Machbarkeitsstudie

Stadt: „Eine komplette Schließung des Kunstmuseums steht nicht zur Diskussion“

Das Zentrum für verfolgte Künste soll erweitert werden, das Kunstmuseum müsste dafür weichen.
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Das Zentrum für verfolgte Künste soll erweitert werden, das Kunstmuseum müsste dafür weichen.

Das Tageblatt hat einen exklusiven Einblick in die Lage des Kunstmuseum bekommen.

Von Philipp Müller

Wenn kommenden Donnerstag der Kulturausschuss die Zukunft des Kunstmuseums und die des Zentrums für verfolgte Künste beleuchtet, dann geht es vor allem um die Frage, wie es mit dem Kunstmuseum weitergeht. Im Ausschuss wird die zuständige Dezernentin, Stadtdirektorin Dagmar Becker (Grüne) gefragt sein. Vorab gab sie dem Tageblatt einen Einblick, wie sie die Lage beurteilt.

Im Mittelpunkt wird die Zukunft der beiden Museen im ehemaligen Gräfrather Rathaus stehen. Ausgelöst wurde dies durch eine Machbarkeitsstudie für das Zentrum für verfolgte Künste, das zu zwei Dritteln dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) gehört und zu einem Drittel der Stadt Solingen. Im Raum steht ein „Grünes Museum“ für 28 Millionen Euro. Stadt und LVR starten dazu Gespräche mit Bund und Land, um Geld für den Betrieb einzuwerben. Das wird ohne das Kunstmuseum gedacht. Daher möchte die Verwaltung jetzt eine zweite Machbarkeitsstudie starten, um ein Ausweichquartier für das Kunstmuseum zu suchen.

Dagmar Becker begrüßt, dass sich LVR und Stadt Solingen gemeinsam aufmachen, um bei Land und Bund finanzielle Möglichkeiten für das Zentrum für verfolgte Künste auszuloten. „Ohne einen Erfolg solcher Gespräche sind die Umbaupläne für das Zentrum nur schwer umsetzbar.“ Für die anstehende Machbarkeitsstudie zu neuen Mieträumen für das Kunstmuseum weist die Dezernentin auf die leeren Kassen der Stadt hin. Ihr Fazit ist: „Was machbar ist, kann erst umgesetzt werden, wenn es eine Finanzierung dafür gibt.“

Die teilweise emotionalen Reaktionen auf die Pläne eines Auszugs des Kunstmuseums sind für Dagmar Becker zugleich auch ein Zeichen der Verbundenheit der Solinger mit „ihrem“ Kunstmuseums. Becker betont: „Eine komplette Schließung des Museums steht nicht zur Diskussion.“

Aber schon der Auszug ist in der Kunstszene umstritten. Der Verein der Solinger Künstler hatte bei der Eröffnung seiner morgen im Kunstmuseum endenden Jahresschau ein klares Bekenntnis zum Kunstmuseum abgegeben. Der Förderkreis des Kunstmuseums, er ist mit 49 Prozent Stammkapital Minderheitsgesellschafter der Betriebs GmbH des Kunstmuseums, sieht die gesamte Debatte als verfrüht an. Der Vorsitzende Matthias Erntges erklärt: Man werde als Gesellschafter nur Lösungen zustimmen, die eine Verbesserung für das Kunstmuseum bedeuten.

Da alles vom Erfolg der Verhandlungen zur Zukunft des Zentrums abhängt, wollte das Tageblatt von Dagmar Becker wissen: Sollten die Gespräche zur Zukunft des Zentrums scheitern, hat die Stadt Solingen einen Plan B, wie der Sanierungsstau im ehemaligen Gräfrather Rathaus beseitigt werden kann? Gibt es dazu eine Summe, die investiert werden muss? Die Antwort der Dezernentin lautet: „Hierzu kann noch keine Aussage gemacht werden. Das müsste konkret mit dem Gebäudemanagement abgestimmt werden. Ziel ist es aber, eine gute Zukunft für das Zentrum in Solingen an diesem Standort zu entwickeln.“

Das Kunstmuseum ist finanziell nicht auf Rosen gebettet. Aber hier sieht Dezernentin Becker Licht am Horizont: „Mit der Konzeption 2025, die der Rat am 30. September 2021 beschlossen hat, hatten sich die finanziellen Perspektiven für die GmbH des Kunstmuseums deutlich verbessert. In dieser Konzeption wurden Alternativen und Vorschläge ausgearbeitet, mit denen eine dauerhafte Existenzsicherung der Gesellschaft dargestellt werden konnte.“ Konkret fließen ab 2024 weitere 100 000 Euro jährlich ins Kapital. Das machte eine einmalige Zuwendung aus der Solinger Kunst-Stiftung in Höhe von 350 000 Euro möglich. „Die beschlossenen Maßnahmen hatten das Problem der seit Jahren vorliegenden Überschuldung und der somit schwierigen Fortführungsprognose gelöst. Nun gibt es aktuell allerdings auch für das Gebäude Wuppertaler Straße 160 Mehraufwendungen für Energie, die zusätzlich finanziert werden müssen. Mittel aus dem Kulturfonds Energie des Bundes werden dazu beantragt.“

Becker sagt aber auch: „Stiftungserträge, Sponsoring, Spenden und selbst erwirtschaftete Mittel werden auch zukünftig notwendiger Bestandteil der Finanzierung bleiben.“ Schon 1996 sei bei der Gründung ein Pilotprojekt für Public Private Partnership gewählt worden, weil „von Anfang an keine ausreichenden öffentlichen Gelder zur Verfügung standen.“

Ausschuss

Der Ausschuss für Kultur, Stadtmarketing und Tourismus tagt am Donnerstag, 9. März, um 17 Uhr im Stiftersaal des Kunstmuseums. Neben der Machbarkeitsstudie zum Kunstmuseum und der Zukunft der Museen geht es auch um Vorhaben im Klingenmuseum.

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