Theater
Künstliche Intelligenz macht Spaß - trotz Fehlern im System
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Theaterbesucher feiern Berliner Komödie mit Jürgen Tarrach.
Von Jutta Schreiber-Lenz
Solingen. Gut zwei Stunden lang genossen mehr als 200 Zuschauer die spritzige Zukunftskomödie „Fehler im System“ von Folke Braband, der auch Regie führte. Das vierköpfige Schlosspark-Theater-Ensemble mit Zugpferd Jürgen Tarrach nahm auf der Bühne temporeich und mit viel Spiellaune mit in eine Zukunft, in der Künstliche Intelligenz und Roboter nicht nur banale Alltäglichkeiten geworden sind, sondern vielleicht sogar einen „echten“, menschlichen Partner ersetzen könnten.
Hier genau setzt das Stück ein Fragezeichen und buchstabiert einen Präzedenzfall einfach mal durch. Emma (Jantje Billker) mag ihren Haushaltsroboter „Oliver 4.0“, den sie bereits vor zwei Jahren aus einer Laune heraus bei der Agentur „Partnercool.com“ bestellt hatte und der so vollkommen ist, dass sie sich in ihn verliebt. Intimität und Zärtlichkeit inklusive. Auch auf diesem Gebiet erweist sich der programmierte Partner als perfekt – zumal der Sex mit einem klaren Ich-liebe-Dich- Bekenntnis einhergeht.
„Oliver 4.0“ taucht just in dem Moment auf, als sie ihren gleichnamigen – und gleichaussehenden – Freund Oliver kurzerhand nach einem finalen Streit aus der Wohnung geworfen hat. Tommaso Cacciapuoti glänzt in dieser Doppelrolle.
Fehler im System machen aggressiv
Nach und nach regen sich Zweifel, ob Maschinen tatsächlich die besseren Menschen sind. „Oliver 4.0“ muss regelmäßig am Strom aufgeladen werden. Seine „Gefühle“ sind ganz offensichtlich Fehler im System und schlagen unvermittelt in blanke Aggressivität um. Dann ist da noch Emmas Vater (hinreißend: Jürgen Tarrach). Der verändert gerade seine Identität von männlich auf weiblich, hat viel Verständnis für Grenzüberschreitungen im Menschsein und zieht aus der skurrilen Situation seine ganz eigenen Vorteile.
Chris (Guido Hammesfahr) schließlich, IT-Service-Kraft, ist zuständig für die Wartung der ausgelieferten KI-Typen. Nicht zuletzt ist er es, der immer wieder die technische Seite des „Robotermenschen“ betont, Bühnenfiguren wie Zuschauer immer wieder mit der Fehleranfälligkeit von Robotern konfrontiert und wider besseren Wissens nicht in der Lage ist, Roboter von echten Menschen zu unterscheiden: Kurzerhand nimmt er erst den realen Oliver und schließlich auch noch „Papa 4.0“ mit zur Reparatur.
Prasselnder Schlussapplaus stand am Ende eines unterhaltsamen und nachdenklich machenden Theaterabends.