Lebenshilfe

Schritt für Schritt Richtung erster Arbeitsmarkt

Freuen sich mit Timea Posa (2. v. l.) über ihren Abschluss der beruflichen Bildung: Lebenshilfe-Geschäftsführerin Christiane Gairing (l.), Daniel Bonn und Svea Kippenhahn.
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Freuen sich mit Timea Posa (2. v. l.) über ihren Abschluss der beruflichen Bildung: Lebenshilfe-Geschäftsführerin Christiane Gairing (l.), Daniel Bonn und Svea Kippenhahn.

So läuft die berufliche Bildung in den Solinger Werkstätten der Lebenshilfe ab.

Von Manuel Böhnke

Solingen. Timea Posa hat einen Wunsch. „Ich möchte es auf den ersten Arbeitsmarkt schaffen“, sagt sie. Eine Anstellung im Bekleidungsgeschäft oder mit alten Menschen – das würde der 24-Jährigen gut gefallen. Doch auch ihre aktuelle Aufgabe macht ihr Spaß. In den Solinger Werkstätten der Lebenshilfe ist sie im Bereich Industriemontage und Verpackung tätig. Eigentlich übernimmt sie dort sogar mehrere Jobs. „Ich habe zwei Leute in meiner Gruppe, denen ich helfe, Essen bringe oder Kaffee mache.“

Mit 26 ihrer Kollegen feierte Timea Posa am Mittwoch. In der Werkstatt Freiheitstraße erhielten sie ihre Zertifikate anlässlich des Abschlusses der beruflichen Bildung. Viele von ihnen, darunter Posa, mussten coronabedingt lange auf diesen Moment warten. Sie schloss das mehr als zweijährige Programm bereits 2020 ab.

Die 24-Jährige besuchte die Wilhelm-Hartschen-Schule, hatte den Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. 2018 begann sie mit der beruflichen Bildung in den Werkstätten der Lebenshilfe. Zu deren Beginn steht ein dreimonatiges Eingangsverfahren, erläutert Bildungsbegleiter Daniel Bonn. Seine Kollegen und er sind die ersten Ansprechpartner für die Teilnehmer. „Oberstes Ziel ist personenzentrierte Bildung. Wir wollen die Angebote an die Menschen anpassen“, erläutert Dr. Stephanie Weber, bei der Lebenshilfe für Öffentlichkeitsarbeit zuständig.

Um diesem Anspruch gerecht zu werden, dient das Eingangsverfahren der beruflichen Orientierung und Planung. Mit standardisierten Methoden wird geprüft, welche Fähigkeiten die Teilnehmer haben und ob die Werkstatt der richtige Ort für sie ist. „Dann stellen wir die Weichen“, führt Daniel Bonn aus. Festgehalten wird das in gemeinsam erstellten Eingliederungsplänen.

„Dabei gilt ein Wunsch- und Wahlrecht“, erläutert Svea Kippenhahn. Seit Oktober 2022 leitet sie den Bereich berufliche Bildung bei der Lebenshilfe. Die Teilnehmer können sich aussuchen, in welche Arbeitsbereiche der Einrichtung sie während Praktika hineinschnuppern möchten.

Timea Posa probierte verschiedene Abteilungen aus, darunter Küche und Hauswirtschaft. Den meisten Spaß hatte die 24-Jährige jedoch im Bereich Industriemontage und Verpackung – Produktionsschritte für namhafte Solinger Unternehmen werden dort übernommen. „Mir hat die Gruppe gefallen“, begründet Posa, warum sie sich nach Abschluss der beruflichen Bildung entschieden hat, in dieser Abteilung zu bleiben.

Als die Werkstatt coronabedingt geschlossen war, litt die Solingerin darunter. „Mir ist die Decke auf den Kopf gefallen. Ich bin froh, dass wir wieder arbeiten können“, sagt sie. Und ist erleichtert, dass die meisten Corona-Schutzmaßnahmen, insbesondere die Maskenpflicht, seit kurzem nicht mehr gelten.

Teil der beruflichen Bildung ist flankierender Unterricht, zum Beispiel in Rechnen und Schreiben, erläutert Svea Kippenhahn. Darüber hinaus existiere ein Katalog arbeitsbegleitender Maßnahmen. Die Teilnehmer können etwa aus sportlichen, kulturellen und hauswirtschaftlichen Angeboten wählen. Auch Zwischen- und Abschlussprüfung gehören zur beruflichen Bildung. Dabei gehe es nicht um Bestehen oder Durchfallen, versichert Kippenhahn. Vielmehr sei Ziel, eine Prüfungssituation wie in einer regulären Ausbildung zu simulieren.

Das Zertifikat über den erfolgreichen Abschluss ist Voraussetzung dafür, eine Tätigkeit im Arbeitsbereich der Lebenshilfe aufnehmen zu können. Über allem stehe jedoch, die Menschen mit Behinderung oder psychischer Erkrankung möglichst für den ersten Arbeitsmarkt fit zu machen.

Dabei hilft ein hauseigenes Integrationsmanagement. Es vermittelt Hospitationen und Praktika. Daraus können betriebsintegrierte Arbeits- und Berufsbildungsplätze erwachsen, also Einsatzorte für Werkstatt-Mitarbeiter in Betrieben des allgemeinen Arbeitsmarkts. Das gelinge immer wieder. Die Gruppe, der tatsächlich den Sprung in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung gelingt, sei hingegen klein. Das hänge nicht nur mit der Eignung der Lebenshilfe-Kräfte zusammen, betont Svea Kippenhahn. „Letztlich kommt es auch darauf an, wie offen die Arbeitgeber für das Thema sind.“

Arbeitsbereiche

Diese Arbeitsbereiche gibt es bei der Lebenshilfe: Industriemontage und Verpackung, Kabelkonfektion und Elektromontage, Metall- und Holzbearbeitung, Lager und Logistik, Hauswirtschaft und Küche, Wäsche und Textilpflege, Alltagshelfer, Garten- und Landschaftsbau sowie Heilpädagogischer Arbeitsbereich.

www.lebenshilfe-solingen.de

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