Nachhaltigkeit

So hat die Region das Zeug zum Vorbild

Lillith Kreiß (v. l.), Uwe Schneidewind, Tim Kurzbach und Ingo Lückgen diskutierten über die kommunalen Möglichkeiten, zirkulär zu bauen.
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Lillith Kreiß (v. l.), Uwe Schneidewind, Tim Kurzbach und Ingo Lückgen diskutierten über die kommunalen Möglichkeiten, zirkulär zu bauen.

Kommunen wollen Vorbilder für nachhaltiges Bauen sein. Doch in der Praxis gibt es Hemmnisse.

Von Manuel Böhnke

Solingen. Zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft bisweilen eine Lücke. Lillith Kreiß sieht Kommunen als Vorbilder für eine nachhaltige Bauwirtschaft. Sie könnten mit öffentlichen Aufträgen privaten Investoren Wege aufzeigen, sagte die Architektin.

In der Theorie. In der Praxis stelle sich die Situation anders dar, sagte Uwe Schneidewind (Grüne). Wuppertals Oberbürgermeister wurde deutlich: „Auf die Vorbildfunktion der öffentlichen Hand, gerade überschuldeter Kommunen, muss man nicht hoffen.“

Zirkuläres Bauen – dieses Thema stand am Mittwoch im Fokus eines bergischen Symposiums. Auf Einladung der Stadtentwicklungsgesellschaft Solingen sowie der Neue Effizienz gGmbH diskutierten in der Gläsernen Werkstatt Experten aus dem Städtedreieck, wie sich kommunale Projekte nachhaltig umsetzen lassen.

Dabei, betonte Schneidewind, gehe es nicht nur um das Recyceln von Ressourcen. Zirkuläres Bauen umfasse auch, den Bestand zu erhalten und mit neuen Nutzungskonzepten langlebig zu gestalten. Und damit Neubauten an anderer Stelle obsolet zu machen.

Warum kann die Gläserne Werkstatt als Beispiel taugen?

Der Ort des Symposiums ist ein Beispiel dafür: Einst beherbergte er das Modehaus Appelrath-Cüpper. Fördermittel ermöglichten den Umbau zur Gläsernen Werkstatt.

Der Weg dorthin war steinig, erinnerte Tim Kurzbach (SPD). Erst habe es viel Zeit gekostet, den Eigentümer zu überzeugen. Es folgte ein komplizierter Prozess, um die Nutzungsänderung zu ermöglichen. Daran wird laut Solingens Oberbürgermeister ein zentrales Problem deutlich: „Wir wissen, was zu tun ist, aber hohe Auflagen stehen dem im Weg.“

Schneidewind, Kurzbach und Remscheids Wirtschaftsförderer Ingo Lückgen forderten eine veränderte Regulatorik. Dabei gehe es um rechtliche Fragen, die eine Sanierung im Bestand erschweren.

Welche Probleme gibt es auf dem Weg?

Schneidewind sprach zudem das Vergaberecht an – wenn es Investoren gebe, die innovative Projekte im Sinne des zirkulären Bauens vorantreiben möchten, müsse man diese priorisieren können. Lückgen warf die Frage auf, wie man die Messlatte für Neubauten höher legen könne, um ressourcenschonende Sanierung attraktiver zu machen.

Hier braucht es aus Schneidewinds Sicht „andere Preissignale“. Zu oft seien Neubauten günstiger, als im Bestand zu arbeiten.

Apropos Finanzen – auch da hapert es Kurzbach zufolge. Vor rund 40 Jahren sei das Mantra gewesen, möglichst günstig zu bauen. Darunter habe die Qualität gelitten. Dieser Fehler müsse nun ausgebadet werden.

Wir haben lange zu viele Probleme vor uns her geschoben.

Tim Kurzbach (SPD)

Der Knackpunkt: Die Haushaltslage der Kommunen ist angespannt, hinzu kommen gestiegene Baukosten. „Wir haben lange zu viele Probleme vor uns her geschoben.“ Doch während es zur Bewältigung der derzeitigen Krise finanzielle Hilfen gebe, fehle Geld für solche Zukunftsaufgaben.

Einigkeit herrschte auf dem Podium ob der Bedeutung zirkulären Bauens. Lillith Kreiß erinnerte daran, dass ein großer Teil der weltweiten CO2-Emissionen auf den Bausektor zurückzuführen sei. „Das ist eine Mammutaufgabe, der wir uns stellen müssen“, gestand Ingo Lückgen ein.

Uwe Schneidewind sieht das Bergische dabei in einer guten Position. Während die Ballungszentren aus allen Nähten platzen, gebe es hier Leerstand. Anders ausgedrückt: „Wir sind überreich an Ressourcen.“ Damit habe die Region das Zeug zum Pionierraum für zirkuläre Lösungen.

Um dieses Ziel zu erreichen, warb Jochen Stiebel, Chef der Neuen Effizienz, für eine enge Zusammenarbeit im Städtedreieck. Dies bekräftigte Ingo Lückgen: „Die Kommunen können sich dezentral spezialisieren.“ Nicht jede der drei Städte müsse etwa den Fokus auf Recycling von Baustoffen legen. Diese Aufgabe lasse sich „regional optimieren“.

Projekt

„Bergisch.circular“ – unter dieser Überschrift steht ein Projekt im Städtedreieck, das in Remscheid, Solingen und Wuppertal interkommunal zirkuläre Strukturen etablieren soll. Die Schwerpunkte: Abfallvermeidung, zirkuläres Bauen sowie öffentliche Beschaffung.

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