Stöcken 17
Rasspe-Gelände: Kleidung aus Holz zieht bald ein
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Das Wuppertaler Unternehmen Wijld zieht auf das frühere Rasspe-Areal.
Von Manuel Böhnke
Solingen. Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein normales T-Shirt. Auf den zweiten auch. Doch das Oberteil, das Timo Beelow präsentiert, war einmal ein Stück Holz. Der Unternehmer ist Gründer und Geschäftsführer der Wijld GmbH. Die Firma ist seit 2016 auf umweltfreundliche Mode spezialisiert. Produziert werden die Kleidungsstücke in Portugal, Verwaltung, Designer und Lager befinden sich in Wuppertal. Bis jetzt. Denn im Spätsommer ist der Umzug nach Stöcken geplant. Das junge Unternehmen hat den östlichen Gebäudekomplex auf dem früheren Rasspe-Gelände gekauft.
Bislang befand sich das Objekt im Eigentum der ISG Industriemesser GmbH. Der Betrieb teilt sich die Fläche zukünftig mit Wijld. Das Modeunternehmen wird ungefähr 1200 Quadratmeter Lager- sowie 600 Quadratmeter Bürofläche beziehen. Der Umbau läuft. Die Wuppertaler lassen sich das Vorhaben „mehrere Millionen Euro“ kosten – ohne Unterstützung eines externen Investors.
Die ersten Schritte ging Timo Beelow im Technologiezentrum Wuppertal, ehe ein Umzug nach Vohwinkel erfolgt ist. Dort stößt das Unternehmen an räumliche Grenzen. Der neue Standort in Solingen entspannt die Situation. Für den Start ist er tendenziell sogar etwas zu groß, bekennt der Geschäftsführer: „Aber wir wollen Platz zum Wachsen haben.“ Der ist vorhanden. Und auch optisch findet Beelow Gefallen am künftigen Firmensitz: „Das Gebäude ist, wenn man eine gute Portion Vorstellungskraft mitbringt, wahnsinnig schön.“
Fertigen wird Wijld nicht in der Klingenstadt. Das Holz für die Produkte stammt laut Unternehmensangaben aus nachhaltiger Forstwirtschaft in Deutschland, Österreich und Tschechien. Ein Kilogramm genüge, um bis zu vier T-Shirts herzustellen. Der Rohstoff wird zu kleinen Schnipseln verarbeitet, ein organisches Lösungsmittel entzieht ihm Zellulose. Dabei entsteht eine honigartige Masse, die durch Spinndrüsen gepresst wird. Das Ergebnis sind feine Fasern, die sich zu Garn spinnen lassen. Das Vorgehen verspricht Timo Beelow zufolge CO2-Einsparungen sowie einen geringeren Einsatz von Wasser und Chemikalien. Angeboten werden die Kleidungsstücke vorwiegend im Internet.
Auf den Standort in Stöcken ist der Geschäftsführer dank der Bergischen Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft gestoßen. Die BSW wird Ankermieter in der benachbarten früheren Lehrwerkstatt auf dem Rasspe-Areal. Die Bauconzept Real Estate GmbH hat diese Immobilie sowie das denkmalgeschützte Lager- und Verwaltungsgebäude an der Straße Stöcken erworben. Der Investor baut beide Objekte aufwendig um. Dabei hat die Lehrwerkstatt Vorrang – die BSW kann das Gebäude wohl Ende 2023, Anfang 2024 beziehen, kündigt Frank Balkenhol an.
Der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung und Prokurist Achim Willke freuen sich über das neue Leben auf der Fläche. Wijld passe sehr gut zu dem Konzept für Stöcken 17. Das Gewerbegebiet soll sich auf Wandel fokussieren, Themen wie intelligente Produktion, Nachhaltigkeit und neue Mobilität Platz bieten.
Das ehemalige Rasspe-Areal ist Teil des „Innovation-Belt Solingen“. So bezeichnet die Wirtschaftsförderung das Zusammenspiel dreier „gewerblich bedeutsamer Entwicklungsstandorte“. Neben Stöcken 17, das ins Städtedreieck ausstrahlen soll, zählt das Gründer- und Technologiezentrum an der Grünewalder Straße dazu. Dort liegt der Fokus auf Hardware-Innovationen. Im geplanten Gewerbegebiet Ohligs-Ost soll es hingegen vorwiegend um IT gehen. Dieses Projekt, hofft Wirtschaftsförderer Frank Balkenhol, soll bis ins Rheinland wirken.
Stöckerberg-Trasse
Die ehemalige Straßenbahnstrecke der Linie 5 soll für den Fuß- und Radverkehr als Stöckerberg-Trasse reaktiviert werden. Dafür setzt sich der Verein „Neue Wege Solingen“ ein. Davon profitieren würde das geplante Gewerbegebiet Stöcken 17, das an der Strecke liegt. Mit einer Machbarkeitsstudie möchte die Stadt herausfinden, wie sich der Plan umsetzen lässt. In Auftrag gegeben ist sie noch nicht, erklärt die Verwaltung auf Nachfrage, doch die Mittel für die Untersuchung sind im Haushalt vorgesehen.