60. Geburtstag des Theaters und Konzerthaues
36 Jahre lang war das Theater ihr Leben
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Sieglinde Koch-Demmer war bei der Neueröffnung vor 60 Jahren mit dabei.
Von Jutta Schreiber-Lenz
Solingen. Der anstehende 60. Geburtstag des Theaters und Konzerthauses lässt bei Sieglinde Koch-Demmer viele Erinnerungen an ihre aktive berufliche Zeit wach werden. Die heute 85-Jährige war seit 1962 Verwaltungsangestellte im Kulturamt der Stadt und hatte 1957 den letzten Abend der alten Stadthalle mit einem Konzertbesuch dort erlebt. „Als ich am nächsten Tag von dem ruinösen Brand erfuhr, konnte ich es nicht fassen“, erzählt sie.
Umso spannender war es schließlich für die dann 24-jährige junge Frau, in vorderer Reihe mitzuerleben, dass das in sechs Jahren geplante und gebaute neue Theater und Konzerthaus am 11. und 12. Mai 1963 eröffnet wurde. Da war sie schon Mitarbeiterin im Kulturamt mit Hans Demmer als ihrem Chef, den sie 1999, lange nach seiner Pensionierung, heiratete.
„Willibald Glucks ,Iphigenie auf Tauris' als Gastspiel der Wuppertaler Bühnen sowie Hans Pfitzners ,Deutsche Seele', gespielt vom damaligen Städtischen Orchester, waren die Stücke, mit denen das neue Haus sich vorstellte“, sagt Koch-Demmer. „Musikdirektor war zu der Zeit Walter Tübben.“ Bei der Aufzählung seiner Nachfolger bleibt sie bei Sylvia Caduff hängen, die von 1977 bis 1985 in Solingen tätig war. „Als erste weibliche Generalmusikdirektorin Deutschlands. Da waren wir wirklich Vorreiter und bekamen viel Beachtung von auswärts.“
In ihrem Wohnzimmer stapeln sich Aktenordner sowie Kistchen und Kartons mit aufgehobenen Programmheften, Zeitungsausschnitten und Rezensionen. Gerne stöbert sie immer wieder darin und findet so manches „Schätzchen“, darunter zum Beispiel „Die Ratten“ von Gerhard Hauptmann als Gastspiel der Berliner Schaubühne mit Will Quadflieg in der Hauptrolle.
Theater und Konzerthaus: Sieglinde Koch-Demmer hat viele Prominente getroffen
Viele prominente Namen fallen beim Querlesen durch die alten Dokumente ins Auge, zum Beispiel Klausjürgen Wussow als Mephisto in einer „Faust“-Inszenierung, Hans-Joachim Kuhlenkampf, Ewald Balser oder Pina Bausch. „Barbara Rütting war oft hier“, zählt Sieglinde Koch-Demmer weiter auf. „Und O.W. Fischer habe ich sogar mal auf der Treppe zu den Garderoben angesprochen, obwohl ich eigentlich eher schüchtern war.“
Je länger sie an die alten Zeiten denkt, desto mehr gerät sie ins Schwärmen. Zum Beispiel auch vom Theater-Restaurant, in dem Hans Demmer öfter mit prominenten Gästen nach der Vorstellung aß. Sie erzählt von dem Konzept mit den „farbigen“ Abonnements. „Es gab die Mieten Grau, Blau, Grün und Gelb, das waren gemischte Programme und es gab ein reines Schauspiel-Abonnement, verteilt auf die verschiedenen Wochentage“, erzählt sie. „Dreimal hatte man kostenfrei ein Umtauschrecht, wenn man terminlich verhindert war, das wurde gerne und viel genutzt und klappte tadellos.“ Es sei übrigens gar nicht so leicht gewesen, ein solches Abo zu „ergattern“. „Diese Plätze waren heiß begehrt und das galt auch für die Konzerte des Städtischen Orchesters, das in den 1990ern mit Remscheid zu den Bergischen Symphonikern fusionierte.“
Bis 1998 war Sieglinde Koch-Demmer im Kulturamt beschäftigt, das übrigens lange im alten, mittlerweile längst abgerissenen Stadthaus an der Potsdamer Straße untergebracht war. Ein Gebäude, das jahrelang auch das Standesamt beherbergte. Nach wie vor ist sie kulturell hoch interessiert und hatte bis vor Kurzem auch noch ein Konzert-Abo. Leider sei das Gehen und Stehen zu beschwerlich geworden, bedauert sie.