EU-Richtlinie

Kuchenverkauf im Botanischen Garten: Gäste regen Petition an

Auch wenn der Kuchen diesmal nicht von Ehrenamtlern selbstgebacken war, freuten sich die Besucher am Kiosk darüber.
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Auch wenn der Kuchen diesmal nicht von Ehrenamtlern selbstgebacken war, freuten sich die Besucher am Kiosk darüber.

Saisonaler Verkauf am Kiosk startete notgedrungen ohne Selbstgebackenes.

Von Holger Hoeck

Solingen. Zwischen Cremetorten, Streuselkuchen und weiteren Leckereien fiel den meisten Besucherinnen und Besuchern des Botanischen Gartens am Osterwochenende die Entscheidung schwer, welche am Kiosk erworbene Leckerei ihren Gaumen erfreuen sollte. Zum Bedauern der meisten Gäste musste jedoch aufgrund eines Vetos des Bergischen Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamtes (BVLA) mit der geschätzten Tradition, von Ehrenamtlern selbstgebackenen Kuchen zum Verkauf anzubieten, notgedrungen gebrochen werden. Damit werde gegen eine EU-Verordnung zur Lebensmittelhygiene verstoßen, hieß es zuletzt.

Die Beanstandung, der Verkauf vor Ort wie auch die Herstellung der Backwaren zu Hause bei den freiwilligen Helferinnen und Helfern widerspreche dem Lebensmittelrecht, ärgerte die Mehrheit der Besucher und sorgte für Unverständnis. „Das ist absolut schrecklich und überhaupt nicht nachvollziehbar. Wir möchten, dass hier wieder selbstgebackener Kuchen angeboten wird. So ist es eine Katastrophe für uns wie auch für den Verein“, beschwert sich Besucherin Margarete Kloska.

Einschränkung sorgt für Kopfschütteln bei den Besuchern

Nachbarin Laura Diem stimmt ihr zu. „Ein Stück Kuchen wie von Oma gebacken, und meistens war er das ja wirklich, gehört für mich einfach zu einem Besuch des Gartens dazu. Natürlich können wir das Gesetz nicht umschreiben, aber vom menschlichen Standpunkt her ist das alles nicht zu verstehen.“ Roland Kloska, der als Osterhase bunte Eier an Besucher verteilte und immer wieder für Gruppenfotos mit Kindern angefragt wurde, stieß in die gleiche Kerbe. „Genau das ist es doch! Man kommt doch in den Botanischen Garten, um Kuchen mit Herz und Liebe zu essen und nicht einen Industriekuchen aus dem Supermarkt.“

Während des Verzehrs mehrerer Stücke gefüllten Streuselkuchens kreisten auch die Gedanken einer anderen Besuchergruppe um das Eigenproduktionsverbot. „Das ist sehr schade, denn es ist viel schöner, etwas Handgemachtes von den Leuten aus dem Verein hier erhalten zu können“, ärgert sich Annette Brücker. Dirk Braches, Vorsitzender des Kleingartenvereins Erbenhäuschen, legt nach. „Ich finde es eine bodenlose Frechheit, was sich die Behörden mittlerweile erlauben. Ein Verein, der sich mit so viel Ehrenamt um das alles kümmert, bekommt solche Steine in den Weg gelegt.“ Neben Kritik hatten beide aber auch konkrete Vorschläge zur Unterstützung des Stiftungsvereins parat. „Vielleicht sollte mal eine Unterschriftenaktion auf den Weg gebracht werden. Oder eine Online-Petition. Ich glaube, dass sich dort viele Leute zum Mitmachen finden würden“, mutmaßt Brücker.

Matthias Nitsche, stellvertretender Vorsitzender und Pressesprecher, freute sich über die Anteilnahme der Besucher, die zusätzlich gerne bereitwillig seine Spendendose mit Inhalt füllten. „Wir haben rund 50 Kuchen von verschiedenen Stellen zugekauft, damit wir ihn dennoch anbieten können. Das schmälert unsere Einnahmen, die wir in den Garten reinvestieren, um mindestens ein Drittel.“ Der Stadt mache er keinen Vorwurf. „Aber wir ärgern uns dennoch sehr, dass Fußballvereine in der Nähe Woche für Woche Kuchen und andere selbst produzierten Waren ohne jegliche Einschränkungen und Verbote verkaufen dürfen, wir aber nicht. Hier wird eindeutig mit zweierlei Maß gemessen.“

Aufklärungsarbeit war zudem bei den vorwiegend älteren Ehrenamtlern nötig. „Einige haben gedacht, wir wollten sie oder ihre Kuchen bewusst nicht mehr dabei haben. Sie können sich nicht aktiv an der Gartengestaltung beteiligen, aber haben sich immer gefreut, mit einem Kuchen etwas zum Vereinsleben beitragen zu können. Und dazu gehörte natürlich auch ein Schwätzchen mit anderen Mitgliedern bei der Abgabe oder der Abholung des Kuchens. Diese sozialen Kontakte fallen für sie jetzt weg.“

Gartenkiosk

Öffnungszeiten: Der Kiosk ist bis Ende Oktober an jedem Sonn- und Feiertag sowie samstags bei Veranstaltungen von 14 bis 18 Uhr im Botanischen Garten geöffnet.

Konzept: Neben extern erworbenen Kuchen werden auch Getränke und Eis angeboten. Die Einnahmen sind ein wichtiger Baustein für die Finanzierung der Stiftung Botanischer Garten Solingen.

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