Kunstaktion
Masuyama wird zur menschlichen Sonnenuhr
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Japanischer Künstler realisiert vor dem Kunstmuseum ein vergängliches Projekt
Von Karl-Rainer Broch
Solingen. Am Mittwoch passte es endlich, das häufig nasse bergische Wetter, das dieser zeitlich begrenzten Kunstinstallation schon des Öfteren einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Auf dem Boden des Vorhofs des Kunstmuseums an der Wuppertaler Straße realisierte der japanische Künstler Hiroyuki Masuyama sein neuestes Werk: „Sonnen Uhr Menschen“. Es begleitet die noch bis Sonntag laufende Ausstellung „Zeitreise 1817 – 2022“ über Friedrich August De Leuw (1817-1888) und eben Hiroyuki Masuyama (Jahrgang 1968).
Von 8.30 Uhr bis Sonnenuntergang zeichnete Masuyama seinen von der Sonne hervorgerufenen Schattenriss mit Kreide im Viertelstunden-Takt auf den Boden und stellte damit die erste menschliche Sonnenuhr Solingens her. Weicher Kalk ist vergänglich und wird bei Regen garantiert weggeschwemmt. Doch der in Düsseldorf lebende Künstler meint optimistisch: „Hoffentlich bleibt die Sonnenuhr noch bis Sonntag, dem letzten Tag der Ausstellung, erhalten.“
Die Kreidezeichnung mit den von der Sonne geformten Umrissen passt zum Umfeld, dem Rasen rund um das ehemalige Gräfrather Rathaus, der mit vielen Sonnenblumen geschmückt ist. Zwar sind es nicht mehr 3000 Blumen, die der Schöpfer Walter Kuhn bei der Premiere in München aufgestellt hatte, doch die Menge ist weiterhin imposant. Auf Vorbestellung können auch Exemplare erwerben werden. Wer nicht so lange warten möchte, bekommt die kleine Sonnenblumen-Version im Museumsshop für zehn Euro.
Die „Zeitreise“ der aktuellen Ausstellung passt zum künstlerischen Konzept von Masuyama, der 1995 nach Deutschland kam und an der Düsseldorfer Kunstakademie sein Examen ablegte. „Mein Schwerpunkt ist die Zeit“, sagt Masuyama, der sein Thema vielfältig umsetzt: Als Fotograf und Zeichner, er fertigt Skulpturen an oder setzt seine Ideen filmisch um. Sein neuestes Kunstwerk in Gräfrath vergleicht er mit der japanischen Kirschblüte: „Die Blütenpracht kann man auch nur kurze Zeit bewundern.“ Für ihn ist Zeitlichkeit eine Schönheit. Seine Sonnenuhr versteht er als Kooperation mit Sonne, Erde und ihm selbst: „Das verdeutlichen die zeitlichen Abläufe.“
Beim Schattentanz wird das Publikum Teil des Kunstwerks
In der Ausstellung findet Masuyamas „Schattentanz“ beim Publikum besondere Aufmerksamkeit: „Die Leute stellen sich vor einen Projektor, und ich zeichne die Umrisse in der von der Person gewünschten Farbe.“ Sein Ziel, Umrisse von 100 Interessierten auf den weißen Karton zu bannen, ist bereits erfüllt: „Ich verbinde die Leute mit meinem Kunstwerk, sie können so bei meiner Kunst mitmachen.“ In der Kulturnacht hatte man vor dem Objekt sogar Schlange gestanden, um sich zeichnen zu lassen. Hiroyuki Masuyama kann sich vorstellen, die Aktion bei Interesse in Supermärkten oder Firmen fortzusetzen.
In Solingen ist der Japaner bereits 1999 bei der Bergischen Kunstausstellung in Erscheinung getreten. Er hatte damals seine Familie porträtiert, von der Geburt bis zum Ausstellungszeitpunkt. Inzwischen ist er mit dem Gräfrather Galeristen Dirk Balke befreundet, der im Reisholzer Hafen neben ihm sein Atelier hatte. Jetzt verwirklichten beide die Ausstellung „Zeitreise“.