Umbaubedarf

Neues Konzept für das Klingenmuseum kommt 2020

Das Gebäude des Klingenmuseum soll saniert werden. Die Museumsleitung wünscht sich einen Aus- oder Anbau für mehr Ausstellungsfläche.
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Das Gebäude des Klingenmuseum soll saniert werden. Die Museumsleitung wünscht sich einen Aus- oder Anbau für mehr Ausstellungsfläche.

Experten sehen Umbaubedarf. Sammlung gilt als international renommiert. Ausschreibung für Neugestaltung startet im März.

Von Philipp Müller

Das Klingenmuseum sucht nach einer neuen Ausrichtung. In der kommenden Sitzung des Kulturausschusses am 31. Januar setzt die Verwaltung erste Eckpunkte für das Konzept und seine Umsetzung. Es soll ein Ausstellungsbüro eingerichtet werden. Dafür muss eine Ausschreibung erfolgen. Dem soll der Ausschuss zunächst zustimmen. Vergangene Woche stellten Dr. Isabell Immel und Dr. Sixt Wetzler vom Museum das Verfahren bereits in der Bezirksvertretung Gräfrath vor, die diesem zustimmte. Mit Ergebnissen wird nicht vor 2020 gerechnet. Völlig unklar ist die Finanzierung und Durchführung aus Sicht der Verwaltung. Sie wirft sogar die Frage auf, ob das Museum in der Trägerschaft der Stadt zu halten sei. Am 26. Januar gibt es einen großen Zukunftsgipfel.

Warum braucht das Deutsche Klingenmuseum eine räumliche und inhaltliche Auffrischung?

Die Verwaltung kommt in einer Vorlage für den Kulturausschuss zu einem eindeutigen Urteil: „Das Deutsche Klingenmuseum Solingen ist nach mehr als 25 Jahren seines Bestehens veraltet.“ Das sei das Ergebnis einer zweitägigen Zukunftswerkstatt im Juli 2018 gewesen. In der Bezirksvertretung begründete Dr. Immel den Handlungsbedarf auch damit, dass Putz herunterfalle, es Schimmel im Gebäude gebe. Sie brachte auch die Idee eines An- oder Umbaus ins Spiel, um die inhaltliche Ausrichtung besser umsetzen zu können. Es sei alternativlos, das Konzept neu aufzustellen, um die Zukunftsfähigkeit des Museums zu garantieren.

Experten bemängeln die nicht mehr zeitgemäße Präsentation der Sammlung. Es fehle an digitalen Angeboten. Was sagen Experten zum Plan? 

Experten bemängeln die nicht mehr zeitgemäße Präsentation der Sammlung. Es fehle an digitalen Angeboten.

Was sagen Experten zum Plan? 

Im Museum bezogen im Juli 2018 zwei Experten Stellung. Dr. Antoinette Lepper vom Humboldt-Forum Berlin befürchtet, dass das Klingenmuseum im Ist-Zustand bald der Vergessenheit angehören werde. Nur durch „eine inhaltlich-konzeptionelle und gestalterische Neuausrichtung“ gelinge es, das Museum wieder „zu einem lebendigen kulturellen Zentrum zu machen“. Zweiter Experte der Werkstatt war Jan-Christian Warnecke vom Landesmuseum Württemberg. Er ist dort Baureferent, war aber auch Leiter des Arbeitskreises Ausstellungsplanung im Deutschen Museumsbund. Das Museum verfüge „über eine Sammlung von internationalem Rang, sowohl was die Anzahl, als auch was die Qualität der Sammlungsstücke angeht“. Der Standort „Klingenstadt“ sei ein Markenzeichen, „das sehr gut etabliert ist und sich international vermarkten lässt“. Aber er kommt auch zu diesem Ergebnis: „Die in die Jahre gekommene Ausstellung entspricht auf den Ebenen der Vermittlung und des Designs nicht mehr aktuellen Anforderungen.“ 

Was soll am Gebäude des Museums geändert werden?

Die Verwaltung zählt Fassade, Servicebereich, Licht und Technik auf. Außerdem müsse der „überfällige Eintritt in die digitale Gegenwart“ gegangen werden. Experte Jan-Christian Warnecke nennt außerdem die Beleuchtung und konservatorische Sicherung der Objekte. Standard seien heute schadstofffreie, staubdichte Vitrinen mit LED-Beleuchtungssystemen und der Möglichkeit zur passiven Klimatisierung. Auch die Überwachung der Räume und einzelner, definierter Highlight-Objekte müsse „dringend aktualisiert werden, um schleichende Schädigung und Wertverlust zu verhindern“. Zudem seien die Verkehrsanbindung des Klingenmuseums und die Wegeführung der Besucher im Umfeld verbesserungswürdig.

Was soll inhaltlich im Klingenmuseum verändert werden?

Expertin Dr. Antoinette Lepper sieht generell folgenden Ansatz: „Anders als in der jetzigen Präsentation der Sammlungsbestände sollte es weniger um eine episch breite Zurschaustellung einzelner Gattungen in chronologischer Abfolge gehen, als um eine inhaltliche Einbettung ausgewählter Gegenstände in kultur- und sozialgeschichtliche Kontexte.“ Diese sollten auch „Anknüpfungspunkte an die Lebenswelt der Besucher bereithalten“. Interessante Sammlungsbestände könnten in exemplarischer Auswahl auf separaten Flächen gezeigt werden, schlägt die Berlinerin vor. Weiter sei eine „internationale Ausrichtung vorrangig“, ergänzt Kollege Warnecke. Das Klingenmuseum müsse seine ganze Ausrichtung auf touristische Kooperationen setzen. „Ziel ist es dabei, Gruppen, die das Rheinland bereisen, für das Haus zu gewinnen.“

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Was werden das neue Konzept und dessen Umsetzung kosten?

Fest stehen bisher nur die Kosten für die Planungen. Bis zu 50 000 Euro veranschlagt die Verwaltung für das inhaltliche Zukunftskonzept. Dabei orientiert sie sich an den Kosten für die Neuaufstellung von Schloss Burg. Tatsächlich seien im Haushalt des Museums nur 30 000 Euro dafür vorgesehen. Die restliche Summe wird von den „Freunden des Klingenmuseums“ erwartet. Der Förderverein unterstützt schon lange das Museum, machte zuletzt das neue Schmiedehaus möglich. Für 2020 will die Verwaltung dann ein Sanierungskonzept für einen Umbau auf den Weg bringen. Dieses soll etwa 40 000 Euro kosten.

Besteht eine Chance, die neue Konzeption umzusetzen?

Die Verwaltung gibt sich in der Vorlage an den Kulturausschuss skeptisch. Schon alleine ein „unmittelbarer Förderzugang zur Finanzierung des Konzeptes“ sei derzeit nicht vorhanden. Mittel für das Sanierungskonzept sind in der Haushaltsplanung der Stadt auch nicht vorgesehen. Dazu soll mit der regionalen Kulturförderung des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) das Gespräch gesucht werden. Stehe fest, wie teuer Sanierung und Neukonzeption werden, wolle man entsprechende Fördermittel einwerben. Das erläuterte auch Museumsleiterin Immel in der Bezirksvertretung. „Wir werden keine müde Mark an Fördergeldern liegenlassen.“ Und sie betonte, es werde „eine Menge kosten“.

Muss die Trägerschaft des Klingenmuseums geändert werden?

Diese Frage wirft die Verwaltung tatsächlich auf. Bisher gehört das Klingenmuseum der Stadt, wird von ihr betrieben. Doch die Vorlage beschreibt auch dieses Szenario: „Die absehbaren Veränderungen sind so weitreichend, dass das derzeitige Modell der Trägerschaft im Zukunftskonzept überdacht werden muss.“

ZEITPLAN

2019 Im März soll die Ausschreibung erfolgen, um Experten für die inhaltliche Neuausrichtung zu gewinnen. Im Juli sollen deren Entwürfe der Verwaltung, dem Förderverein und Verbänden vorgelegt werden.

2020 Zum Jahresbeginn soll das Konzept der Politik vorgestellt werden. Nach Beschlüssen startet die Umsetzung, zugleich die Planung der Sanierung.

Wer kann Partner der Stadt sein? Denkbar ist dabei, das Museum, ähnlich dem Zentrum für verfolgte Künste, an den Landschaftsverband anzugliedern. Das ist schwieriger, als es aussieht. Der LVR ist kein stiller Partner. Er wird im Zweifel die Federführung am Klosterhof übernehmen. Experte Warnecke sieht allerdings kaum einen anderen Weg: „Die Kommune wird auch auf mittlere Sicht nicht in der Lage sein, die notwendigen Mittel aufzubringen, um das Haus seinen Möglichkeiten nach zu führen.“ Er sagt deshalb auch: „Denken Sie groß, das Deutsche Klingenmuseum verdient es, trotz aller Widerstände.“

Was sind die nächsten Schritte?

Noch vor der Sitzung des Kulturausschusses findet am 26. Januar der Zukunftsgipfel statt. In einem Workshop sollen von den Vertretern der Stadtverwaltung und den Freunden des Deutschen Klingenmuseums die grundlegende Ausrichtung und die Zielvorgaben des fachlich-inhaltlichen Zukunftskonzeptes diskutiert und festgelegt werden, um die Ausschreibung zu starten. Dazu sind erneut Experten und Museumsplaner zum Gespräch eingeladen.

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