Dunkelnberger Straße
Nach mehreren Bränden in Ohligs: Anwohner fürchten um ihre Sicherheit
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Der Hallenkomplex an der Dunkelnberger Straße in Ohligs erlebte bereits vier Großfeuer. Zuletzt brannte es dort am 17. Januar.
Von Kristin Dowe
Solingen. Als kürzlich ein gewerblich genutzter Hallenkomplex an der Dunkelnberger Straße in Flammen stand, hatten Marita und Bruno Osthuis sowie weitere Anwohner des Grundstücks in Ohligs ein unheilvolles Déjà-vu-Erlebnis: Denn innerhalb von 21 Jahren erlebte das Gelände bereits zum vierten Mal einen Brand größeren Ausmaßes. Weitere Vorfälle gab es in den Jahren 2002, 2016 und 2021. „Wir haben jedes Mal großes Glück gehabt, dass uns nichts Schlimmeres passiert ist“, schildert Bruno Osthuis die Situation. Angst um seine Sicherheit habe das Ehepaar nach der Brandserie weiterhin.
Ein Streitpunkt: Das Grundstück, das Eigentum der Solinger Optikerfamilie Stock ist, sei unzureichend eingefriedet. Zwar hätten die Eigentümer die Fläche mit einem Bauzaun umgeben, dieser weist aber teilweise Lücken auf und ist leicht zu überwinden, wie eine Begehung des ST vor Ort zeigt. Bei den Bränden war immer wieder von Brandstiftung und Vandalismus etwa durch Jugendliche die Rede. „Wenn das stimmt, muss der Eigentümer dafür sorgen, dass niemand mehr einfach Zutritt zu dem Grundstück hat“, fordert Bruno Osthuis.
„Beim nächsten Brand fliegt uns hier der Dachstuhl um die Ohren.“
Früher war auf dem Grundstück der damalige Automobilzulieferer Wielpütz ansässig, später gab es offenbar verschiedene gewerbliche Nutzungen im Rahmen eines Mietverhältnisses. „Der Brand 2016 war ein regelrechtes Inferno“, erinnert sich Anwohner Alexander Lüttgens. „Hier haben Bäume gebrannt und das Feuer ist teilweise auf die umliegenden Wohn- und Bürogebäude übergetreten.“ Private Videoaufnahmen dokumentieren das Ausmaß des Brandes.
Vom materiellen Schaden abgesehen sei die Situation für die Nachbarn auch emotional belastend, so Lüttgens. „Hier leben Kinder, die jetzt schon mehrfach ein erhebliches Großfeuer erlebt haben. Da müssen wir auch über Traumata reden.“ Von der Eigentümerfamilie erwarte er „eine komplette Stilllegung des Geländes“. Die verbleibenden Brandruinen müssten mit Blick auf die Einsturzgefahr dringend abgerissen werden. Es sei unklar, welche möglicherweise brennbaren Materialien in den Hallen noch gelagert werden. Vor allem wünschen sich die Anwohner deshalb einen Bauzaun, der ausreichend hoch und stabil ist, um Unbefugte von dem Grundstück fernzuhalten, heißt es.
Miteigentümer Peter Stock drückt auf Nachfrage sein Bedauern über die Situation aus: „Natürlich können wir die Sorgen der Anwohner verstehen“, versichert er. Seine Familie habe das Grundstück 2015 erworben und dann zunächst an einen Oldtimer-Sammler vermietet. Nach dem zweiten großen Brand im Jahr 2016, der offenbar im Zusammenhang mit dem missglückten Austausch einer Benzinpumpe an einem Fahrzeug stand, seien die Hallen weitgehend niedergebrannt gewesen. „Die Mieteinnahmen sind uns dann erst mal weggebrochen, da die Hallen auch nicht neu aufgebaut werden konnten. Da sich das Grundstück in einem Wohngebiet befindet, verbietet das Emissionsschutzgesetz den Wiederaufbau.“
Bei dem neuerlichen Brand Mitte Januar seien Gasflaschen explodiert – die Versicherung habe daraufhin den Abriss des Gebäudes angekündigt. „Für den Inhalt der dortigen Garagen ist allerdings der Mieter verantwortlich, der seine Sachen auch versichern muss“, so Stock. Einige mietende Nutzer des Anwesens seien für die Eigentümer bislang nicht zu erreichen gewesen, befänden sich teilweise zudem im Ausland. Erst wenn die Mieter den Inhalt aus den Garagen vollständig entfernt hätten, könne der Abriss fortgesetzt werden.
Derweil sehen die Anwohner auch die Stadt in der Pflicht, die Sicherheitsvorkehrungen auf dem Grundstück strenger zu kontrollieren. Diese sieht ihre Handlungsmöglichkeiten aber begrenzt, wie Rathaussprecherin Sabine Rische auf Nachfrage ausführt: „Grundsätzlich stehen Eigentümer in der Verantwortung, ihr Grundstück beziehungsweise Gebäude gegen unbefugten Zutritt zu sichern. Das Aufstellen eines Bauzauns ist dafür in der Regel ausreichend, gegebenenfalls müssen Gebäudeöffnungen verschlossen werden.“ Dies werde von der Bauaufsicht überprüft.
Im konkreten Fall befänden sich die Gebäude nicht direkt an einer öffentlichen Verkehrsfläche. „Durch den Brandschaden ist die öffentliche Sicherheit nicht gefährdet. Brandschutzvorschriften greifen hier nicht und würden Brandstiftungen, wie sie hier möglicherweise geschehen sind, auch nicht verhindern“, so die Position der Stadt.
Eine Haltung, die bei den Anwohnern auf Unverständnis stößt. Sie hätten die Verwaltung schon früh über ihre Sorgen informiert und keinerlei Reaktion erhalten. „Man läuft vor verschlossene Türen“, kritisiert Bruno Osthuis. Der letzte Brand habe das Gebäude extrem destabilisiert. Alexander Lüttgens ergänzt: „Beim nächsten Sturm fliegt uns hier der Dachstuhl um die Ohren.“
Halle in Ohligs gerät in Brand




Hintergrund
Brand: Bei dem Feuer am 17. Januar wurde die Bevölkerung mit Hilfe der Warnapps NINA und Katwarn informiert.
Fotos: Für die Aufnahmen des ST wurde das betroffene Brandgrundstück nicht betreten.