Projekt
Pflegekinder stehen gemeinsam auf der Bühne
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Jugendamt organisierte Projekt mit 20 Jungen und Mädchen. Der Pflegekinderdienst sucht dringend neue Familien.
Von Anja Kriskofski
Es war ein besonderes Musical, das im Pädagogischen Zentrum des Schulzentrums Vogelsang aufgeführt wurde. Auf der Bühne spielten 20 Kinder zwischen sieben und 17 Jahren „Felicitas Kunterbunt“. Sie haben eines gemeinsam: Alle sind Pflegekinder oder Geschwister eines Pflegekindes. „Trotz der großen Altersspanne gab es einen tollen Zusammenhalt unter den Kindern und Jugendlichen“, berichtet Claudia Auer, Leiterin des Pflegekinderdienstes der Stadt Solingen. Mitarbeiter ihrer Abteilung hatten das Musical zusammen mit der Bergischen Volkshochschule auf die Beine gestellt.
Rund 240 Kinder hat das Solinger Jugendamt derzeit in Pflegefamilien in der Stadt untergebracht – vom Neugeborenen bis zum jungen Erwachsenen. Auch 21 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge leben in Patenfamilien, die meisten allerdings bei Verwandten.
Der Pflegekinderdienst suche dringend nach weiteren Familien, sagt Claudia Auer. „Welche zu finden, ist sehr, sehr schwer.“ Denn die Aufgabe ist an einige Voraussetzungen gekoppelt. In Pflegefamilien darf zum Beispiel ein Elternteil nicht berufstätig sein, „weil die Kinder zum Teil eine 24-Stunden-Betreuung brauchen“. Das gilt besonders für die Bereitschaftspflege, wenn Kinder aus Krisensituationen von jetzt auf gleich irgendwo untergebracht werden müssen.
Für Pflegekinder und Eltern gibt es regelmäßige Veranstaltungen
ERMITTLUNGEN
TODESFALL Die Ermittlungen zu dem Fall eines Mitte Juni gestorbenen Pflegekinds dauern an. Das teilte Staatsanwalt Heribert Kaune-Gebhardt auf ST-Anfrage mit. Das fast zweijährige Mädchen hatte sich in seiner Höhscheider Pflegefamilie schwere Verletzungen zugezogen, an denen es später im Städtischen Klinikum starb. Das Kind war vom Jugendamt Leverkusen in der Pflegefamilie untergebracht worden. Die Ermittlungen sind sowohl auf einen Unglücksfall als auch auf eine mögliche Straftat ausgerichtet.
Mit einem Pflegekind sollte zudem die ganze Familie einverstanden sein, erklärt Auer. In der Regel sind die Pflegekinder mindestens zwei Jahre jünger als die leiblichen, um Positionskämpfe unter den Geschwistern zu vermeiden. Pflegeeltern müssen zudem mit den leiblichen Eltern kooperieren und den Umgang ermöglichen. Voraussetzung ist zudem ein Qualifizierungskurs über 18 Abende bei der Bergischen Volkshochschule. Wer ein Kind aus der eigenen Verwandtschaft aufnimmt, wird an acht Abenden qualifiziert.
Der Pflegekinderdienst habe bereits zum zweiten ein Musicalprojekt organisiert, berichtet Auer. „Es ist für die Kinder schön, zu sehen, dass sie nicht allein in dieser Situation sind.“ Beim Musical hätten sich auch Pflegegeschwister und -eltern eingebracht. Letztere hätten das Bühnenbild gebastelt und die Kostüme organisiert.
Auf der Bühne standen auch einige Kinder mit Entwicklungsverzögerungen. „Alle haben sich geholfen. Es war ganz toll“, schwärmt Claudia Auer. Wer wollte, durfte zur Aufführung auch seine leiblichen Eltern und andere Verwandte einladen. „Einige Kinder haben das auch wahrgenommen.“
Für die Kinder organisiere das Team regelmäßig Veranstaltungen. So können Sechs- bis Zwölfjährige bei einem Termin in den Herbstferien in der Waldschule „Feuer machen wie im Mittelalter“. Für Pflegeeltern gibt es Fortbildungen: Experten geben Tipps, wie Familien ihre Pflegekinder in ein selbstständiges Erwachsenenleben entlassen oder wie diese die richtige Haltung zur Herkunftsfamilie finden. Auch Erste Hilfe am Kind wird angeboten. „Wir gucken, wie der Bedarf ist“, sagt Claudia Auer. In einer monatlichen Gruppe können Pflegeeltern zudem ihre Erfahrungen austauschen. Kontakt Pflegekinderdienst: 2 90 53 79.