Im Wohnzimmer an der Dü feiert die International Pop Week Premiere

„International Pop Week“ nennt sich das neuste Baby von Fritz Kappner (l.), Jens Stuhldreier und Joachim Hiller.
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„International Pop Week“ nennt sich das neuste Baby von Fritz Kappner (l.), Jens Stuhldreier und Joachim Hiller.

Drei Urgesteine der Solinger Musikszene organisieren unermüdlich alternative Musikveranstaltungen. Für den Cow Club haben sie sich abermals etwas einfallen lassen.

Von Philipp Müller

Solingen. Da sitzen sie im „Wohnzimmer“ des Cow Clubs, mehr als 100 Jahre Solinger Rock- und Popgeschichte. Doch Jens Stuhldreier, Fritz Kappner und Joachim Hiller sind weder greisenhaft noch feiern sie sich als Veteranen. Eher im Geiste des Torwart-Titans Oliver Kahn ist ihr ehrenamtliches Motto: „Weiter, immer weiter.“

An der Düsseldorfer Straße erzählen die drei im Ambiente dessen, was René Regier vom Cow Club dort als Geschichte der Alternativen Szene dekorativ platziert hat, was nun ansteht. Es ist nichts weniger als eine neue Veranstaltungsform. Ab kommendem Dienstag gibt es an vier Abenden die „International Pop Week“.

Unterschiedlicher könnten die drei Protagonisten nicht sein. Da ist Fritz Kappner, der als freischaffender Tontechniker und Veranstalter zu den Urgesteinen der Solinger Szene von Liederkiste bis Cobra zählt. Joachim Hiller, aktueller Chef des Cow Clubs, ist Journalist mit Schwerpunkt alternative Musik. Und Jens Stuhldreier, hauptberuflich Sozialarbeiter, ist so etwas wie ein Tausendsassa. Als Rockmusiker mit Sinn für die Garage kennen ihn viele, als Erklärer der Szene ist er mit eigenem Podcast () aktiv.

Und jetzt also die Pop Week. Wobei „Pop“ als Begriff schon fast Satire ist. Düstere Punkmusik wird es geben, schrille Sounds gehören dazu, dann geht es tief in die 60er Jahre. Aber nicht zu Vico Torriani, sondern zu den Wurzeln des Velvet Undergrounds. Kurz, es geht zu Musik, die gerne Popmusik sein würde und doch eher im Verborgenen blüht. Das macht sie aber seit mehr als 50 Jahren erfolgreich und hält so auch Kappner, Hiller und Stuhldreier am Leben.

Ohne eins geht es nicht: Ehrenamt

Alle drei betonen, es gehe nicht ohne Ehrenamt. Kappner sitzt dem Cobra Club vor, das ist der Verein, der Gesellschafter der Cobra GmbH ist, die das Kulturzentrum betreibt. Dort ist die Spartenmusik nicht mehr zu Hause. Sie ist jetzt im Waldmeister im alten Walder Bahnhof zu hören. Dort organisiert Jens Stuhldreier viel. Das System des Spielorts ist, dass die Mitglieder des Waldmeistervereins eigenverantwortlich Events planen und durchführen. Das gehe aber gut, sagt Joachim Hiller.

Zur „International Pop Week“ kam es, weil alle drei in der kommenden Woche im Waldmeister Veranstaltungen geplant hatten. Warum sich dann nicht zusammenschließen, war der Gedanke. Man kennt und schätzt sich schon seit Jahrzehnten. Also legten die drei noch ein paar Organisationskohlen mehr ins Feuer und die Woche stand.

Alternative Musik wird in familiärem Umfeld organisiert

Technisch sei der Waldmeister in Sachen Ton und Licht digital und damit auf höchstem Niveau ausgestattet, erklärt das Triumvirat. Das helfe, die Produktionskosten für die Shows zu drücken. Fritz Kappner kocht für seine Künstler, Jens Stuhldreier greift auch mal in die eigene Tasche, um Lücken zu stopfen und Hiller versucht mit dem kleinen Etat des Cow Clubs, allen ein wenig unter die Arme zu greifen.

Das funktioniert nur international, erklärt Fritz Kappner, weil die Bands aus Übersee am Montag und Dienstag meistens sehr günstig zu haben seien. Kenne man sich, treten sie später auch zu günstigen Konditionen auf. So entsteht am Ende eine Popwoche, für die die drei Musik handverlesen ausgesucht haben, weil sie alle Akteure kennen. Kappner sagt, die Stimmung sei zudem untereinander immer sehr familiär.

Wer tritt bei der International Pop Week in Solingen auf?

Pkew Pkew Pkew aus Toronto stehen für Punkrock, der selbst Fans von Bruce Springsteen gefallen soll.

Doch was gibt es jeweils um 20 Uhr? Dienstag, 25. April, kommen Pkew Pkew Pkew und Wasted Years in den Waldmeister. „Euphorischen Punkrock“ verspricht die erste Band, die aus Toronto kommt. Die zweite Band, sie kommt aus Köln, will ihn dynamisch präsentieren. Eintritt erfolgt gegen Spende.

The Wyld Gooms sagen von sich, sie seien die neuen Friedhofsrocker. Also wird es düster.

Am Mittwoch, 26. April, zelebrieren The Wyld Gooms aus Los Angeles ihren Rock besonders laut und düster. The Braincocks spielen „60s-R&B-Beat-Punk-Fuzz-Psycho-Rock“. Was das ist? Der Solinger Mastermind, die Legende Atze Winterhagen, wird es erklären. Tickets kosten 10 Euro an der Abendkasse.

Für Donnerstag, 27. April, hat sich Attic Ted angesagt, der Texaner spielt einen wilden Stilmix. Davor zelebriert der Solinger Oliver Forte Musik als „Braufrisches Dub“. Es geht der Hut rum.

Attic Ted ist Multi-Instrumentalist und multimedial. Er malt, zeichnet und produziert seine Masken selbst, dazu Musikvideos.

Zum Tanz in den Mai am 30. April treten Velvet Attack mit einer schnellen Variante der 60er Pop- und Rockmusik auf. Und The Carlos Marx Brothers zelebrieren rollenden, punkigen Rock.

Video-Show

Nicht nur aus Anlass der Pop Week hat der Cow Club eine neue Show ins Leben gerufen. Beim „Cow Club Detektor“ geht es auch immer um Anliegen der Kulturszene selbst. René Regier und Jens Stuhldreier sind „24/7 am Puls der Zeit“.

https://youtu.be/LokjUBTcU48

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