Nach ST-Interview

Kritik von Henner Pasch an Solingen trifft einen Nerv

IHK-Präsident Henner Pasch (l.) und Oberbürgermeister Tim Kurzbach trafen sich gestern im Rathaus.
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IHK-Präsident Henner Pasch (l.) und Oberbürgermeister Tim Kurzbach trafen sich gestern im Rathaus.

Nach Tageblatt-Interview: IHK-Präsident Henner Pasch und OB Tim Kurzbach sprechen sich aus.

Von Manuel Böhnke

Solingen. An normales Arbeiten war bei Henner Pasch in dieser Woche nicht zu denken. Sonntagmittag hatte das ST das viel beachtete Interview mit dem Präsidenten der Bergischen Industrie- und Handelskammer (IHK) online veröffentlicht – wenige Minuten später klingelte das Telefon des Solinger Unternehmers. Und steht seitdem nicht mehr still. 300 bis 400 Reaktionen auf das Gespräch haben ihn bislang erreicht, schätzt Pasch. Anrufe, SMS, E-Mails, teils standen bis dato Fremde vor seiner Firma Fourtexx an der Grünewalder Straße. „Das scheint einen Nerv getroffen zu haben.“

Im ST hatte der 42-Jährige Kritik am Zustand der Stadt und Abläufen im Rathaus geübt. Er bemängelte unter anderem die lange Bearbeitungsdauer von Bauanträgen, den Verfall öffentlicher Gebäude und Infrastruktur und die Weihnachtspause der Stadt.

Die Rückmeldungen seien „zu 99 Prozent positiv“ gewesen. Etliche Architektenbüros hätten sich gemeldet und ihre Probleme geschildert, aktuelle und frühere hochrangige Bedienstete der Stadt zustimmend geäußert. Auch beim Tageblatt sind zahlreiche Reaktionen eingegangen – überwiegend bekräftigender Natur.

Das Echo in der Kommunalpolitik reicht von Zustimmung bis Widerspruch Dass seine Ansichten nicht jeder teilt, damit kann Henner Pasch leben. Was ihn ärgert: Populismus-Vorwürfe. „Ich hätte zurückhaltender sein können“, gesteht er ein. Aber: „Ich fürchte, dass es notwendig war, deutlich zu werden.“

Dementsprechend bereue er den Schritt nicht. Das soll es jedoch nicht gewesen sein, er bleibe am Ball. „Wir müssen uns fragen, was wir von kommunalen Strukturen erwarten, was nicht – und was wir bereit sind, dazu beizutragen“, sagt der 42-Jährige.

Ziel müsse sein, ins Gespräch zu kommen. Der Auftakt wurde gestern Nachmittag gemacht: Im Rathaus traf sich Pasch mit Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD). Die knapp zweistündige Aussprache sei von „wechselseitigem Respekt“ geprägt gewesen, berichten beide im Anschluss. Kurzbach erklärt, er habe einige Dinge klargestellt, in zentralen Fragen bestehe jedoch Konsens. Beispielsweise beim Thema Bürokratie. Die Verfahren, die die Verwaltung vor Ort umsetzen müsse, seien vielfach zu kompliziert.

Auch stimmt Kurzbach zu, dass die öffentliche Infrastruktur zu lange vernachlässigt worden sei. „Das darf uns nicht mehr passieren.“ Stadt und Rat würden reagieren, etwa mit Investitionen in Schulen und Feuerwachen. Die müssten im Sinne kommender Generationen hohen energetischen Standards entsprechen und vor allem gut gepflegt werden.

Zudem kündigt Kurzbach an, einige konkrete Punkte anzugehen. In bilateralen Gesprächen werde man sich zum Beispiel mit hakenden Baugenehmigungen beschäftigen.

Bereits vor der Aussprache hatte Pasch betont, kein Interesse an einer Schlammschlacht zu haben. Denn ihre oberste Prämisse, darin sind sich Oberbürgermeister und IHK-Präsident einig, unterscheide sich nicht voneinander: „Wir möchten, dass die Dinge in unserer Heimatstadt Solingen funktionieren und vorangehen.“

Angesichts der aktuellen und kommenden gesellschaftlichen Herausforderungen sei dafür eine „wesentlich stärkere Zusammenarbeit“ notwendig. Das impliziere nicht nur das Zusammenspiel von Kammer und Stadt. Pasch und Kurzbach hoffen auf Unterstützung weiterer gesellschaftlicher Akteure: Unternehmer, Gewerkschaften, Verbände und engagierte Bürger. „Viele müssen mitmachen“, betont Kurzbach unter anderem mit Blick auf die Zukunft der Innenstadt. Das Mantra müsse sein, nicht bei Kritik und Analyse stehen zu bleiben, sondern „ins Gelingen verliebt zu sein“.

Reaktion aus Ohligs

Im ST hatte Henner Pasch kritisiert, dass die Stadt für ihre IT-Abteilung zwei Jahre lang 14 Arbeitsplätze in der Orangery anmietet. Mirko Novakovic weist das zurück. Der Co-Working-Space befindet sich im Gebäude an der Prinzenstraße, das der Unternehmer umgebaut hat – er ist auch an der Orangery beteiligt. Dass die städtische Anmietung Firmen Plätze wegnehme, treffe nicht zu. Derzeit liege die Auslastung bei 130 von 160. Zudem hält es Novakovic für sinnvoll, dass die IT-Abteilung an einem externen Standort sitzt. „Viele Unternehmen gehen so vor. Für Innovationen braucht es ein anderes, modernes Umfeld.“

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