Fortschritte in der Planung

Moscheebau: Startschuss im Oktober

Klare Linien und eine circa 14 Meter hohe Kuppel dominieren den Entwurf des Architekten Andreas Seidensticker.
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Klare Linien und eine circa 14 Meter hohe Kuppel dominieren den Entwurf des Architekten Andreas Seidensticker.

Die Ditib-Gemeinde wartet auf die Baugenehmigung der Stadt für das Projekt an der Schlachthofstraße.

Von Kristin Dowe

Solingen. Abwarten und Tee trinken, vielmehr bleibt den Mitgliedern der Solinger Ditib-Gemeinde aktuell nicht übrig, den seit langem geplanten Neubau einer Moschee an der Schlachthofstraße voranzutreiben. Alle Unterlagen seien inzwischen beim Bauamt eingereicht, jetzt wartet der Vorstand auf grünes Licht für die Baugenehmigung seitens der Stadt, damit am Stichtag 29. Oktober der Grundstein für das Projekt gelegt werden kann. „Natürlich dauert so etwas immer seine Zeit. Insgesamt funktioniert die Zusammenarbeit mit der Stadt bislang sehr gut“, resümiert Vorstandsmitglied Necmettin Gül.

Bei einigen Punkten musste in der Planung nachgebessert werden – unter anderem sieht die Baulast vor, eine Zuwegung von 25 auf 30 Meter zu verlängern, für den Brandschutz muss ein zweiter Rettungsweg geschaffen werden. „Das sind aber eher Kleinigkeiten“, zeigt sich auch der Vorsitzende der Ditib-Gemeinde Osman Korkmaz optimistisch. Zudem müssen die vier Grundstücksparzellen auf dem Gelände formal miteinander verschmolzen werden.

Die Gebäudeteile, in denen sich aktuell noch das Verpackungsunternehmen Otto Kalkum & Söhne (OKS) befindet und das bald umziehen wird, werden in den kommenden Monaten abgerissen. Entstehen soll auf dem mehr als 12 000 Quadratmeter großen Gelände ein modernes und lichtdurchflutetes Glaubenszentrum muslimischen Lebens. Den Entwurf des Solinger Architekten Andreas Seidensticker dominieren klare Linien und Funktionalität ohne Schnörkel. Für ihn und sein Team sei es eine kreative Herausforderung gewesen, zum ersten Mal eine Moschee zu planen, berichtet er. „Die Gemeinde hat grob ihre Wünsche und Vorstellungen formuliert und mir ansonsten völlig freie Hand gelassen. Das war eine tolle Erfahrung.“

Gebäudeteile sind nachMekka ausgerichtet

So habe er unter anderem mit den Vorstandsmitgliedern Moscheen in den Niederlanden, etwa in Utrecht und Roermond, besucht, die Inspiration für den Solinger Entwurf gewesen seien. „Eine Besonderheit ist sicherlich die leichte Schrägstellung der Gebäude, die nicht ganz passend zu den Grundstücksgrenzen verlaufen. Das liegt an der Ausrichtung nach Mekka“, erklärt Seidensticker. Insgesamt habe das Gebäude eine „kubische Struktur“, bei dessen Entwurf der architektonische Grundsatz „form follows function – die Form folgt der Funktion“ beispielhaft umgesetzt worden sei. So verfügt die künftige Moschee nicht über ein klassisches Minarett, sondern über eine markante Kuppel über dem Gebetsraum sowie einen Späneturm.

Die Kosten des Projekts ließen sich gegenwärtig noch nicht beziffern, bedauert Seidensticker, aufgrund der Inflation rechne er aber mit Kostensteigerungen für Material und Personaleinsatz von bis zu 30 Prozent. „Wir gehen davon aus, dass im Frühjahr 2024 der erste Beton fließen wird.“

Osman Korkmaz (l.) und Necmettin Gül von der Solinger Ditib-Gemeinde stellten die Planung im Detail vor.

Derweil legt die Ditib-Gemeinde Wert darauf, dass die Moschee mehr sein soll als ein muslimisches Glaubenszentrum, sondern ein vielfältiges Angebot für alle Solinger, betont die stellvertretende Vorsitzende Keziban Altay. „Es wird einen großen Saal geben, den alle nutzen und beispielsweise für Veranstaltungen mieten können.“ Eine Cafeteria solle außerdem sozialer Treffpunkt für alle werden. „Die Konfession spielt da überhaupt keine Rolle.“ Mit einem Jugendzentrum wolle die Ditib außerdem mehr Angebote für Jugendliche schaffen.

Der Neubau wird größtenteils über Spenden finanziert. Eine Finanzspritze von der türkischen Regierung, die ausschließlich die Imame finanziere, gebe es entgegen der landläufig verbreiteten Meinung nicht, versichert Gül, der dem türkischen Staatschef äußerst kritisch gegenüber steht. „Wir bekommen von Erdoğan dafür keinen Cent. Politik hat in der Moschee nichts zu suchen.“ Umso mehr freue sich die Gemeinde über jede kleine Spende, um den Neubau zu unterstützen.  

Hintergrund

Entwurf: Der Gebetsraum bis unter den Scheitelpunkt der Kuppel sowie die Säule haben eine Höhe von circa 14 Meter. Auf dem Gelände entstehen 113 Parkplätze.

Bauzeit: Während der circa zweijährigen Bauphase soll der Betrieb in den Räumen an der Kasernenstraße aufrechterhalten werden.

Kommentar von Kristin Dowe: Alle profitieren

kristin.dowe@solinger-tageblatt.de

Die Mitglieder der Ditib-Gemeinde dürften erleichtert sein, wenn die Genehmigung der Stadt für den Neubau der Moschee endlich auf dem Tisch liegt. Wie der Vorstand deutlich machte, soll diese nicht nur ein religiöser Ort sein, sondern auch ein Symbol für ein weltoffenes Miteinander in der Klingenstadt – und damit ein Angebot an alle Solinger. W

ichtig ist den Verantwortlichen offenbar auch, sich klar von einer der Ditib oft nachgesagten, politischen Färbung durch den türkischen Staatspräsidenten zu distanzieren – insbesondere was die Finanzierung des Projekts betrifft. Bei aller berechtigten Kritik an Erdoğan sollten Skeptiker dies anerkennen. In einer Großstadt wie Solingen mit einem beträchtlichen muslimischen Bevölkerungsanteil profitieren alle davon, wenn die Muslime ihre Religion in einem modernen Glaubenszentrum statt in Hinterhofmoscheen ausüben können.

Umso mehr sollten sich Muslime und Nicht-Muslime freundschaftlich auf das Gemeinsame besinnen. Und nicht auf das vermeintlich Trennende.

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