Karneval
Kottenotter haben Hunderte Fans hinter sich
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Zwei mal volles Haus in der Cobra – für die heutige Veranstaltung gibt es nur noch wenige Karten.
Von Karl-Rainer Broch
Solingen. Vor ausverkauftem Haus feierten die zehn Karnevalisten des Merscheider Turnvereins (MTV) am Donnerstag in der Cobra-Halle die Premiere ihres Vier-Stunden-Programms „Kottenotter hautnah“. Die Karten für Freitag waren auch alle weg, für die heutige Zusatzveranstaltung um 18 Uhr gibt es nur noch wenige Karten (termine.solinger-tageblatt.de).
Man vergleicht das zehn Köpfe umfassende Ensemble gerne mit der Kölner Stunksitzung, weil dort der konventionelle Karneval auf den Arm genommen wird, doch die Merscheider kommen als Kabarettisten und haben mit der gelungenen Mischung von Sketchen, musikalischen Darbietungen und Bewegungsnummern eine imponierende eigene Form gefunden.
Nachdem zu den ersten drei Kottenotter-Sitzungen von 2018 bis 2020 in der MTV-Gaststätte nur 60 Gäste Platz fanden, können jetzt in der Cobra jeweils knapp 200, meist fantasievoll geschmückte, Jecke das Geschehen auf der viel größeren Bühne verfolgen. Einen aktuellen Hinweis gab Moderatorin Katrin Dültgen zum Schluss: „Wegen des schrecklichen Erdbebens in der Türkei spenden wir als kleine Hilfe ein Drittel unseres Erlöses.“
Die Gruppe, die beim MTV inzwischen eine eigene Abteilung gegründet hat, umfasst zwei Generationen, einmal Mitte 50 bis Anfang 60, zum anderen den Nachwuchs zwischen 22 und 31 Jahren. Katrin Dültgen: „Das sind teilweise unsere echten Kinder, aber die anderen sind für uns ältere gefühlte Kinder.“ Neben Katrin Dültgen gehören zum Team Jana und Dirk Möllmann, Michael und Sinja Waldmann, Volker und Rieke Eigemann, Marie Stöcker, Len Königs und Jörg Stieglitz. Nicht zu vergessen die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die sich im Saal um das Wohl der Gäste kümmerten.
Schon der filmische Auftakt war imponierend. Alle Mitwirkenden wurden im Sommerurlaub von einem Anruf überrascht, dass jetzt die Proben für die Aufführung beginnen würden, eine war im falschen Rom, einem kleinen Dorf mit dem Hinweisschild: „Zur Spanischen Treppe 1717 km“, eine andere bei einer Demo, in Bayern oder gar in der Sauna. Mit einem Mitmachspiel wurden die Leute im Saal aktiviert, wer die gestellten Fragen mit „Ja“ beantwortete, musste aufstehen, und das taten dann alle. Statt „Solig jot jonn“ hieß es „Kottenotter hautnah“, und dass der Karnevalsprinz nicht vorgesehen war, störte auch keinen.
Schon beim ersten Musikstück – der Song YMCA verwandelte sich in IKEA – klatschte und sang das Publikum mit. Viele Sketche waren kritisch, für die Verspätungen der Bahn („Alles steht“) gab es den Tipp: „Das Fahrrad ist schneller als die Bahn.“ Die Persiflage über die von acht Leuten besetzten vier Abteilsitze war auch der Realität entnommen.
„Wir sind alle sportliche Menschen“, hatte am Anfang Katrin Dültgen gesagt, mit entsprechender Gymnastik und astrein choreographierten Gruppentänzen erlebte man das Ballett der Straßenkehrer, Hula-Hoop-Akrobatik oder originelle Energieerzeugung mit Fitnessgeräten.
Texte der Karnevalslieder auf Merscheid umgetextet
Die Politik kam nach der Pause zur Geltung, die Ampelkoalition war begehrter Ansatzpunkt und wurde gnadenlos abgestraft, ein Zitat von Olaf Scholz: „Zuerst hatten wir kein Glück, dann kam Pech dazu“, bekam viel Beifall. Auf lokaler Ebene traf die geplante Eventhalle einige spitze Bemerkungen.
Die Texte der Karnevalslieder – im Saal wurde kräftig mitgesungen – waren meist verfremdet und manchmal auf den Ortsteil Merscheid bezogen. Ein Männertrio glänzte mit einem Karnevalspotpourri, bei einem Quiz waren Text und Musik vertauscht.
Zu den Gästen gehörte auch Christoph aus Opladen, der zum ersten Mal die Kottenotter-Sitzung erlebte: „Ich habe die Karten von Ohligser Freunden zum Geburtstag bekommen. Ich habe den Abend genossen, denn hier steckt viel Herzblut drin.“
Otter-Legende
Die Legende handelt von den Schleifern, die ich in ihren Kotten einen Spaß daraus machten, ihre neuen Lehrlinge zu veräppeln. Sie sagten ihm, dass sich in dem kalten Ofen ein Tier, der Otter, versteckt hätte. Der Lehrling steckte den Kopf in den Ofen, fand aber nichts und kam unter dem Gelächter der Schleifer mit schwarzem Gesicht heraus. So entstand der Name „Kottenotter“.