Lebensmittel vor dem Müll retten

Foodsaving: Nachfrage nach geretteten Lebensmitteln steigt

Gehören zum Team der ehrenamtlichen Foodsaver (v.l.): Ljubov Feldbusch, Grazyna Wirkus, Werner und Rebecca Höttges, Olga Koriiets und Dieter Krughöfer.
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Gehören zum Team der ehrenamtlichen Foodsaver (v.l.): Ljubov Feldbusch, Grazyna Wirkus, Werner und Rebecca Höttges, Olga Koriiets und Dieter Krughöfer.

Der Verein Foodsaving versorgt seit der Corona-Zeit und durch die Inflation immer mehr Menschen.

Von Jutta Schreiber-Lenz

Solingen. Rebecca Höttges, Vorsitzende des Vereins Foodaving, spürt einen gestiegenen Bedarf an Lebensmitteln. „Zunächst waren es Menschen, die durch die Pandemie in Kurzarbeit waren oder ihre Jobs ganz verloren haben, die plötzlich hier standen. Inzwischen sind es jede Menge Geflüchtete aus der Ukraine. Dazu kommen gefühlt täglich mehr, die unter den deutlich höheren Lebenshaltungskosten stöhnen“, sagt sie.
So nachhaltig ist Solingen

Gleichzeitig seien einige Kooperationspartner ausgestiegen. „Mit der Tafel, dem Verein Food-Sharing und uns sind es mittlerweile drei Institutionen in der Stadt, die die Supermärkte, Bäckereien, Tankstellen oder auch manchmal Wochenmärkte anfahren. Alle möchten aussortierte Lebensmittel für bedürftige Menschen abholen. Da bleibt für jeden logischerweise weniger, zumal die Händler spitzer rechnen als noch vor Jahren“, sagt sie.

Ein Trend, den sie im Grunde begrüßt. Einfach prinzipiell einen Überschuss zu produzieren, der ohne die drei Vereine in den Müll wandern würde, sei ja nicht richtig. Inzwischen kämen auch Kunden aus anderen Städten wie Wuppertal oder Remscheid, berichtet Höttges. „Es gibt immer mehr Familien, bei denen es finanziell richtig eng ist.“

Foodsaving: Das macht der Verein

Seit acht Jahren sammelt der Verein in den Läden übrig gebliebene Kartoffeln, Backwaren, Zitrusfrüchte und anderes ein, um sie an Menschen mit wenig Geld weiterzugeben. Nicht ganz umsonst, wie Rebecca Höttges betont. „Jahrelang haben wir einen Euro pro ausgegebenen Plastikbeutel berechnet. Inzwischen müssen wir zwei Euro nehmen, sonst kommen wir mit unseren gestiegenen Fixkosten nicht mehr zurecht.“ Die Miete für das Ladenlokal am Werwolf, das Benzin für den Transporter plus Anhänger, mit dem Werner Höttges und seine Helfer täglich die von den Händlern zur Verfügung gestellten Sachen abholt, müssen bezahlt werden.

Es gibt immer mehr Familien, bei denen es finanziell eng ist.“

Rebecca Höttges

Die Beutel gibt es inzwischen nicht mehr. Im Laden am Werwolf 59 werden seit September vergangenen Jahres im Zuge der Nachhaltigkeit kleine Einkaufskörbe für die Kunden zur Verfügung gestellt. „Mit den Wegwerfplastikbeuteln waren wir schon lange nicht mehr glücklich, aber wir mussten erst einmal ein neues, praktikables Konzept haben. Wir haben es ausprobiert: Ist solch ein Korb voll, entspricht die Menge zwei unserer früheren Tüten, kostet also vier Euro. Früher hieß es: zwei Euro pro Tüte.“

Für die Einzelhändler sei das Abholen dieser Waren übrigens durchaus auch von Wert, betont Höttges: Sie sparen Entsorgungskosten und Zeit, denn das Sortieren der Lebensmittel übernimmt der Verein. „Matschige und verdorbene Sachen kommen weg, und was noch als Tierfutter taugt, holt ein Bauer ab.“

Foodsaving: Egal ob Student, Arbeitnehmer oder Wohnungslose - alle bekommen einen Korb voll Essen

Nach wie vor gilt: Wer zum Foodsaving kommt, muss keinerlei Bedürftigkeitsnachweis erbringen. Egal, ob Studierende, Rentner, Alleinerziehende, Wohnungslose, Arbeitnehmer oder Selbstständige: Jedem, der mit seinen Einnahmen knapp ist, wird geholfen. „Wir haben noch niemals Menschen hungrig wieder gehen lassen“, sagt Rebecca Höttges, die aus den Reihen der 43 Vereinsmitglieder Teams bildet, die abwechselnd im Laden stehen. Froh ist sie, inzwischen auch Mitarbeitende aus der Ukraine oder anderen Ländern gewonnen zu haben. „Damit haben wir wunderbare Dolmetscher. Das vereinfacht die Kommunikation sehr, denn viele unserer Kunden sind des Deutschen nicht gut mächtig.“

Verteilt werden die gesammelten Lebensmittel nach einem Nummern-System. „Eine halbe Stunde vor der Verteilung können diese Nummern über ein Losprinzip gezogen werden. Damit stellen wir sicher, dass nicht immer die Gleichen die Ersten bei der anschließenden Ausgabe sind.“, erläutert Höttges.

Der Verein

Öffnungszeiten: Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag und Samstag erfolgt die Nummernvergabe ab 17 Uhr. Ab 17.30 Uhr startet die „Fairteilung“.

Ort: Foodsaving e.V wurde 2017 gegründet. Das Ladenlokal befindet sich am Werwolf 59.

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