Studie
Ökonom: Zu viele Jugendliche im Bergischen Land haben keinen Schulabschluss
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Die Aussicht ist düster: Stephan A. Vogelskamp warnt vor gesellschaftlichen Spannungen.
Von Axel Richter
Bergisches Land. Viel zu viele Jugendliche im Bergischen verlassen die Schule ohne Abschluss. Bei mehr als 15 Prozent pro Jahrgang liegt mittlerweile die Quote. Was an sich schon ein Skandal ist, lässt Stephan A. Vogelskamp, Geschäftsführer der Bergischen Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft, die Stirn in Sorgenfalten ziehen.
Im Bergischen Rat, der in Remscheid zusammentrat, warnte er die Politiker von Remscheid, Solingen und Wuppertal deshalb mit deutlichen Worten: „Wir müssen aufpassen, dass wir in zehn Jahren keine gesellschaftlichen Spannungen erleben, die wir nicht haben wollen.“
Abhängigkeit vom industriellen Sektor ist zu groß
Denn die übrigen Zahlen, die der Ökonom aus einer aktuellen Studie zu den Wirtschaftsperspektiven des Städtedreiecks zitierte, stimmen wenig zuversichtlich. Das Bergische hat nämlich nicht nur zu viele Jugendliche ohne Abschluss. Es hat auch zu wenige Abiturienten. Und von denen starten wiederum zu wenige in ein mathematisch-naturwissenschaftliches Studium. Folge: Im Land der Knösterpitter werden zu wenige Patente in Zukunftsbranchen angemeldet. Zu sehr bleibt die Wirtschaft abhängig von der Automobilindustrie. Vom Maschinenbau. Von der Werkzeugindustrie. Und Solingen natürlich auch stark von der Metallverarbeitung.
30 Prozent macht dieser industrielle Sektor im Bergischen aus. 56 000 Menschen sind darin beschäftigt. Doch ihre Exportabhängigkeit macht die Firmen zugleich abhängig von geopolitischen Krisen aller Art.
Mit anderen Worten: Die Bergischen müssen aufpassen, den Anschluss nicht zu verlieren. „Die Region steht unter Druck“, erklärte Vogelskamp. Das erarbeitete Bruttoinlandsprodukt sei im Landesvergleich bereits abgesunken, ebenso die Kaufkraft der Bergischen.
Der Fachmann, dessen Aufgabe die Förderung der Wirtschaft in Remscheid, Solingen und Wuppertal ist, sieht deshalb viele Menschen wegziehen. Um 300 000 Bewohner werde das Städtedreieck bis 2050 schrumpfen. „Wir verlieren Bielefeld“, machte er am Beispiel der Einwohnerzahl der ostwestfälischen Großstadt fest.
Mit ihren klügsten Köpfen verlieren die Städte weiter an Entwicklungsdynamik. Vogelskamps Appell, jetzt gegenzusteuern, hörten die Politiker wohl. „Wir brauchen Ausbildung, Gewerbeflächen und Forschung in unserer Region, erklärte der Remscheider Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz (SPD) und warb bei den Nachbarn darum, „die Probleme gemeinsam anzugehen – und nicht in Konkurrenz zueinander“.
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