Landesweite Krankenhausreform
Städtisches Klinikum hofft auf eine Aufwertung
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Das Krankenhaus hofft auf finanzielle Hilfe vom Land. Das Geld könnte das Klinikum auch für die Ausführung des Masterplans gut gebrauchen.
Von Andreas Tews
Solingen. Mit bangen Blicken verfolgen die Verantwortlichen vor allem kleiner Kliniken die Diskussion um eine landesweite Krankenhausreform. Für das Städtische Klinikum Solingen macht sich der Vorsitzende der Geschäftsführung, Dr. Martin Eversmeyer, in diesem Zusammenhang offenbar keine existenziellen Sorgen. Im Gegenteil: „Unser Haus wird wohl gestärkt“, machte er gegenüber den Stadtteilpolitikern der Bezirksvertretung Gräfrath Hoffnung. „Es ist möglich, dass wir bei der Reform als Maximalversorger eingestuft werden.“
Dies wäre eine Einstufung in der zweithöchsten Kategorie – direkt unterhalb der Universitätskliniken. Bedeuten würde dies nach seiner Einschätzung, dass im Krankenhaus an der Gotenstraße zusätzliche Kapazitäten geschaffen werden müssten.
Pläne für millionenschwere Investitionen hatte Eversmeyer bereits im Juni 2022 mit einem Masterplan für das Klinikum vorgestellt. Diese sehen nicht nur ein neues Bettenhaus mit Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach, sondern unter anderem auch ein Parkhaus, eine größere Küche, eine Akademie für Rettungssanitäter und einen Umbau des derzeitigen Bettenhauses E vor.
Ohne eine Modernisierung und damit verbundene Investitionen wird eine Reform der Krankenhauslandschaft nach Einschätzung des Geschäftsführers nicht gelingen. Er kündigte an: „Wir werden jetzt anfangen zu investieren.“ Ohne Hilfe von außen werde das Klinikum die größten Brocken aber nicht stemmen können.
Größtes Einzelprojekt ist mit geplanten 100 Millionen Euro das neue Bettenhaus. Dafür werde es kein „Go“ geben, bevor eine Förderung des Landes in Höhe von mindestens 20 Millionen Euro fest zugesagt sei. Viel besser wären nach seinen Worten aber 40 bis 60 Millionen. Eversmeyer zeigte sich optimistisch, dass ein entsprechender Zuschuss möglich sei. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) stufe den Standort in Solingen offenbar als wichtig ein. Zusätzlicher Bedarf entstehe auch durch den Weggang der St. Lukas Klinik aus Ohligs. „Das müssen wir auffangen“, erklärte der Klinikum-Geschäftsführer. Schon jetzt mache sich im Städtischen Klinikum die in Ohligs bereits reduzierte Bettenzahl bemerkbar.
Zeitpläne für Investitionenwerden konkreter
Und jede Erweiterung brächte zusätzliche Kosten. Eversmeyer plant derzeit mit zwei Optionen: Möglich sei ein vier- oder ein fünfgeschossiges Bettenhaus. Eversmeyer: „Jedes Obergeschoss kostet 15 Millionen Euro.“ Um einen Hubschrauberlandeplatz komme man nicht herum, betonte der kaufmännische Geschäftsführer. Dies werde von einem Maximalversorger gefordert.
Konkretere Zeitpläne gibt es bereits für das Parkhaus und die Akademie. Für das Parkhaus mit 360 Plätzen sei der Bauantrag eingereicht worden, berichtete Eversmeyer. Es soll auf dem bisherigen Frauenparkplatz entstehen. Er hofft auf einen Baubeginn in einem halben Jahr.
Ist das Parkhaus fertig, kann auf dem bisherigen Besucherparkplatz an der Gotenstraße die Akademie gebaut werden. Baubeginn könne im Herbst 2024 sein. Eine Eröffnung und damit der Start der Rettungssanitäterausbildung für Solingen, Remscheid und Leverkusen wäre dann 2025 möglich.
Dem neuen Bettenhaus soll das marode Haus G weichen. Sollten die erhofften Zuschüsse fließen, könnte der Neubau in drei Jahren fertig sein.
Die St. Lukas Klinik schließtmöglicherweise später
Eversmeyer hofft, dass der Zeitraum zwischen der Schließung der St. Lukas Klinik und der Eröffnung des Klinikum-Neubaus nicht zu lang ausfällt. Ursprünglich wollte die Kplus Gruppe den Ohligser Standort Ende 2024 schließen. Der Klinikum-Manager rechnet aber damit, dass dies noch einmal verschoben wird. | Standpunkt
Landeplatz
Standort: Auf dem Dach eines neuen Bettenhauses sehen die Planungen für das Städtische Klinikum einen Hubschrauberlandeplatz vor.
Flugzahlen: Klinikum-Geschäftsführer Martin Eversmeyer rechnet mit zwei bis drei Landungen pro Tag.
Flugschneise: Die An- und Abflugschneise sei über den Botanischen Garten hinweg geplant.
Standpunkt von Andreas Tews: Hausaufgaben machen
Eine landes- oder bundesweite Standortreform – egal, ob sie vom Land oder der Spitze eines Kaufhauskonzerns ausgeht – löst in Solingen seit Jahrzehnten zumeist eines aus: die Sorge um Standorte in der Klingenstadt. Auch bei der von Land und Bund angestrebten Reform der Krankenhauslandschaft war dies zunächst nicht anders.
Doch in der Geschäftsführung des Krankenhauses an der Gotenstraße hat sich ein neues Selbstbewusstsein breitgemacht. In der bevorstehenden Reform sieht man eine Chance für das eigene Haus. Dies war vor einigen Jahren noch anders, als sich die Solinger wegen der negativen Bilanzen ernsthafte Sorgen um ihr Klinikum machten. Jetzt sei man aber besser aufgestellt, berichtet Geschäftsführer Martin Eversmeyer. I
n der Tat hat sich das Klinikum in Sachen Qualität und Modernisierung auf einen dringend notwendigen, in Teilen sogar überfälligen Weg gemacht. Jetzt gilt es, die Hausaufgaben weiterhin entschieden zu machen, damit sich die Reform-Hoffnungen erfüllen können.