Historisches Foto
Welche Erinnerungen haben Sie an diese Geschäfte?
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Auf dem Gelände des ehemaligen Traditionsunternehmens am Birkenweiher sollen Wohnungen entstehen. Was wird dieses Mal gesucht?
Im Herzen der Solinger Innenstadt wurde das Foto in den 1950er Jahren aufgenommen. Erinnern Sie sich an die Konditorei oder die anderen Geschäfte an dem Platz? Schicken Sie uns Ihre Anekdoten und Erinnerungen gerne bis Donnerstag, 23. Februar, an: redaktion@solinger-tageblatt.de.
Das Rätselfoto der vergangenen Woche: Man war stolz, zur Kieserling-Familie zu gehören
Von Simone Theyßen-Speich
Solingen. In die Solinger Firmengeschichte führte das historische Foto vom vergangenen Samstag. „Das Foto zeigt eine Aufnahme der Firma Kieserling & Albrecht, bei der mein Vater 33 Jahre lang als Schlosser gearbeitet hat“, schrieb Angelika Höfer die richtige Antwort an die ST-Redaktion.
„Ich erinnere mich, dass mein Vater nicht ohne einen gewissen Stolz berichtete, dass dort unter anderem Walzstraßen gefertigt und nach Russland verkauft wurden. Den Transport übernahm damals das Schwertransportunternehmen Rosenkranz“, erinnert sich Angelika Höfer weiter.
Das Foto aus der ehemaligen Maschinenfabrik hat auch Norbert H. Posthum genau in Augenschein genommen: „Die Personen sind mit der Verladung einer Maschine auf einen Tieflader beschäftigt“, schreibt er. Das Ladegeschirr sei gut erkennbar. „In den Hallen der Firma befanden sich Kranbahnen für den Transport der schweren Teile. In der ehemaligen Halle 10, heute Domizil von Möbel Boss, sind die Auflagepunkte der einstigen Kranbahn noch sichtbar.“
Norbert H. Posthum hat sich auch mit der Historie des einstigen Solinger Traditionsunternehmens beschäftigt. „Der Ursprung geht auf das Jahr 1873 zurück. Theodor Kieserling und Otto Albrecht haben seinerzeit den Grundstein gelegt. Die Firma expandierte sehr schnell. Im Jahr 1962 wurden etwa 1000 Mitarbeiter beschäftigt. Für den Nachwuchs verfügte man über eine eigene Lehrwerkstatt. Viele Personen haben hier ihr gesamtes Berufsleben verbracht, von der Lehre bis zur Rente“, skizziert er den Stolz der Belegschaft, zu Kieserling zu gehören. Es dränge sich ein Vergleich mit den „Kruppianern“ in Essen auf. Man gehörte zu einer großen Familie. Noch heute gibt es regelmäßige Treffen von ehemaligen Kolleginnen und Kollegen.
Das Ende des Traditionsunternehmens am Birkenweiher wird für sie wie für viele Solinger schmerzlich gewesen sein. „Im Jahre 1994 kam es wegen wirtschaftlicher Probleme zur Übernahme durch die Schumag AG in Aachen“, schreibt Norbert H. Posthum weiter. 1998 hat dann der neue Gesellschafter die Stilllegung des Werkes beschlossen. Das Gelände wurde von der Firma Egon Evertz erworben.
Wie an vielen Stellen in der Stadt soll auch auf dem ehemaligen Kieserling-Gelände der Wechsel von Industrie zu urbanem Wohnen gelingen. Der Investor Kondor Wessels hat das Areal 2020 gekauft und beabsichtigt, hier ein neues Wohnquartier zu errichten. Das soll Wohnraum, Gewerbe und eine Kindertagesstätte umfassen.
Aber Norbert H. Postum erinnert auch an eine unrühmliche Episode rund um die Geschichte des Geländes: „Negativ in Erinnerung habe ich das Oldtimer Projekt Car-Kult, das Investor Petermann 2015 umsetzen wollte. 8 Millionen Euro sollten investiert werden. Letztlich war alles nur heiße Luft“, so Posthum.