Mein Blick auf die Woche in Solingen

Meinung zum Cityhandel: In der Krise liegt tatsächlich eine Chance 

stefan.kob@solinger-tageblatt.de
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Corona, Krieg und Inflation: Das alles belastet den Einzelhandel - in Solingen wie auch in vielen anderen Städten. Doch das Problem ist in der Klingenstadt nicht neu. Hat Solingen deshalb sogar einen Vorteil, weil der Wandel der Innenstadt viel eher begonnen hat? Vielleicht, meint Chefredakteur Stefan M. Kob, doch es dürfen nun keine Fehler gemacht werden.

Der Einzelhandel, insbesondere in der Innenstadt, kann einem schon leidtun. Erst leerten Corona und die damit verbundenen Lockdowns die Kassen, während der konkurrierende Onlinehandel den Turbogang einlegte. Dann gerieten die Geschäfte durch Putins mörderischen Angriffskrieg gegen die Ukraine unter die Räder - zum einen durch extrem gestiegene Kosten für Energie und Beschaffung, zum anderen durch die inflationsbedingte Kaufzurückhaltung der Konsumenten.

Die Einschläge trafen und treffen die Händler in einer ohnehin schwierigen Lage. Schon vor Corona waren die Probleme des stationären Handels nicht mehr zu übersehen, schon gar nicht in Solingen. Der bundesweite Ladenschwund, der in den letzten Jahren jeden zehnten Inhaber zur Aufgabe zwang, setzt sich unvermindert fort - ganz besonders in der Klingenstadt: Die Zahl der Leerstände in der City ist in den vergangenen vier Jahren um 50 Prozent gestiegen. Inzwischen braucht man schon ziemlich starke Nerven und noch mehr Lokalpatriotismus, wenn man über die Hauptstraße geht, die einst Fußgängeroase hieß, heute aber eher einer Wüste gleicht. Wie lässt sich die Hoffnung hegen, dass sich das Ding noch irgendwie drehen lässt? Wenn man demnächst auch noch bei Tchibo und McDonalds in dunkle Fenster schaut?  

Doch alles Jammern hilft nichts. Davon ist noch nie etwas besser geworden. Zumal die verbliebenen Geschäfte in der City durchaus einen attraktiven Mix ergäben - vor allem, wenn sie an einem Ort konzentriert wären. Auf diese Konzentration zielt das Konzept City 2030 ja ab, auch wenn der Weg sicher länger ist als die Zielmarke 2030. Die ersten zaghaften Versuche, neue Läden mit städtischer Hilfe anzusiedeln, waren nicht gerade von Erfolg gekrönt. Doch die Händler sehen durchaus das Bemühen der Stadt, den Negativtrend zu brechen. Nur: Allzu lange Zeit haben die Verantwortlichen dafür nicht mehr. Sonst heißt es am Ende: „Operation gelungen, Patient tot.“ 

Es sollte uns ein kleiner Trost sein, dass unsere City die Probleme keineswegs exklusiv hat. Daher haben die Solinger angesichts der Schließungswelle bei Galeria Kaufhof Karstadt nur müde gelächelt: „Haben wir alles längst hinter uns.” Und auch die Peek & Cloppenburg-Insolvenz sorgt hierzulande nicht für schlaflose Nächte: Die Handelskette hat ihre Solinger Filiale schon vor mehr als zwei Jahren dichtgemacht.

Vielleicht erwächst sogar ein kleiner Vorteil daraus, dass Solingen eher als andere Städte von der Krise getroffen wurde. Denn die Verantwortlichen haben sich schon viel früher auf den mühsamen Weg des Wandels gemacht, weshalb der Einzelhandelsverband Solingen diesbezüglich ganz weit vorne sieht. Während man sich woanders geschockt den Kopf zerbricht, was man mit dem demnächst leerstehenden riesigen Warenhaus-Klötzen anstellt, soll am Fronhof demnächst die Abrissbirne kreisen, um Platz für Wohnen und Gewerbe zu schaffen.

Doch der tapfer ausharrende Innenstadthandel darf jetzt nicht in den Fehler verfallen, unter dem Druck der Kosten und der einbrechenden Umsätze nur noch defensiv zu agieren: verkaufsoffene Sonntage einstampfen, die Läden schon 18 Uhr (also noch vor der historischen Zeit halb sieben) schließen, Licht abends ausschalten.

Klar, alles leicht gesagt, zumal dazukommt, dass sich kaum noch Verkaufshilfen finden lassen und der Ladeninhaber notgedrungen oft selbst hinter der Ladentheke steht. Fehlen die entsprechenden Umsätze trotz aller Anstrengungen, ist das Durchhalten schwer. Doch die Gefahr besteht, dass sich der Solinger Handel mehr und mehr selbst abschafft - indem die letzten treuen Kunden aufgeben, weil sich der Weg in die Innenstadt immer weniger lohnt. Wenn nun schon der Hofgarten von 20 auf 19 Uhr geht - wäre es nicht die richtige Überlegung, dass sich die City-Geschäfte gemeinsam darauf verständigen? Allein die Verlässlichkeit ist ein wichtiger Faktor gegen die Abwärtsspirale. 

Unsere Themen in dieser Woche 

Die städtischen Umzugspläne am Vogelsang stoßen auf erbitterten Widerstand.  
 
Wer sich in Solingen für ein eigenes Sonnenkraftwerk auf dem Balkon interessiert, muss sich vorab gut informieren. 
 
Die Solinger gelten als besonders sparsam – offenbar auch beim Strom- und Gasverbrauch
 
Auf diese Veranstaltungen können sich die Solinger im Sommer und Herbst freuen.  
 
Grillen – aber richtig! In Burg kann man das professionell lernen.

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