Mit Glücksbuch, Rap und Wachsmalstiften
Kinder lernen, mit belastenden Situationen umzugehen
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Die Grundschule Gerberstraße führt ein Pilotprojekt durch.
Von Daniela Neumann
Solingen. In der Klasse 2b der Grundschule Gerberstraße ist es bunt geworden. „Hierbei gibt es kein Richtig und kein Falsch“, sagt Moderatorin Sabine Becker zu den Bildern der Kinder. Mit je einem Wachsmalstift in jeder Hand konnten sie zu Musik das aufs Papier bringen, was sie beim Hören empfanden.
Rund 100 Kinder nutzen Glücksbuch und mehr
Einmal innehalten, nachspüren, wie geht es mir, was brauche ich: Was Erwachsene spätestens seit der Corona-Krise überall lesen, lernen rund 100 Kinder derzeit in einem Pilotprojekt an der Gräfrather Grundschule. In zwei thematischen Blöcken nehmen die vier Klassen der ersten beiden Schuljahrgänge kostenlos daran teil. Finanziert wird das zweimonatige Projekt über den Schulverein und die Bergische Krankenkasse.
Während Sabine Becker mit den Kindern der Eulenklasse spricht, reicht Projekt-Leiterin Bethina Altschul von der Düsseldorfer Juvenium – Fachakademie für Jugendcoaching ihnen zum Abschluss einen Glücksstein. Wie sie ihn einsetzen, können sie selbst entscheiden: Sie legen ihn beispielsweise direkt in ihre Box mit Dingen, die sie bestärken, oder lassen ihn noch etwas liegen, während sie in ihr Erinnerungsbuch schreiben. Als roter Faden beziehungsweise Anker bei der Einordnung von auftauchenden Gefühlen helfen den Kindern die beiden Figuren „Happy“ (Glücklich) und „Relax“ (Entspannen, erholen). „Wie man auf Fantasiereise gehen kann“, das hat Philipp (8) so gelernt. Und wie er dann das Glücksbuch benutzen kann. In ihres schreibt Emilia (8) am Ende noch etwas auf, und Liyana (7) berichtet direkt, wie die Stunde gelaufen ist.
Höhepunkt ist der Rap, bei dem alle, Lehrkräfte wie Kinder, mitmachen: „Ich bin gut, genauso wie ich bin“, „Ich hab Mut“, „Mein Gefühl ist wichtig“, heißt es da, und dass alle zusammenhalten wollen. „So erfahren die Kinder Achtsamkeit, Selbstwirksamkeit und Sozialverhalten“, fasst Sozialpädagogin Bethina Altschul zusammen.
Konrektorin Anja Bohlscheid lobt den ganzheitlichen, systemischen Ansatz des Projektes, den auch die Schule als solche verfolge: „Alle im System werden eingebunden, auch die Eltern.“ Für die Erziehungsberechtigten gab es einen Elternabend. Im Anschluss soll das Projekt ausgewertet werden.
Gerade nach Corona sei es wichtig zu merken: Ja, der Weg kann steinig sein; und ja, ich kann herausfinden, wie ich damit umgehe. Das erlebten die Kinder etwa auf einem Hindernisparcours, berichtete Bethina Altschul: So lernten sie auf spielerische Weise einen gesunden Umgang mit Belastungssituationen. „Die Gesundheit der Kinder in unserer Region liegt uns am Herzen“, betont Julia Klauke von der Bergischen Krankenkasse zu ihrer Beteiligung – und spiegelte den Anwesenden ihre Freude über das Gelingen wider.