Medizin
Klinikum in Solingen setzt jetzt OP-Roboter ein
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Der Roboter wird für Eingriffe im Bauchraum genutzt. Die Investition ist Teil des Masterplans für das Klinikum.
Von Anja Kriskofski
Solingen. Im Städtischen Klinikum wird ab sofort auch mithilfe eines Roboters operiert. Rund zwei Millionen Euro hat das Chirurgiesystem gekostet. In der Urologie wurden bereits die ersten vier Eingriffe durchgeführt. Künftig soll die robotergestützte Technik auch in der Viszeralchirurgie und später in der Gynäkologie zum Einsatz kommen. Die Investition in den „modernsten OP-Roboter der Welt“ sei der erste große Schritt nach Aufstellung des Masterplans, sagte der kaufmännische Geschäftsführer Dr. Martin Eversmeyer. In den kommenden Jahren sollen rund 120 Millionen Euro unter anderem für ein neues Bettenhaus und Neubauten für Küche und Ausbildungsakademie ausgegeben werden.
Man werde das Klinikum als Haus der Maximalversorgung weiter ausbauen, sagte Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD). „Bei der Konsolidierung ist das Klinikum auf einem guten Weg“, erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende Kai Sturmfels (CDU). Für 2021 sei der Jahresabschluss „deutlich positiv“. Zahlen zur Bilanz wollte er jedoch nicht nennen, da diese noch nicht im Beteiligungsausschuss vorgestellt worden seien.
Laut Klinikum-Chef Eversmeyer arbeitet ein Team des Generalplaners derzeit an den Neubau-Plänen. „Bis Ende Juni sollen erste Entscheidungen fallen. Parallel werden bereits Ausschreibungen für den Neubau von Bettenhaus, Akademie und Küche vorbereitet.“ Neu hinzukommen sollen zudem ein Parkhaus sowie ein Ärztehaus am Klinikum, die bislang nicht Bestandteil des Masterplans waren.
Mit dem OP-Roboter könne das Klinikum nun eine Technik anbieten, die in der Urologie inzwischen weit verbreitet sei, so Urologie-Chefarzt Prof. Dr. Markus Heuser. „Vorher haben sich Patienten auch mal bewusst gegen unser Haus entschieden, weil wir das nicht angeboten haben.“ Wenn die Prostata, die Harnblase oder Nierentumore entfernt werden müssen, kann er nun mit dem „Da Vinci Xi“ minimal-invasiv operieren. „Dabei bleibt der Arzt der Operateur“, betont Privatdozent Dr. Peter Schenker, Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie. „Der Roboter macht nie etwas selbstständig.“
Klinikum Solingen: Operateur steht nicht mehr am Patienten
Neu ist, dass der Chirurg während der Operation nicht am OP-Tisch steht, sondern anderthalb Meter entfernt an einer Konsole sitzt. Dort gibt er via Handsteuerung die Bewegungen vor, die vier Roboterarme mit Instrumenten im Bauchraum des Patienten ausführen. Über eine Kamera an einem dieser Trokare genannten Instrumente kann der Operateur ins Innere des Körpers schauen – wie durch ein Schlüsselloch. „Es ist beeindruckend, wie gut man die Strukturen erkennen kann“, beschreibt Heuser. Zittert die Hand des Operateurs an der Konsole, gleiche das System das aus. Weil feiner operiert werden könne, könne bei urologischen OPs die Muskulatur an der Harnblase oder Nerven am Penis geschont werden. „Dadurch haben Patienten hinterher weniger Probleme wie Inkontinenz oder Erektionsstörungen.“
Bei robotergestützten Eingriffen würden zudem weniger Blutkonserven verbraucht, die Patienten könnten früher entlassen werden, ergänzt Schenker. In der Viszeralchirurgie sollen nun unter anderem Gallenblasen mithilfe des Roboters operiert werden. Vor allem soll er eingesetzt werden, um Tumore am Darm zu entfernen. „Überall dort, wo auf kleinstem Raum operiert wird“, erläutert Schenker. Denn die Roboterarme könnten um 540 Grad rotieren. Entsprechend genau können Instrumente wie Pinzette oder Schneidwerkzeug eingesetzt werden. Für das robotergestützte Arbeiten sei das Team aus Operateuren, OP-Assistenten und Anästhesisten aufwendig geschult worden, so Prof. Dr. Thomas Standl, medizinischer Geschäftsführer. „Es gibt eine hohe Verantwortlichkeit. Kein Patient muss Angst haben.“
Technik
OP-Roboter: Das System Da Vinci Xi besteht aus der Chirurgenkonsole, die der Operateur steuert, den vier Roboterarmen, die dessen Handbewegungen umsetzen und einem Sichtwagen mit Bildschirm. Die Instrumente werden über minimal-invasive Schnitte in den Bauchraum eingeführt. Die Kamera ermöglicht eine zehnfach vergrößerte Sicht in 3D.
Rubriklistenbild: © Christian Beier