Serie über Partnerstädte
Klimawandel ist große Herausforderung in Thiès
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Bürgermeister der Stadt im Senegal möchte Präsident des afrikanischen Staates werden.
Von David Bieber
Solingen. Dr. Babacar Diop will für frischen Wind sorgen, neue Projekte anstoßen, seine Stadt voranbringen. Letztlich geht es ihm vor allen Dingen aber auch darum, das Bild Afrikas auch in Deutschland zu verbessern. Diesen Elan versprüht der neue Bürgermeister von Solingens senegalesischer Partnerstadt Thiès auch beim Gespräch – auf Französisch – mit ihm. Diop, zugleich Philosophielehrer an der größten Universität des Senegals, der Université Cheikh Anta Diop, war anlässlich des Tages der Städtepartnerschaften im vergangenen September nach Solingen gereist. Und war beeindruckt von der Klingenstadt. „Ich bin zum ersten Mal in unserer Partnerstadt und finde, dass Solingen sehr schön ist, die Leute offen und nett“, sagt der erst bei den Regionalwahlen vergangenes Jahr neu gewählte Bürgermeister von Thiès.
Der 40 Jahre alte Diop ist Verwaltungschef einer wichtigen Stadt, kommt smart rüber und spricht drei Sprachen fließend. Er möchte Thiès künftig noch attraktiver machen für ausländische, vor allem amerikanische, Investments. Die bevölkerungstechnisch und räumlich im vergangenen Jahrzehnt stark angewachsene Stadt mit mehr als 320 000 Einwohnern ist mittlerweile zur zweitgrößten Stadt des westafrikanischen Senegals und wichtigen Verkehrsknotenpunkt geworden. Solingen unterhält schon seit mehr als 35 Jahren Verbindungen zu der senegalesischen Großstadt, die Anfang September von sintflutartigen Regenfällen heimgesucht wurde. Diese Starkregenereignisse haben zu Überflutungen von ganzen Stadtvierteln geführt, da eine Kanalisation kaum existent ist. „Wir müssen gegen diese Starkregenereignisse künftig besser gewappnet sein. Das ist eine elementare Aufgabe von nationalem Ausmaß“, so Diop.
Otmar Schick war viele Jahre Vorsitzender des Fördervereins
Da Thiès besonders heftig vom Klimawandel beeinträchtigt ist, hat der Solinger Förderverein mit seinem 2022 verstorbenen langjährigen Vorsitzenden Otmar Schick einen Schwerpunkt bei der Zusammenarbeit auf die Anpassung an den Klimawandel gelegt.
Durch die Kooperation der beiden Städte entstand etwa das vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit finanzierte Projekt „Wiederherstellung und Neugestaltung des Ökosystems der Stadt Thiès“. Das Ziel: die Treibhausgase durch ein systematisches Vorgehen zu reduzieren, durch eine nachhaltige Gestaltung der öffentlichen Grünflächen in Thiès und durch die Bekämpfung der Bodenerosion.
Zudem engagierte sich der Förderverein in der Vergangenheit auch in der Bereitstellung einer sicheren Trinkwasserversorgung und im Aufbau einer Müllentsorgung und Stadtreinigung. „Wir sind sehr dankbar für die geleisteten Hilfen aus Solingen“, sagt Bürgermeister Diop. Er wird nicht müde zu betonen, dass die Partnerschaft der beiden Kommunen, die die eingetragene Freundschaft seit 2016 auf ein noch solideres Fundament stellte, ein gelungenes Beispiel einer „Nord-Süd-Kooperation“ sei.
Dabei kamen beide Städte eher zufällig über den Solinger Kulturpreis „Schärfste Klinge“ zueinander. Der damalige erste Präsident der Republik Senegal, S.E. Léopold Sédar Senghor, bekam den Kulturpreis für seine literarischen Werke zur sogenannten Négritude verliehen. Im November 1981 kam Senghor nach Solingen um den Preis, damals noch ein handgefertigter Säbel, in Empfang zu nehmen. In seiner Rede schlug er dem damaligen Oberbürgermeister Georg Schlösser (CDU) vor, man könnte doch zwischen den Städten Solingen und Thiès, wo Senghor vor seiner Wahl zum Präsidenten als Bürgermeister tätig war, eine Städtepartnerschaft begründen. Eine Solinger Delegation reiste 1985 zum ersten Mal nach Thiès, kurz danach wurde der Förderverein ins Leben gerufen. 1986 besuchte die erste Schülergruppe aus Thiès Solingen und die Hilfsprojekte „Wasserversorgung und Ernährung“ sowie „Medizinische Hilfen“ wurden ins Leben gerufen.
Partnerstädte
Nach Aue-Bad Schlema in Sachsen, Chalon-sur-Saône (Frankreich), Gouda (Niederlande), Ness Ziona (Israel) und Jinotega (Nicaragua) stellen wir heute Thiès (Senegal) vor. Es folgt noch Blyth (Großbritannien).
Bürgermeister möchte Präsident werden
Kürzlich hat der Bürgermeister von Solingens Partnerstadt Thiès bekannt gegeben, dass er für die Präsidentschaftswahlen 2024 kandidieren werde. Barbacar Diop (40) war im vergangenen September noch zu Gast in Solingen anlässlich des Treffens mit anderen Partnerstädten der Klingenstadt. Diop wird Spitzenkandidat seiner Partei „Forces démocratiques du Sénégal“ (Demokratische Kräfte Senegals), auch bekannt als Guelwaars, sein und versuchen, das wichtigste Amt im Staat zu erlangen. Die Präsidentschaftswahlen sind schon heute das bestimmende Thema in den Medien. Der bisherige Präsident Macky Sall ist laut Verfassung von einer dritten Amtszeit ausgeschlossen. Dennoch scheint es so, dass er trotzdem kandidieren möchte. Die Opposition beschuldigt ihn, Pläne zur Änderung der Verfassung im Hinblick auf eine Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen 2024 zu hegen. Dies sowie die anhaltend hohen Preise für Grundnahrungsmittel sowie Benzin sorgen für Unmut in der Bevölkerung. Diop, der neben Französisch auch Englisch fließend spricht und sehr von Solingen angetan war, ist auch Dozent für Philosophie an der Cheikh Anta Diop Université in der Hauptstadt Dakar. Er sei der Kandidat für die „vergessenen Menschen“, insbesondere die Armen, die Arbeiter, die Jugend, die Frauen, und will die Demokratie stärken.