Energiekrise
Kein Photovoltaik für den Walder Stadtsaal
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Neue Eigentümer wollen Modernisierung vorantreiben, um Energiekosten zu sparen.
Von Anja Kriskofski
Solingen. Sie haben den Walder Stadtsaal im November 2022 gekauft: Die Burger Marvin Oberlies und Fabian Zielke. Zusammen mit ihrem Freund Niclas Kleine betreiben sie seitdem den traditionsreichen Versammlungsort. Das Trio will den denkmalgeschützten Stadtsaal nach und nach modernisieren – auch energetisch. Um von den hohen Energiekosten runterzukommen, würden die neuen Eigentümer gerne eine Photovoltaikanlage auf dem Hauptdach installieren. Das lehnt die Untere Denkmalschutzbehörde jedoch ab.
Knapp 4000 Euro pro Monat zahlten die Betreiber aktuell für Strom und Gas, berichtet Marvin Oberlies. Geheizt werde mit einer Gasheizung aus dem Jahr 1991. Die Überlegung: Mit einer PV-Anlage selbst Strom produzieren, mit dem dann unter anderem Klimageräte mit Wärmepumpenfunktion gespeist werden können, um den großen Saal zu beheizen. „Und als Ergänzung eine kleine Gasheizung.“ Man sei bereit, eine fünfstellige Summe in die Umstellung zu investieren.
Auch andere Eigentümer kämpfen um eine Genehmigung
Als Standort für Photovoltaik habe der hinzugezogene Energieberater das Hauptdach empfohlen: „In seinen Augen macht das nur da Sinn“, berichtet Oberlies. Ende Februar habe man einen entsprechenden Antrag bei der Unteren Denkmalbehörde gestellt. Schon bei einer Begehung mit Denkmalschützern sei ein „nein“ für das Hauptdach sig-nalisiert worden.
Auf dem Dach des Gebäudes dürfe keine Photovoltaikanlage installiert werden, „weil der Walder Stadtsaal unter Denkmalschutz steht und das sichtbare Erscheinungsbild nicht verändert werden darf“, teilt die Stadt Solingen auf Anfrage mit. Weitere Auskünfte wolle man mit Hinweis auf den laufenden Erlaubnisantrag jedoch nicht geben.
Für Oberlies ist die Begründung nicht schlüssig: Die für die Anlage vorgesehene Fläche des Hauptdachs befinde sich auf Seiten des Biergartens. „Von der Straße aus ist das Hauptdach nicht sichtbar.“ Auf dem später errichteten Anbau im hinteren Teil des Stadtsaals wären Sonnenkollektoren zwar erlaubt. „Aber der ist von Bäumen umzingelt und müsste erst gedämmt und neu gedeckt werden.“
Um den Walder Stadtsaal als Denkmal zu erhalten, das sich auf lange Sicht trägt, müsse energetisch etwas passieren, sagt der junge Eigentümer. „Je mehr man auf lange Sicht einspart, desto mehr kann in die Instandhaltung fließen.“
Auch Michael Kramer kämpft um die Genehmigung für eine Photovoltaikanlage auf dem Dach seines denkmalgeschützten Hauses (Baujahr 1892) in Mitte. Er setzte im vergangenen Jahr seine Hoffnungen auf eine Novellierung des nordrhein-westfälischen Denkmalschutzgesetzes. Demnach sind „Solaranlagen grundsätzlich zu erlauben, wenn sie keine erhebliche Beeinträchtigung des Denkmals darstellen“. Dennoch habe sich nichts bewegt, sagt Kramer. „Die wollen bei der Stadt Solingen einfach nicht“, glaubt er. Er habe in der vergangenen Woche weitere geforderte Unterlagen eingereicht, darunter auch ein Gutachten zur Traglast des Daches. „Bislang habe ich keine Reaktion erhalten.“ Kramer wünscht sich ein Gespräch mit Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD). „Er hat ja ausgerufen, dass die Stadt sich für Klimaschutz einsetzt. Dann sollen sie auch entsprechend handeln.“
„Ich verstehe nicht, dass das so streng sein muss“, sagt Marvin Oberlies. Das Hauptdach des Stadtsaals sei doch nur vom Biergarten aus sichtbar. Er will nun das Gespräch mit der Bezirksvertretung Wald suchen. In der Januar-Sitzung des Stadtteilgremiums hatte eine Bürgerin kritisiert, dass den neuen Eigentümern des Walder Stadtsaals bei der Umstellung auf erneuerbare Energien Steine in den Weg gelegt würden.
Veranstaltungen
Der Betrieb im Walder Stadtsaal sei unter den neuen Eigentümern ganz gut angelaufen, sagt Marvin Oberlies. Sie setzen darauf, dass die Buchung für Hochzeitsfeiern ab 2024 richtig greift. Als eigene Veranstaltungen seien einmal im Quartal Partys geplant. „Die 80er- und 90er-Jahre-Party war der Anfang. Anfang April hoffen wir, mit dem Biergarten starten zu können.“