marokko und der spanischen Enklave Melilla zu überwinden. Die in Athen geschossene Serie mit Porträts halten die Leere und Hilflosigkeit der Geflüchteten fest. Die Bilder von der Balkan-Route offenbaren tiefe Resignation. Genau dahin, nach Serbien, zieht es Etter jetzt wieder für den nächsten Auftrag.
Die neue Südpark-Galerie will mit Kunst die Gesellschaft aufrütteln
Die Südpark-Galerie hat Astrid Kirschey zum Jahresbeginn übernommen. Mit viel Tatendrang will die Künstlerin nun für Betrieb sorgen. Die Etter-Schau passt da voll ins Konzept. „Ich bewundere seine Arbeit zutiefst“, sagt die Galeristin. Seiner fotografischen Arbeit ist sie von ihrer Ausbildung her auch verbunden. Sie sei „eine analog gelernte Gesellenfotografin“. Im Ausstellungsbetrieb werde Fotografie ein großes Thema sein. Aber nicht nur. „Kunst soll, darf und muss provozieren“, betont Kirschey. Daher werde es politisch und gesellschaftskritisch in ihren Räumen zugehen.
Gesucht habe sie die Räume der früheren Galerie Gecko nicht bewusst, „aber ich habe sie gefunden“. Im Südpark könne die im Neandertal geborene Künstlerin ihren Lebenstraum erfüllen, „in einer Künstler-Kolonie zu arbeiten“. Doch Ausstellung um der Ausstellung willen, um die Galerie zu füllen, das werde es nicht geben. Kirschey hat da einen klaren Standpunkt: „Lieber weniger und dafür gut.“
Die Etter-Schau ist der perfekte Anfang. Sie kam durch die Vermittlung der Stadt Solingen zustande. Ergänzt wird die Ausstellung um einen auf Youtube laufenden Film des syrischen Filmstudenten Alaá. Mit Unterstützung von Kirschey und Peter Amann vom Güterhallenverein im Südpark drehte er „Fluch des Kriegs“ – eine Anklage über die Sinnlosigkeit des Krieges und das Überbordwerfen der Grundsätze der Vernunft.
FOTO-AUSSTELLUNG
INFO „41 000 Kilometer – Flucht nach Europa“ präsentiert in der Südpark-Galerie 19 Aufnahmen des 35-jährigen Solinger Fotografen Daniel Etter. Darunter ist auch das 2016 preisgekrönte Bild von der Ankunft syrischer Flüchtlinge auf der Insel Kos.
LAUFZEIT Bis 19. Februar: Donnerstag, Freitag und Sonntag jeweils von 14 bis 18 Uhr.