Zentrum für verfolgte Künste
98-jährige Ruth Weiss berichtet über Judenverfolgung
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Am 29. Januar lädt der Förderkreis des Zentrums für verfolgte Künste zu einer Matinee ein.
Von Philipp Müller
Solingen. Es wird ein eindrucksvoller Morgen werden, wenn am 29. Januar Ruth Weiss im Zentrum für verfolgte Künste sprechen wird. Zwei Tage nach ihrer Rede vor dem Düsseldorfer Landtag kommt die 98-Jährige nach Solingen. 1936 emigrierte ihre Familie aus Fürth nach Südafrika, wo sie eine bekannte Journalistin und Autorin wurde. Das auch, weil sie in den späten 1950er Jahren das Thema Rassismus und dessen Bekämpfung zum Mittelpunkt ihres Schaffens machte, dafür 1960 auf eine „schwarze Liste“ gesetzt wurde. Ihre Ansichten, Lehren aus der Geschichte und Mahnungen für die Zukunft stehen im Mittelpunkt der Matinee.
Sylvia Löhrmann ist die Vorsitzende des Förderkreises des Zentrums für verfolgte Künste, auf dessen Einladung Ruth Weiss ins Solinger Museum kommen wird. Löhrmann hatte im vergangenen Jahr betont, dass die Aufgabe des Förderkreises sei, das Zentrum für verfolgte Künste noch bekannter zu machen. „Wir wollen das Zentrum als Bildungsort stärken.“ Dazu gehöre, Angebote über den normalen Museumsbetrieb hinaus zu schaffen. Ein Beirat mit Bildungsexperten und solchen für Erinnerungskultur wird den Förderkreis dabei unterstützen.
Einen ersten und wichtigen Beleg dafür war die viel beachtete Ausstellung über den an der Front ermordeten, ukrainischen Fotografen Max Levin, die der Solinger Fotograf Uli Preuss zusammen mit einem Max Levin verbundenen Team kuratierte. Dabei arbeiteten Zentrum und Förderkreis eng zusammen. Diskussionsrunden zum Thema Krieg, aber auch zur Pressefreiheit und ihrer Verantwortung mit dem Tageblatt-Verleger Michael Boll rundeten die Wochen der Ausstellung ab.
Diesen Mix aus Kunst, Diskussion und aufklärerischer Bildung setzt der Förderkreis auch im Jahr 2023 fort. Löhrmann sieht dabei den Schwerpunkt für künftige Programmpunkte im Museum in der Fragestellung: „Welche Strukturen haben den Nazi-Terror möglich gemacht? Welche diktatorischen Muster gibt es, gegen die die wir erkennen und gegen die wir angehen müssen?“
Die Einladung von Zeitzeugen ist für den Förderkreis ein wichtiges Element der Arbeit. Geschichte aus erster Hand öffnete andere Horizonte als das Lesen, Hören oder Sehen von aufgearbeiteter Historie. Für Löhrmann macht das Ruth Weiss eindrucksvoll, wie sie in einer Jahresvorschau des Förderkreises betont: „Umso mehr freut es uns, dass wir Ruth Weiss, die ich im Rahmen des Festjahres 321 – 2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland bei einigen Veranstaltung erleben durfte, für eine Matinee in unserem Zentrum in Solingen gewinnen konnten. Sie schildert bewegend, wie sie als Neunjährige die Judenverfolgung konkret erlebt hat, was Propaganda und geschürter Hass in einer Gesellschaft anrichten und wie sie angesichts der Apartheid in Südafrika anfing, sich gegen Rassismus zu engagieren.
Matinee des Förderkreises des Zentrums für verfolgte Künste mit „Jahrhundertzeugin“ Ruth Weiss, Wuppertaler Straße 160, Sonntag, 29. Januar, 11 Uhr, mehr zu Ruth Weiss: ruth-weiss-gesellschaft.de