Mit dem ST wandern
Diese Route macht zu jeder Jahreszeit Spaß
aktualisiert:
- 0 Kommentare
-
Feedback
schließen
- Weitere
Unsere heutige Wandertour führt auf den Leichlinger Obstweg.
Von Andreas Erdmann
Leichlingen. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts strömten Besucher umliegender Städte zu Tausenden in die „Blütenstadt“ Leichlingen, um die Blütenpracht ihrer Obstbäume zu bewundern. Die heutige Wanderung führt zu Obstplantagen und Streuobstwiesen in Leichlingen, aber auch zu historischen Hofschaften und Aussichtspunkten mit Fernblicken ins rheinische und bergische Land. Anschließend bietet sich ein Abstecher nach Schloss Eicherhof an. Je nach Jahreszeit verzaubert der Weg den Wanderer mal mit blühenden, mal mit unter der Last der Früchte gebeugten Bäumen. Auch zur kalten Jahreszeit ist er reizvoll.
Wir starten an der Ecke Markt-/Mittelstraße. Eine große Schautafel informiert über den vor uns liegenden Weg, der mit einer großen 4 auf rotem Grund gekennzeichnet ist. Es geht, an Fachwerk- und Schieferhäusern vorbei, durch die Mittelstraße, dann links in die Straße In der Melfert. Sie führt rechtsum, bis am Waldrand ein Pfad abzweigt, der steil bergan durch Buchen- und Eichenwald führt. Vorsicht bei Nässe! Es kann rutschig sein.
Oben am Feldweg Unterberg treffen wir auf eine typische Streuobstwiese, wie sie früher in Deutschland überall verbreitet war. Vorn sehen wir den alten, seltenen Dülmener Rosenapfel. Bei der Schautafel befindet sich eine Audiostation für Kinder mit Hörtexten zum Thema Obst. Wir folgen dem Feldweg, biegen nach links. Die Aussicht ist spektakulär und reicht zum Süden hin weit in die Rheinische Tiefebene. An klaren Wintertagen sieht man sogar das 60 Kilometer entfernte Siebengebirge und Höhenzüge der Eifel. Im Osten steigt das Land zur bergischen Hochebene an.
Weiter am Weg steht der seit 1700 gezüchtete Apfel Champagner Renette. Neben der Königin-Viktoria-Pflaume reihen sich Birnbäume wie die bekannte Williams-Christ-Birne und weniger bekannte Sorten wie das Stuttgarter Gaishirtl von 1750 und die Pastoren- und Bosc’s Flaschenbirne.
Wir erreichen die Hofschaft Hülstrung. Der Ortsname mit dem Wortteil „Hül“ (Holz) weist auf eine Rodung hin, die noch Strünke aufwies. Wir folgen der Bergstraße kurz bergab, biegen rechts in die Straße Hülstrung. Von einer Bank aus hat man eine schöne Aussicht auf Kradenpuhl und den Solinger Ölberg. Unterhalb geht es rechterhand geradeaus. Neben der Infotafel steht eine weitere Audiostation für Kinder. Wir genießen die Aussicht ins Tal der Wupper.
Wir kommen vorbei an einer Kuriosität am Wegesrand
Eine Kuriosität am Wegesrand: ein Baum mit gleich zwei Apfelsorten, dem Rheinischen Krummstiel und dem Weißen Klarapfel. Rechtsum geht es in einen Buchen-, Eichen- und Ilexwald und an Teichen entlang. Nach einer Kehre gelangt man zu der kleinen Hofschaft Scheidt. Der Name, 1457 als „in dem scheyde“ erwähnt, weist auf die Grenze („Scheid“) eines Gemarkenwaldes hin.
Wir folgen der Straße bergan, am Waldrand entlang. Vor der ausgewiesenen Ontariopflaume biegen wir links in den Waldweg. Nach einer Kurve treffen wir auf den Bennerter Obstweg, folgen diesem scharf rechts, auf den Ort Bennert zu. Der Ortsname geht auf den Personennamen „Benno“ zurück, der zusätzlich auf eine Rodung hinweist. Ab 1597 wird hier ein „Jacob uff dem Benrodt“ erwähnt. 1832 war Bennert eine „Hofstadt“ mit 44 Einwohnern in sieben Häusern.
Eine alte Sage erzählt vom „Berger Männlein“
Wir biegen links in den Weg ein. Am Spielplatz der Grundschule Bennert folgt Schautafel D. Hinter der Schule geht es rechtsum auf die Straße Oberschmitte. Der 1600 erstmals erwähnte Ort hieß ursprünglich „Schmitte“ (Schmiede). Zur Unterscheidung von den „unteren Schmieden“ kam der Name zustande. Es geht gleich noch einmal nach rechts, in die Straße Bennert, dann links in die Bergstraße. Der Julius-Pohlig-Straße folgen wir rechtsum. Weit reicht der Blick über geschwungene Hügel. Am Bauernhof bei Waltenrath werden zur Erntezeit Äpfel, Apfelsaft und Walnüsse zum Kauf angeboten.
Alle Wanderrouten in Solingen und Umgebung
Wir kommen zum Ort Bergerhof, halten uns geradeaus. Bergerhof, 1488 „up dem Berge“ und 1597 „Freiheit auf dem Berghe“ genannt, bezeichnet einen Hof in Höhenlage. Eine alte Sage vom „Berger Männlein“ erzählt von einem unsichtbaren Zwerg, der als guter Hausgeist dem dortigen Rittersitz Glück und Wohlstand brachte. Kaum kam der Hof in bürgerliche Hände, wurde der Zwerg von einem bösen Geist verdrängt, welcher Spuk betrieb, bis ihn zwei Kölner Jesuiten verbannten. Die Lage des Hofs ist nicht mehr bekannt. 1832 war Bergerhof ein Dorf mit 85 Einwohnern und 12 Häusern.
Hinter der Siedlung erleben wir als Highlight der Tour atemberaubende Fernsichten in die Rheinebene. Zur Rechten sieht man bei klarem Himmel Düsseldorf mit dem Fernsehturm, linkerhand hinter Leverkusen die Kölner Bucht mit der Domstadt und dem Kölner Dom sowie das rheinische Braunkohlerevier. An kalten Winterabenden zeigt sich das Rheinland in einem riesigen Lichtermeer.
Wir gehen bergab durch Bechlenberg. Der Ort, 1555 von „Meister Diderich ahm Bechlerberch“ bewohnt, ging ebenfalls aus einem Lehngut der Abtei Deutz hervor. Dem Namen liegt das Wort „beke“ für Bach zugrunde. An der Wegkreuzung biegen wir nach rechts und kommen zu einem schönen bergischen Fachwerkhaus. Hier bietet sich uns ein traumhafter Ausblick auf Leichlingen. Es geht zwischen Streuobstwiesen einher, bergab durch die Siedlung und rechts in die Kurze Straße, die uns zurück zur Straße In der Melfert führt.
Wer noch einen Abstecher zum nah gelegenen Schloss Eicherhof unternehmen möchte, folgt der Straße nach rechts, bis zum Ende. Rechtsum über die Straße Am Hammer, dann über dem Fahrweg Eicherhof geht es zum Schloss.
Schloss Eicherhof wurde im 18. Jahrhundert errichtet
Diesem geht ein weiter westlich zur Wupper hin gelegener Gutshof voraus, der schon 1158 im Besitz der Abtei Deutz gewesen sein soll. 1762/63 ließ Jacob Wilhelm Behagel, Edler von Hack, das Schloss als barocken Landsitz erbauen. Es besteht aus einem zweigeschossigen, durch Mansardendach und kleinen Dachreitern bekrönten Herrenhaus. Davor befindet sich ein aus zwei parallel gestellten Remisebauten gebildeter Wirtschaftshof. Das Schloss entspricht einem französischen „Maison de plaisance“ im 18. Jahrhundert. Das Anwesen befand sich bis 1996 im Besitz der Familie Boeddinghaus und gehört zu Leichlingens beliebtesten Fotomotiven. Heute wird es als Geschäftshaus genutzt. Geradeaus, dann links kommen wir zur Straße Am Hammer, die uns rechtsum zum Ausgangspunkt führt.
Tour 64
Länge: 7 Kilometer mit Schloss Eicherhof, ohne 5,9 Kilometer.
Dauer: 2 Stunden mit Schloss Eicherhof, ohne 1 Stunde 45 Minuten.
Schwierigkeitsgrad: einfach, gut mit Kindern zu gehen
Busverbindung: Linie 250, Haltestelle Schulzentrum Am Hammer
Einkehren: im Leichlinger Ortskern.
Wandertipp: Der Weg lässt sich verlängern, wenn man hinter der Grundschule Bennert links, dann rechts dem gekennzeichneten Obstweg folgt. Dieser führt nach Leysiefen, dann in einer Kehre zurück und über Hohlenweg und Dierath zur Julius-Pohlig-Straße und wieder auf die eigentliche Route.
Tipp: Die ersten 40 Folgen unserer Serie – mit den GPX-Daten – gibt es als PDF-Download. Die ersten wie die weiteren 20 Teile sind für je 7,90 Euro erhältlich: www.bergisch-bestes.de