Kultur
„Das Kunstmuseum braucht Solinger Kunst“
- 0 Kommentare
-
Feedback
schließen
- Weitere
In der Debatte um einen möglichen Auszug aus Gräfrath erhebt die Szene ihre Stimme.
Von Philipp Müller
Genannt werden will ein Sammler von Solinger Kunst nicht. Aber er erklärt laut: „Das Kunstmuseum braucht Solinger Kunst.“ Und es solle künftig mehr davon zeigen. Das sagt er in einer Zeit, in der ein Auszug des Kunstmuseums debattiert wird, damit das ebenfalls im Gräfrather Rathaus befindliche Zentrum für verfolgte Künste wachsen und zum „Grünen Museum“ für geschätzte 28 Millionen Euro Gesamtkosten werden könnte.
Zuletzt hatten sich auch die Mitglieder des Vereins der Solinger Künstler bei der Eröffnung ihrer Jahresschau „Side by Side“ im Kunstmuseum zu Wort gemeldet. Wie die Vorsitzende Susanne Müller-Kölmel und Malerin Güdny Schneider-Mombauer betonen, sei es die Ateliergemeinschaft Ziege gewesen, die das nach dem Auszug des Klingenmuseums leerstehende Gräfrather Rathaus besetzten, dort Kunst schufen und ausstellten. Seit 1987 habe der Verein gefordert, dass das Haus zum Museum werde und nicht etwa Wohnungen oder Praxen weiche. Die Umsetzung gelang, die Stadt engagierte sich zusammen mit Sponsoren und Stiftern.
Dass das Haus heute durch das Zentrum für verfolgte Künste im Ausstellungsbetrieb wenig Raum und Zeit für lokale Kunst hat, bedauert der Solinger Sammler. In seinem privaten Museum hängen etwa Aquarelle von August Preuße, einem wichtigen Vertreter der Solinger Kunst aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Der müsse genauso gezeigt werden wie auch andere Facetten der lokalen Kunstgeschichte. Er nennt den Maler Ernst Winterheimer, der Stadtansichten anhand von Fotos malte. Dass er das anfangs der 1950er Jahre für 15 Mark pro Bild machte und der lokale Galerist sie dreist für 150 Mark verkaufte, gehöre erzählt.
Doch auch die Bergische Kunstausstellung müsse unbedingt erhalten bleiben. „Sie zeigt die neuen Kräfte.“ Dem Kunstmuseum wieder mehr Möglichkeiten zu bieten, fordert er auch, weil er sicher ist, das die aktuelle Kunstszene für solche Chancen dankbar ist.
Jetzt das Kunstmuseum aber gegen das Zentrum für verfolgte Künste auszuspielen, halten drei Vertreter des Solinger Kunstvereins für den falschen Weg. Frank Schmitthammer, der Regisseur Andreas Schäfer und Ernst-Martin Walsken, der Sohn des berühmten und von den Nazis verfolgten Malers Ernst Walsken, erklären: „Wir als Gründungsmitglieder des Solinger Kunstvereins und Mitinitiatoren des damaligen Museums Baden möchten alle Parteien in Solingen auffordern, zu einer Gemeinsamkeit in der Lösungsfindung bezüglich des heutigen Kunstmuseums und des Zentrums für verfolgte Künste zurückzukehren.“
Beide Museen brauchen Entwicklungschancen
Die aktuelle Situation sei die, dass seit den 1990er Jahren „aus einem regionalen Kunstmuseum im 21. Jahrhundert ein Zentrum für verfolgte Künste entstanden ist, das international Beachtung findet und international vernetzt ist“. Dem Landschaftverband Rheinland (LVR), Mehrheitsgesellschafter des Zentrumsmuseums, sei zu danken, dass er das Land NRW und den Bund mit ins Boot nehme, um die Zukunft des Zentrums weiterzuentwickeln, dies „mit bundesdeutscher, vielleicht internationaler Bedeutung“.
Der Kunstverein fordert daher eine Initiative aller, sowohl Kunstmuseum als auch Zentrum im Verbund zu denken, um beiden eine Entwicklungschance zu geben und nicht eine Institution zu bevorzugen. Die drei fordern: „Anstelle von Zank sollte ein gemeinsames Vorgehen treten.“
Kunstmuseum und das Zentrum
1994 nahm die Gründung des Kunstmuseums Fahrt auf. Es ging in der Struktur als GmbH 1996 als Museum Baden an den Start. Seit 2011 firmiert es als Kunstmuseum. Bereits 2004 wurde das Haus Sitz der Bürgerstiftung für verfolgte Künste, einem der Träger heutigen Zentrums für verfolgte Künste. Mitglied der Stiftung sind der Unternehmer Thomas Busch, der Steuerexperte Dr. Dieter Fervers und die GmbH des Kunstmuseums. Das Zentrum selbst startete 2015.